Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
seine Finger glitten über die nasse Oberfläche. Einen Augenblick später war der Wagen in die Straße eingebogen, und Garrett fühlte seine letzte Chance dahinschwinden.
    »Theresa!« schrie er. »Warte!«
    Doch sie hörte ihn nicht, weil das Prasseln des Regens alles übertönte. Garrett lief zum Ende der Ausfahrt und winkte heftig mit den Armen, aber sie schien es nicht zu bemerken.
    »Theresa!« schrie er wieder. Er rannte jetzt mitten auf der Straße durch die Pfützen, die sich gebildet hatten. Mehrere Sekunden leuchteten die Bremslichter auf, und der Wagen kam fast zum Stehen. Regen und Nebel umwirbelten ihn und ließen ihn wie ein Trugbild erscheinen. Garrett wußte, daß sie ihn im Rückspiegel beobachtete, daß sie sah, wie er näher kam. Es gibt immer noch eine Chance…
    Plötzlich erloschen die Bremslichter; der Wagen setzte sich erneut in Bewegung und beschleunigte. Obwohl seine Lungen brannten, rannte Garrett weiter. Mit jedem Augenblick wurde der Wagen kleiner, bis er nur noch als undeutlicher Fleck in der Ferne zu erkennen war.
    Schließlich verlangsamte Garrett das Tempo und kam zum Stehen. Es regnete in Strömen, und er atmete schwer. Das Hemd klebte ihm auf der Haut, nasse Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn. Während dicke Tropfen auf ihn niederprasselten, sah er, wie ihr Wagen um eine Ecke bog und jetzt ganz außer Sicht war.
    Trotzdem bewegte er sich nicht von der Stelle. Er blieb mitten auf der Straße stehen, versuchte, wieder zu Atem zu kommen, und hoffte, Theresa werde umkehren und zu ihm zurückkommen. Hoffte auf eine letzte Chance.
    Sie war fort.
    Hinter ihm hupte ein Auto, und sein Atem stockte. Er wirbelte herum, wischte sich die Regentropfen aus den Augen und erwartete fast, ihr Gesicht hinter der Windschutzscheibe zu sehen. Aber er wurde enttäuscht. Garrett trat beiseite, um den Wagen vorbeifahren zu lassen, und als er den neugierigen Blick des Mannes auf sich spürte, wurde ihm plötzlich bewußt, daß er sich noch nie so allein gefühlt hatte.
     
    Theresa erreichte ihr Flugzeug in letzter Minute. Die Handtasche auf dem Schoß umklammernd, starrte sie aus dem Fenster. Der Regen prasselte in Böen dagegen. Unter ihr wurde das letzte Gepäck verladen. Die Männer arbeiteten schnell, damit Koffer und Reisetaschen nicht allzu naß wurden. Als sie fertig waren, wurde die Kabinentür verriegelt und die Treppe weggeschoben.
    Die Stewardessen machten ihre letzte Runde, um sich zu vergewissern, daß alles Handgepäck sicher verstaut war; dann eilten sie zu ihren Plätzen. Die Kabinenlichter blinkten auf, und das Flugzeug rollte langsam in Richtung Startbahn.
    Die Maschine stoppte und wartete auf Starterlaubnis. Geistesabwesend schaute Theresa zum Terminal hinüber. Aus den Augenwinkeln vermeinte sie eine einsame Gestalt wahrzunehmen, die die Hände an die Glasscheiben der Besucherplattform gepreßt hielt.
    War es möglich? Sie kniff die Augen zusammen, aber der Regen und die getönten Scheiben der Halle trübten die Sicht.
    Theresa starrte weiter auf die Gestalt, die noch immer reglos dastand.
    Die Triebwerke heulten auf und wurden für kurze Zeit leiser, bevor sich die Maschine wieder in Bewegung setzte. Theresa wußte, es blieben nur noch wenige Augenblicke. Das Terminalgebäude lag schon hinter ihnen, als die Maschine das Tempo weiter beschleunigte.
    Vorwärts… weiter zur Startbahn… weg von Wilmington…
    Theresa wandte den Kopf, um einen letzten Blick vom Terminal zu erhaschen, doch sie konnte die Gestalt nicht mehr erkennen. Und während Theresa weiter aus dem Fenster starrte, fragte sie sich, ob die Gestalt nicht nur ein Trugbild gewesen war. Das Flugzeug wendete, um in Startposition zu kommen, und Theresa spürte die Schubkraft, als es beschleunigte und sich schließlich in die Lüfte erhob. Durch einen Schleier von Tränen sah sie ein letztes Mal Wilmington, die leeren Strände, den Yachthafen.
    Die Maschine legte sich in die Kurve und nahm Kurs nach Norden. Von ihrem Fenster aus konnte Theresa jetzt nur das Meer sehen, dasselbe Meer, das sie zusammengebracht hatte…
    Kurz bevor sie in der Wolkendecke verschwanden, die alles unter ihnen unsichtbar machte, legte Theresa ihre Hand auf die Scheibe, berührte sie zart und stellte sich vor, seine Hand zu berühren.
    »Leb wohl«, flüsterte sie und ließ ihren Tränen endlich freien Lauf.

13. Kapitel
     
    Der Winter des folgenden Jahres brach früh herein. Theresa hockte am Strand, in der Nähe der Stelle, an der sie die Flasche

Weitere Kostenlose Bücher