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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Rothenberg
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an seine Stimme bekam ich ein flaues Gefühl im Magen, und ich fühlte mich schuldig, weil ich ihm gesagt hatte, er solle abhauen. Und Schlimmeres.
    Es war egoistisch von mir.
    Wir saßen schweigend nebeneinander, bis Larkin ihre Zigarette geraucht hatte. Ich wusste nicht recht, worüber ich mit ihr reden sollte. Schließlich hatten wir seit der fünften Klasse, als wir gemeinsam zur Schule gefahren waren, kaum mehr ein Wort miteinander gewechselt.
    »Ich war auch einmal verliebt«, sagte Larkin schließlich. »Der Arme wusste nicht einmal, dass ich existierte.« Sie schmunzelte und tastete vorsichtig nach den Narben in ihrem Gesicht. »Ich meine, nicht dass ich sehr lange existiert habe.« Dann zwinkerte sie mir zu. »Na ja, Scheiß drauf.«
    Es war schwer zu glauben, dass ein so fantastisch aussehendes Mädchen wie Larkin – Narben hin oder her – jemals wegen eines Jungen Liebeskummer gehabt hatte. Klar, sie war immer schon eine ziemliche Einzelgängerin gewesen, aber es schien völlig absurd, dass Larkin Ramsey von einem Jungen, der ihr gefiel, ignoriert worden war.
    Wer weiß, dachte ich. Vielleicht ist jeder Herzschmerz ähnlich.
    »Wer war es?«, fragte ich neugierig. »Wer war der Junge?«
    »Versprichst du, dass du nicht lachst?«
    »Versprochen.«
    Sie lächelte verlegen. »Dr. O’Neil.«
    Mein Mund blieb vor Erstaunen offen stehen. »Der Chemielehrer?«
    »Ja, ich weiß!«, knurrte sie. »Aber du musst zugeben, dass er echt heiß ist!«
    Da konnte ich ihr nicht widersprechen. Ich kannte viele Mädchen, die das dachten. Sadie eingeschlossen.
    Wir redeten und redeten und konnten gar nicht mehr aufhören. Ich erzählte ihr alles über das Slice und meinen Streit mit Patrick. Dann erzählte ich ihr, wie ich meine Angst vor dem Motorradfahren fast ganz überwunden hatte und von der Affäre meines Dads mit Mrs. Brenner. Sogar von meinem dummen gebrochenen Herzen erzählte ich ihr und von dem noch dümmeren Jungen, der es gebrochen hatte. Alles über sein dummes Haar, sein dummes Lächeln, sein dummes Skateboard und sein Leichtathletikteam – ich erwähnte sogar seine dämliche Schwärmerei für Herr der Ringe.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Dieser Jakob scheint ein echter Mistkerl zu sein. Ich würde sagen, du bist ohne ihn besser dran.«
    Es tat gut, sich das alles von der Seele zu reden. Wirklich, wirklich gut. Ich nahm einen tiefen, langsamen Atemzug und fühlte mich absolut befreit. Da nahm ich den Geruch von Strand und Surfen und Sonnenaufgang war.
    Oh, endlich Tageslicht.
    Ich sah zum Himmel hinauf und wunderte mich, als ich nicht einmal einen Flecken Gold oder Blau oder Violett am Horizont erkennen konnte. Nur endloses, unergründliches Schwarz.
    »Guck nicht so überrascht«, sagte Larkin. »Die Sonne scheint hier seit Ewigkeiten nicht mehr.« Sie stand auf und streckte sich. »Hey!« Sie lachte. »Wenigstens bekommen wir keinen Hautkrebs.«
    »Da ist was dran«, erwiderte ich und stand ebenfalls auf. Und ehe ich mich’s versah, drückte sie mich fest an sich.
    »Ich bin so froh, dass du da bist, Brie.« Sie sah zu Hamloaf hinüber, der auf dem Gehweg auf der anderen Straßenseite friedlich schnarchte. Für einen Moment glänzten ihre Augen im Sternenlicht. »Ihr beide.«

32
    just like a prayer

    Wenn sich Menschen übers Sterben unterhalten, sprechen sie oft über die letzten Bilder, die man vor Augen hat. Über den letzten Gedanken. Die letzte Erinnerung. Das letzte Gefühl oder den letzten Kuss, den letzten Streit oder das letzte Lied, das im Radio lief – welche bedeutende letzte Sache es auch immer ist, sie soll in irgendeiner Weise das ganze Leben in einem einzigen Moment zusammenfassen, und das alles verpackt im hellen Schein eines perfekten letzten Lichts.
    Aber hier kommt ein Geheimnis über dieses sagenhafte letzte Licht:
    Es existiert nicht.
    In Wirklichkeit ist es viel einfacher.
    Erster Schritt: Du bist da.
    Zweiter Schritt: Du bist nicht mehr da.
    Dann heißt es, Lichter aus für immer. Eine beängstigende Vorstellung, ich weiß. Früher hatte ich Angst vor der Dunkelheit.
    Aber heute ist das anders.
    Seit Larkin mir gezeigt hat, was es heißt loszulassen. Deine Seele zu befreien. Ein bisschen zu »leben«, sozusagen.
    In dem Jahr mit dem Jungen, dessen Namen ich lieber nicht erwähnen will, konnte ich stundenlang immer wieder dieselben kitschigen Liebeslieder singen und mich in den Liedtexten verlieren, als sei jedes Wort davon speziell für uns geschrieben worden. Aber Larkin

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