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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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sein, deshalb schien das wenig sinnvoll. Sie haßte es, Weihnachten allein zu verbringen. Möglicherweise konnte sie ja auf die Bermudas, nach Jamaika oder in die Karibik reisen - aber sie wußte nicht, mit wem. Vielleicht hatte Janet Zeit, doch das war eher unwahrscheinlich. Sie war zu beschäftigt mit ihren drei Kindern, und Edward würde sich bestimmt nicht frei nehmen können. Vielleicht sollte sie die Woche nutzen, um die Dinge im Haus zu erledigen, die schon so lange anstanden… Doch das kam ihr wie Zeitvergeudung vor. Wer wollte schon seinen Urlaub mit Tapezieren und Anstreichen zubringen?
    Schließlich beschloß sie, die Woche fürs nächste Jahr aufzusparen, falls sich nichts Besseres ergab. Vielleicht konnte sie mit Kevin ein paar Wochen auf Hawaii Ferien machen.
    Sie ging ins Bett und nahm einen der Romane zur Hand, die sie mit nach Cape Cod genommen hatte. Sie war eine schnelle und konzentrierte Leserin und hatte fast hundert Seiten gelesen, ehe sie müde wurde. Gegen Mitternacht knipste sie das Licht aus. Und zum zweiten Mal innerhalb von sechs Tagen träumte sie, über einen menschenleeren Strand zu laufen, ohne zu wissen, warum.
     
    Die Post, die sich am Montagmorgen auf ihrem Schreibtisch stapelte, war überwältigend. Es waren fast zweihundert Briefe, und gegen Mittag kamen noch einmal etwa fünfzig hinzu. Als sie das Büro betrat, wies Deanna stolz auf den Stapel. »Hab ich’s nicht gesagt?« sagte sie schmunzelnd.
    Theresa bat, eventuelle Anrufe nicht zu ihr durchzustellen, und machte sich sofort daran, die Post zu öffnen. Es waren ausnahmslos Reaktionen auf den Brief, den sie in ihrer Kolumne veröffentlicht hatte. Die meisten kamen von Frauen, einige aber auch von Männern, und Theresa war überrascht, wie ähnlich sie einander waren. Jeder schrieb, wie sehr ihn dieser anonyme Brief berührt hätte, und manch einer fragte, ob sie, Theresa, wisse, wer der Verfasser sei. Ein paar Frauen wollten den Mann sogar heiraten, falls er noch frei war.
    Theresa stellte fest, daß fast jede Sonntagsausgabe im Land die Kolumne gebracht hatte und daß manche Briefe sogar aus Los Angeles kamen. Sechs Männer gaben vor, sie hätten den Brief geschrieben, vier verlangten eine Tantieme, und einer drohte sogar mit gerichtlichen Schritten. Sie verglich die Handschriften, doch keine besaß die entfernteste Ähnlichkeit mit der des Briefes in der Flaschenpost.
    Als sie mittags bei ihrem Lieblingsjapaner speiste, wurde sie von mehreren Leuten an den Nachbartischen auf die Kolumne angesprochen. »Meine Frau hat sie an den Kühlschrank geheftet«, sagte ein Mann, und Theresa mußte lachen.
    Am späten Nachmittag hatte sie einen Großteil des Stapels durchgearbeitet und war müde, hatte aber noch keine einzige Zeile für ihre nächste Kolumne geschrieben. Sie fühlte, wie sich ihr Nacken versteifte, wie immer, wenn sie in Terminschwierigkeiten kam. Gegen halb sechs begann sie mit einem Artikel über Kevin und ihre Gefühle als Mutter, wenn er fort war. Es lief besser, als sie erwartet hatte, und sie war fast fertig, als das Telefon läutete.
    Es war die Telefonistin am Empfang.
    »Hallo, Theresa, ich weiß, Sie haben mich gebeten, Ihre Anrufe nicht durchzustellen«, begann sie. »Das war übrigens gar nicht leicht - es waren heute etwa sechzig! Das Telefon hat nicht aufgehört zu klingeln.«
    »Und was gibt es jetzt?«
    »Da ist eine Frau, die heute schon fünfmal und letzte Woche schon zweimal angerufen hat. Sie will ihren Namen nicht nennen, doch ich kenne ihre Stimme inzwischen. Sie sagt, sie müsse Sie unbedingt sprechen.«
    »Können Sie nicht einfach fragen, was denn so wichtig ist? «
    »Das habe ich ja versucht, aber sie ist hartnäckig. Sie sagt, sie würde so lange warten, bis Sie eine Minute Zeit für sie hätten. Es sei zwar ein Ferngespräch, aber sie müsse einfach mit Ihnen sprechen.«
    Theresa starrte auf den Bildschirm vor sich und dachte einen Augenblick nach. Die Kolumne war fast fertig - nur noch ein oder zwei Absätze.
    »Können Sie nicht nach ihrer Telefonnummer fragen, damit ich sie zurückrufen kann?«
    »Nein, die Nummer will sie mir auch nicht geben. Sie ist sehr zugeknöpft.«
    »Wissen Sie, was sie will?«
    »Nein, ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber sie klingt vernünftig - anders als die meisten, die heute angerufen haben. Ein Typ hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    Theresa lachte.
    »Okay. Bitten Sie sie, sich noch zwei Minuten zu gedulden.«
    »Mach ich.«
    »Auf welcher

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