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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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David?«
    »Nicht im entferntesten. Sie sind ihm so unähnlich, wie man nur sein kann.«
    »Na, dann hab ich ja Glück gehabt«, lachte er und beugte sich rasch über den Grill. »So, ich glaube, es kann losgehen.«
    »Erklären Sie mir jetzt den Rest Ihres Geheimrezepts?«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte er, und sie erhoben sich.
    In der Küche gab er etwas Zartmacher auf die Steaks und wendete sie noch einmal in dem Brandy. Dann öffnete er den Kühlschrank und nahm eine kleine Plastiktüte heraus.
    »Was ist das?« fragte Theresa.
    »Das ist Talg - der fette Teil des Steaks, der gewöhnlich entfernt wird. Ich habe mir etwas davon mitgeben lassen.«
    »Wozu ist es gut?«
    »Sie werden schon sehen.«
    Er nahm die Steaks, die Tüte und eine Zange mit nach draußen und legte alles auf die Brüstung. Dann hob er den Rost und begann, mit dem Blasebalg die Asche von der Holzkohle fortzublasen.
    »Die Glut muß heiß sein für ein gutes Steak. Also muß die Asche entfernt werden, damit sie die Hitze nicht blockiert.«
    Er schob den Rost wieder auf den Grill, ließ ihn etwa eine Minute heiß werden und legte die Steaks mit der Zange darauf. »Wie mögen Sie Ihr Fleisch?«
    »Halbgar.«
    »Bei Steaks dieser Dicke braucht man etwa elf Minuten für jede Seite.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Sie nehmen das alles ja sehr genau.«
    »Ich habe Ihnen ein gutes Steak versprochen und möchte mein Versprechen halten.«
    Während das Fleisch auf dem Rost garte, beobachtete Garrett sie aus den Augenwinkeln. Der Himmel hatte sich orange gefärbt, und in dem warmen Licht wirkte sie besonders hübsch und irgendwie sinnlich. Verführerisch wehte ihr Haar in der Abendbrise.
    »Woran denken Sie?«
    Beim Klang ihrer Stimme zuckte er zusammen, denn ihm wurde bewußt, daß er eine ganze Weile geschwiegen hatte.
    »Ich habe darüber nachgedacht, was für ein Dummkopf ihr Exmann gewesen ist.« Er drehte sich zu ihr um und sah sie lächeln. Sie berührte flüchtig seine Schulter.
    »Wenn ich noch verheiratet wäre, würde ich jetzt nicht bei Ihnen sitzen.«
    »Und das wäre jammerschade«, erwiderte er und spürte noch immer die Berührung ihrer Hand.
    »Oh, ja, das wäre es«, gab sie zurück, die Augen verträumt ins Leere gerichtet.
    Garrett schwieg eine Weile, ehe er sich wieder an die Arbeit machte. Er nahm einige Talgstücke und legte sie auf die Holzkohle, direkt unter die Steaks. Dann beugte er sich hinab und blies darauf, bis Flammen hochzüngelten.
    »Was machen Sie da?«
    »Der brennende Talg bewirkt, daß das Fleisch saftig und zart bleibt.«
    Er warf weitere Talgstückchen auf die Glut und wiederholte den Vorgang.
    »Es ist so friedlich hier«, sagte Theresa und blickte sich um. »Ich kann gut verstehen, warum Sie dieses Haus gekauft haben. Aber sagen Sie, Garrett, woran denken Sie, wenn Sie hier draußen allein sind?«
    »An vieles.«
    »An nichts Bestimmtes?«
    Ich denke an Catherine, hätte er beinahe gesagt.
    Er seufzte. »Nein, eigentlich nicht. Manchmal denke ich über die Arbeit nach, manchmal über neue Tauchplätze. Und oft träume ich davon, fortzusegeln und alles zurückzulassen.«
    »Könnten Sie das wirklich, Garrett?« Sie sah ihn fragend an. »Einfach so davonsegeln und nie wieder zurückkommen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber der Gedanke gefällt mir irgendwie. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich keine Familie - bis auf meinen Vater natürlich. Und der würde mich sicher verstehen. Mein Vater und ich sind uns sehr ähnlich, und ich glaube, wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er sich längst davongemacht.«
    »Aber das wäre doch wie eine Flucht!«
    »Ich weiß.«
    »Und warum wollen Sie fliehen?« beharrte sie, obwohl sie die Antwort kannte. Als er schwieg, beugte sie sich zu ihm hinab.
    »Ich weiß, es geht mich nichts an, Garrett, aber Sie können vor Lebenskrisen nicht davonlaufen.« Sie blickte ihn mit einem aufmunternden Lächeln an. »Und außerdem können Sie einem Menschen so viel geben.«
    Garrett schwieg und dachte über ihre Worte nach. Wie war es möglich, daß sie genau die Antworten fand, die ihm guttaten?
    Eine Zeitlang war nichts zu hören als das Wehen des Abendwindes, das Rauschen der Wellen am Strand und das Zischen des Fetts auf der Glut. Und wieder ließ Garrett seine Gedanken schweifen, doch diesmal kreisten sie um die beiden vergangenen Tage. Er dachte zurück an den Augenblick, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, an die Stunden, die sie zusammen auf der Fortuna verbracht hatten, an

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