Weit Gegangen: Roman (German Edition)
nicht wieder zu dieser Art von Arbeit zurückkehren. Ich werde versuchen, mich zu verbessern. Ich werde keine Belastung für diejenigen sein, die mir ohnehin schon zu viel geholfen haben. Ich werde immer dankbar sein für die Vergnügungen, die ich genießen durfte, die Freuden, die mich noch erwarten. Ich werde die Gelegenheiten ergreifen, die sich mir bieten, doch gleichzeitig werde ich nicht mehr so vertrauensselig sein. Ich werde nachschauen, wer vor der Tür steht, ehe ich sie öffne. Ich werde versuchen, offensiv zu sein. Ich werde streiten, wenn es nötig ist. Ich werde kampfbereit sein. Ich werde nicht reflexartig jeden Menschen anlächeln, den ich sehe. Ich werde als gehorsames Kind Gottes leben, und ich werde ihm jedes Mal vergeben, wenn er wieder einen von mir geliebten Menschen zu sich holt. Ich werde ihm vergeben und versuchen, die Pläne, die er mit mir hat, nachzuvollziehen, und ich werde mich nicht selbst bedauern.
Zu Beginn dieses belanglosen Tages werde ich zuerst nach Hause fahren. Achor Achor und ich werden die Stelle, die mit meinem Blut getränkt ist, mit einer Pflanze, einer Lampe, vielleicht einem Tisch zustellen, und wir werden die Dinge ersetzen, die gestohlen wurden. Ich werde Achor Achor sagen, dass ich ausziehe, und er wird es verstehen. Er wird nicht lange brauchen, um einen neuen Mitbewohner zu finden. Viele meiner Brüder hier in Atlanta werden die Wohnung zu schätzen wissen, und dem Nächsten, der einzieht, wird egal sein, was hier geschehen ist.
Heute bieten sich mir Alternativen. Ein Freund von mir ist gerade Vater geworden. Es ist übrigens einer der Dominics, er und seine Frau leben in Macon. Vielleicht werde ich dorthin fahren, Glückwünsche und Geschenke überbringen. Ich könnte nach Macon fahren, das Neugeborene eine Weile im Arm halten und dann, wenn ich mich stark genug fühle, weiter nach Florida fahren und Phil und Stacey und ihre Zwillinge besuchen. Um diese Jahreszeit wäre der Ozean noch kalt, aber ich würde trotzdem versuchen zu schwimmen. Oder soll ich in die andere Richtung fahren? Ich könnte einen Tag und eine Nacht fahren und Moses in Seattle besuchen, ein paar Tage bei ihm bleiben und schließlich bei seinem Marsch mitmachen. Ich möchte gern wieder mit Moses marschieren, und das werde ich auch, ich verspreche, das werde ich, es sei denn, er will barfuß laufen. Würde Moses so etwas tun, barfuß nach Arizona laufen, um eine Botschaft zu vermitteln? Falls ja, würde ich nicht mitmachen, das wäre Wahnsinn.
Ich blicke über die Autodächer auf das Feld, das sich dahinter erstreckt. Ich schließe die Augen vor dem weißen Himmel und sehe das Gelb einer untergehenden Sonne. Ich kann sie jetzt ganz deutlich sehen, sie kommt rasch über den Pfad auf mich zu, hoch aufgeschossen, mit ihrem schlaksigen Gang. Ich sollte zu Hause sein. Es kommt mir falsch vor, dass ich nicht bei ihr zu Hause bin. Ich könnte diese Mühsal hier zurücklassen und bei ihr sein, bei meinem Vater und im Schoß der großen Familie, die ich in Marial Bai habe. Vielleicht ist es nicht meine Bestimmung, hier zu bleiben und mich weiter abzumühen, mit dem schmerzhaften Druck im Kopf. Jahrelang habe ich geschworen, nach Hause zurückzukehren, aber erst wenn ich mein Studium abgeschlossen haben würde. Ich sah mich selbst aus dem Flugzeug steigen – im Anzug, einen Koffer in der Hand, darin mein in Leder eingeschlagenes Diplom – und von meinem Heimatort und meiner Familie mit offenen Armen empfangen werden. Ich habe auch meinem Vater von diesem Plan erzählt, und er gefiel ihm sehr, obwohl er darauf bestand, dass ich warten solle, bis auch er wieder Boden unter den Füßen habe. Ich solle ihn nicht wiedersehen, ehe er sein Geschäft wiederaufgebaut hätte und unser Hof nicht wieder so sei, wie er war, als ich auf die Welt kam.
Ich glaube, dieser Tag wird kommen. Es dauert nur länger, als ich gedacht hatte.
Was immer ich tue, welchen Lebensweg ich auch einschlage, ich werde diese Geschichten erzählen. Ich habe mit jedem Menschen gesprochen, dem ich in diesen letzten schwierigen Tagen begegnet bin, und mit jedem Menschen, der während dieser schrecklichen Morgenstunden in den Klub gekommen ist, denn etwas anderes zu tun wäre menschenunwürdig. Ich spreche mit diesen Menschen, und ich spreche mit dir, weil ich nicht anders kann. Das Wissen darüber, dass du da bist, gibt mir Kraft, fast unendlich viel Kraft. Ich will deinen Blick bannen, dein Gehör, den Raum zwischen uns, der jederzeit
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