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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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erinnerte. Wild wuchernder Efeu wie am Haus meiner Tante in Seattle. Schlampige Graffiti mit Peace-Zeichen, Regenbogen und tanzenden Skeletten wie auf den Postern der Rockband Grateful Dead, die Dad in unserer Garage verstaut hatte. Schwarzweiß gestreifte Markisen, die fast genauso aussahen wie die Tapete im oberen Badezimmer, das Jack und ich uns teilten.
    Es war, als hätte sich meine Erinnerung durch San Francisco gearbeitet und Spuren aus meinem früheren Leben hinterlassen. Wir bogen links in die Beulah Street ein und dann rechts in die Shrader Street.
    Noch einen halben Block, und wir waren da.
    Doch zu meiner Überraschung war mein Rabbit Hole verschwunden.
    Oder besser gesagt, der Laden war zerstört .
    Er war vollkommen ausgeschlachtet. Das einst so schöne Schaufenster war zertrümmert. Die Tür hing halb aus den Angeln, als sei sie von einem Verhaltensgestörten eingetreten worden. Schwarze Graffiti – seltsame Symbole, die ich nicht kannte – waren auf den Gipsputz und die Ziegel an der Außenwand gemalt, und die alte Straßenlaterne sah aus, als sei sie schon seit geraumer Zeit außer Betrieb. Außerdem war der gesamte Gehweg von Glasscherben übersät.
    Die ganze Szenerie machte mir Angst, und ich wünschte, wir wären wieder in Half Moon Bay.
    »Immer mir nach, wer zum unheimlichsten Ort des Universums geführt werden will«, sagte ich sarkastisch.
    Wenigstens war ich nicht auf einer Bananenschale ausgerutscht oder hatte aus Versehen meine Klamotten verloren – Dinge, die ja bekanntlich durchaus im Bereich des Möglichen lagen.
    Ich wurde einen Moment rot, als ich daran dachte, wie Patrick mir nach meinem zweiten Sprung von der Brücke mit dem Reißverschluss an meinem Kleid helfen musste. Das konnte auch nur mir passieren, dass der erste Junge, der mich vollkommen nackt sah, ein toter Typ aus den Achtzigern war.
    Okay, okay, ein ziemlich süßer toter Typ aus den Achtzigern, aber trotzdem.
    »Komm, Wauwau.« Ich beugte mich zu Hamloaf herunter, um ihn auf den Arm zu nehmen und uns nach Half Moon zurückzubeamen. »Hier gibt es nichts mehr zu sehen.«
    Eine Stimme hinter mir ließ mich mitten in meiner Bewegung erstarren.
    »Du willst schon wieder gehen?«
    Mir stockte der Atem, als ich mich erschrocken umdrehte und mich einem Mädchen in meinem Alter gegenübersah. Sie war zierlich und sportlich und hatte beneidenswert hübsche Wangenknochen und dunkelgraue Augen. Ein langer dunkler Zopf hing locker über ihre Schulter, und ihre Haut war so makellos, dass sie mich an eine Porzellanpuppe erinnerte. Wären da nicht die Brandnarben gewesen, die dicht an ihrem Haaransatz begannen und wie winzige Flammen die ganze linke Seite ihres Gesichts bedeckten, hätte dieses Mädchen durchaus ein Model sein können.
    Ich starrte sie sprachlos an. Aber nicht, weil sie schön war.
    Sondern weil ich sie wiedererkannte.
    »Hey, Brie.« Sie lächelte, und ihre Augen funkelten, kleine Kohlen, die die Nacht erhellten. »Ich bin’s. Larkin.«

31
    enjoy the silence

    »Larkin? Larkin Ramsey? «
    Ich gab ihr einen heftigen Klaps auf den Arm als Strafe dafür, dass sie mich so erschreckt hatte. »Was zum Teufel machst du hier?!«
    »Au!«, rief sie lachend. »Meine Güte, ich wünschte, du könntest jetzt gerade dein Gesicht sehen! Es ist zu komisch!«
    Ich konnte es einfach nicht glauben. Das war zu verrückt, um wahr zu sein. Doch es gab keinen Zweifel, dieses Mädchen war eindeutig Larkin. Sie sah genauso aus, wie ich sie aus der neunten Klasse in Erinnerung hatte. Na ja, natürlich abgesehen von den Spuren, die ihr Tod hinterlassen hatte.
    Die Welt ist klein. Oder besser gesagt, die Nachwelt ist klein.
    Sie ging zu Hamloaf hinüber. »Wer ist denn dieser Beagle hier?«
    »Basset«, korrigierte ich sie. »Was, du erinnerst dich nicht an ihn?«
    Sie starrte ihn solide dreißig Sekunden an, ohne etwas zu sagen. »Hamloaf?«, meinte sie dann. Sie beugte sich zu ihm hinunter und schüttelte ihm die Pfote. »Nee, oder!?« Sie klang ernsthaft beeindruckt. »Du machst wohl Witze! Das ist das erste Mal, dass ich eine Dimensionenüberschreitung sehe.«
    »Was für eine Überschreitung?«
    »Eine Dimensionenüberschreitung.« Sie kraulte Hamloaf hinterm Ohr, und der ließ ein lautes, zufriedenes Gähnen vernehmen.
    »In dir klopft ein Puls, Hundchen«, sagte sie zu ihm. »Du hast hier nichts zu suchen. Nein, das hast du nicht!«
    »Ach so«, sagte ich. »Na ja. Er ist mir sozusagen gefolgt.«
    »Ein typischer Jagdhund. Treibt

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