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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Briefe in Flaschen verschickte? Es schien wie ein Wunder, daß eine andere Person drei Jahre zuvor auf einen Brief gestoßen war und ihn in ihrer Schreibtischschublade versteckt hatte, weil er sie ebenso tief angerührt hatte. Und doch war es geschehen. Was aber hatte es zu bedeuten?
    Sie wußte, sie sollte das alles nicht so wichtig nehmen, aber sie tat es trotzdem. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah sich im Raum um. Überall herrschte reges Treiben. Sie öffnete ihre Apfelsaftdose, nahm einen Schluck und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Ihr einziger Wunsch war, daß niemand zu ihr an den Schreibtisch treten würde, bis sie die Dinge besser im Griff hatte. Schon wollte sie die beiden Briefe in ihre Handtasche stecken, als ihr die Anfangsworte des zweiten Briefes in den Sinn kamen.
    Wo bist Du?
    Sie ging aus dem Programm, mit dem sie ihre Kolumne zu schreiben pflegte, und wählte trotz ihrer Zweifel ein anderes, mit dem sie Zugang zum Internet hatte.
    Nach kurzem Zögern tippte sie die Wörter
     
    WRIGHTSVILLE BEACH
     
    ins Suchprogramm und drückte die Return-Taste. Sie wußte, daß irgend etwas aufgelistet sein würde, und in weniger als fünf Sekunden erhielt sie eine Auflistung mit mehreren Themen, unter denen sie wählen konnte.
    Während sie auf den Bildschirm starrte, kam sie sich plötzlich lächerlich vor. Selbst wenn Deanna recht hatte und er irgendwo im Bereich von Wrightsville Beach lebte, war es immer noch fast unmöglich, ihn ausfindig zu machen. Warum versuchte sie es trotzdem?
    Sie kannte natürlich den Grund. Die Briefe waren von einem Mann geschrieben worden, der innige Liebe für eine Frau empfand, von einem Mann, der jetzt allein war. Als kleines Mädchen hatte sie an den idealen Mann geglaubt - an den Prinzen oder Ritter ihrer Kindergeschichten. Im wirklichen Leben aber existierten solche Männer nicht. Wirkliche Menschen hatten wirkliche Anforderungen, wirkliche Erwartungen, wie andere Leute sich verhalten sollten. Zugegeben, es gab auch gute Männer in der realen Welt - Männer, die von ganzem Herzen liebten und in jeder Lebenslage treu blieben - die Art von Mann, den sie suchte, seit sie von David geschieden war. Aber wie konnte man einen solchen Mann finden?
    Im Hier und Jetzt gab es jedoch einen Mann wie diesen - einen Mann, der jetzt allein war -, und dieses Wissen erregte sie zutiefst. Allem Anschein nach war Catherine, wer immer sie auch sein mochte, entweder tot oder ohne Erklärung verschwunden. Trotzdem liebte Garrett sie noch so sehr, daß er ihr seit mindestens drei Jahren Liebesbriefe schickte. Auf jeden Fall hatte er dadurch bewiesen, daß er fähig war, innig zu lieben und, wichtiger noch, seine Liebe zu bewahren, selbst nachdem die Geliebte schon lange fort war.
    Wo bist Du?
    Die Worte gingen ihr immer wieder durch den Kopf wie ein Lied, das sie morgens im Radio gehört und ständig im Sinn behalten hatte.
    Wo bist Du?
    Sie wußte es nicht genau, doch er existierte. Aber wenn es etwas gab, das einem das Herz bewegte, sollte man versuchen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen - das war eines der Dinge, die sie früh im Leben gelernt hatte. Wenn man das Gefühl einfach ignorierte, würde man nie erfahren, was hätte geschehen können, und in vielerlei Hinsicht war das schlimmer als herauszufinden, daß man sich getäuscht hatte. Denn wenn man sich getäuscht hatte, konnte man weiterleben, ohne zurückzuschauen und sich zu fragen, was hätte sein können.
    Aber wohin würde all das führen? Und was bedeutete es? War die Entdeckung des Briefes etwas Schicksalhaftes oder nur ein Zufall? Oder, so dachte sie, sollte es sie nur an das erinnern, was ihr fehlte? Gedankenverloren spielte sie mit einer Haarsträhne, während sie sich diese letzte Frage stellte. Okay, beschloß sie. Ich kann damit leben.
    Aber sie war neugierig, was den geheimnisvollen Schreiber betraf, und es war sinnlos, das zu leugnen - wenigstens vor sich selbst. Und weil niemand sonst es verstehen würde (wie auch, wenn sie es selbst nicht einmal verstand?), beschloß sie, niemandem jemals von ihren Gefühlen zu erzählen.
    Wo bist du?
    Tief in ihrem Innern wußte sie, daß die Computersuche und ihre Schwärmerei für Garrett zu nichts führen würden. Die ganze Sache würde nach und nach zu einer ungewöhnlichen Geschichte werden, die sie immer wieder erzählen würde. Sie würde ihr Leben weiterführen - ihre Kolumne schreiben, Zeit mit Kevin verbringen, all die Dinge tun, die eine

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