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Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Weit Gegangen: Roman (German Edition)

Titel: Weit Gegangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Möglichkeiten hörte, die Mr CB mir eröffnete, spürte ich ganz deutlich, dass Gott in dieser Phase meines Lebens mit mir war.
    Zu dieser Zeit gab es in Kakuma etwas völlig Neuartiges: Dank des Einfallsreichtums eines somalischen Geschäftsmannes wurde es für Leute mit Geld möglich, Verwandte in den kriegsgebeutelten Gebieten Ostafrikas zu erreichen oder zumindest den Versuch zu unternehmen, sie zu erreichen. Der Somali, der unter den Englisch sprechenden Flüchtlingen bald nur noch Mr CB hieß, wusste, wie man Kontakt zu Nichtregierungsorganisationen in dem Gebiet aufnahm, und mitunter schaffte er es, dass Leute aus dem Umland ans Funkgerät geholt wurden, um mit Verwandten in Kakuma zu sprechen. Wer jemanden im Südsudan erreichen wollte, ging zu Mr CB und zahlte ihm für vier Minuten am Funkgerät 250 Shilling – eine hohe Summe für die meisten im Lager. Der fand dann heraus, wie der fragliche Verwandte am besten erreicht werden konnte. Falls es in dem Gebiet eine SPLA-Funkstation gab, konnte er dort anfangen. Falls es eine Hilfsorganisation in dem Gebiet gab, nahm er Verhandlungen mit ihr auf. Das war jedoch schwieriger, weil den Hilfsorganisationen die private Nutzung der Funkgeräte meist nicht erlaubt war. Jedenfalls, wenn alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt waren, sagte Mr CB oder einer seiner Mitarbeiter – er hatte nämlich welche aus allen in Kakuma vertretenen Ländern: – Wir suchen nach der und der Person, könnt ihr sie ans Funkgerät holen? Und am anderen Ende der Leitung wurde jemand in das entsprechende Dorf oder Lager oder Gebiet entsandt, um diese Person ausfindig zu machen. Manchmal war die Person hundert Meter entfernt, manchmal hundert Meilen.
    Ich hatte das Geld, um eine Funkverbindung nach Marial Bai zu bezahlen, wo es einen hilfsbereiten Mitarbeiter des International Rescue Committee gab, wie ich erfuhr. Ich musste jetzt dringender denn je mit meinem Vater sprechen, um ihm von den neuen Entwicklungen in meinem Leben zu berichten, um ihm zu sagen, dass ich für die Umsiedelung in die Vereinigten Staaten vorgesehen war. Kaum hatte also Mr CB seinen Laden eröffnet, da stand ich auch schon mit 250 Shilling vor seiner Tür.
    Mr CBs Laden, ein rechteckiges Zimmer mit Lehmwänden und Strohdach, war immer überfüllt. Ehefrauen versuchten, ihre Männer zu erreichen, Kinder suchten nach ihren Eltern. Die Hauptkundschaft des Somali waren Dinka, aber als ich an jenem Tag ankam, waren da eine ruandische Jugendliche, die nach ihrer Tante suchte, der einzigen überlebenden Verwandten, und eine Bantu-Frau, die etwas über ihren Ehemann und ihre Kinder erfahren wollte. Ich setzte mich zwischen zwei andere Lost Boys, jünger als ich, die nur gekommen waren, um sich die Sache anzusehen und ihre Verlässlichkeit zu überprüfen, ehe sie anfingen, das Geld für eigene Funkrufe aufzutreiben.
    Wir saßen alle auf beiden Seiten des länglichen Raumes auf primitiven Bänken, und vorne saß Mr CB auf einem Stuhl, das Funkgerät auf einem groben Tisch vor sich, flankiert von zwei Assistenten, einem Dinka und einem Äthiopier, die sich bereit hielten, um nötigenfalls zu übersetzen.
    Nach zwei Stunden, in denen ich nur statisches Rauschen vernommen und die Enttäuschung der anderen gespürt hatte, war ich an der Reihe, inzwischen hatte ich meine Hoffnungen auf ein realistisches Maß heruntergeschraubt. In der ganzen Zeit, die ich wartete, war nämlich keine einzige Verbindung zustande gekommen, und so rechnete ich mit nichts. Ich setzte mich vor den Tisch und hörte zu, wie Mr CB und seine Helfer den IRC-Mitarbeiter in Marial Bai kontaktierten. Zur allgemeinen Überraschung konnte die Verbindung binnen Minuten hergestellt werden. Die Lost Boys hinter mir schnappten nach Luft, als sie eine Dinka-Stimme am anderen Ende vernahmen. Aber das ging viel zu schnell. Ich war noch nicht so weit.
    Mr CB erklärte in einfachem Arabisch, dass er nach meinem Vater suchte, Deng Nyibek Arou. Der Dinka-Assistent übersetzte, und ich hörte den IRC-Mitarbeiter sagen, dass er meinen Vater just an dem Tag am Flugplatz gesehen hatte. Am Morgen war eine Versorgungsmaschine der Operation Lifeline gelandet, und praktisch das gesamte Dorf war hingegangen, um sich anzusehen, woraus die Lieferung bestand. Mr CB erklärte, er würde sich in einer Stunde wieder melden, und bat darum, meinen Vater, Deng Nyibek Arou, bis dahin ans Funkgerät zu holen. Der Mann in Marial Bai war einverstanden. Ich setzte mich wieder auf die Bank,

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