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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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es wegzuzerren. Schützend hob Garrett die Arme über den Kopf, als Teile der Decke herabstürzten.
    Der Gefahr trotzend, wollte er ins Schlafzimmer laufen, um die Andenken zu holen. Er durfte sie nicht zurücklassen.
    »Du kannst es noch schaffen!«
    Irgend etwas an Theresas Stimme ließ ihn zögern. Er blickte zu ihr, dann ins Schlafzimmer.
    Noch ein Stück von der Decke fiel herab, und das Dach gab weiter nach.
    Er machte einen Schritt in Richtung Schlafzimmer, und da sah er, daß Theresa aufhörte zu winken, als hätte sie plötzlich aufgegeben.
    Mit einem gespenstischen Heulen fegte der Wind durchs Zimmer. Möbel kippten um und versperrten ihm den Weg.
    »Garrett! Bitte!« rief Theresa.
    Wieder blieb er beim flehenden Ton ihrer Stimme stehen; ihm wurde klar, daß er nicht davonkommen würde, wenn er die Dinge aus seiner Vergangenheit zu retten suchte.
    War es den Preis wert?
    Die Antwort lag auf der Hand.
    Er gab seinen Versuch auf und eilte zu der Öffnung, wo das Fenster gewesen war. Mit der Faust schlug er die Glasreste heraus. In dem Augenblick, als er auf die Veranda trat, wurde das Dach vollständig fortgerissen, die Wände gaben nach, und alles krachte mit ohrenbetäubendem Lärm zusammen.
    Er hielt nach Theresa Ausschau, um sich zu vergewissern, daß sie unversehrt war. Seltsamerweise aber war sie verschwunden.

10. Kapitel
     
    Theresa schlief noch fest, als am nächsten Morgen in aller Frühe das Telefon läutete. Schlaftrunken griff sie nach dem Hörer.
    »Bist du gut angekommen?« Sie erkannte Garretts Stimme sofort.
    »Ja, bin ich«, sagte sie gähnend. »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach sechs. Habe ich dich geweckt?«
    »Ja, ich bin gestern lange aufgeblieben und habe auf deinen Anruf gewartet. Hast du’s vergessen?«
    »Nein, ich dachte nur, du brauchst etwas Zeit zum Wiedereingewöhnen.«
    »Und warst aber sicher, daß ich im Morgengrauen schon auf den Beinen bin?«
    Garrett lachte. »Tut mir leid. Wie geht’s dir denn?«
    »Gut. Müde, aber gut.«
    »Dann hat dich die Hektik der Großstadt also wieder fest im Griff?« Jetzt wurde Garretts Stimme ernst. »Ich muß dir etwas gestehen.«
    »Was?«
    »Du fehlst mir.«
    »Wirklich?«
    »Ich war gestern noch im Laden, um allen möglichen Papierkram zu erledigen, aber ich habe nichts zuwege gebracht, weil ich ständig an dich denken mußte.«
    »Gut zu hören.«
    »Wie ich die nächsten beiden Wochen arbeiten soll, ist mir ein Rätsel.«
    »Du wirst es schon schaffen.«
    »Vielleicht kann ich nicht mal schlafen.«
    »Das geht mir jetzt aber zu weit«, lachte Theresa. »Ich steh nicht auf weichliche Typen. Männer sollten schon Männer sein.«
    »Na, dann will ich mich mal anstrengen.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Auf der hinteren Veranda. Ich betrachte den Sonnenaufgang.«
    Theresa dachte an den herrlichen Anblick.
    »Ist es schön?«
    »Es ist immer schön, aber heute morgen kann ich es nicht so genießen wie die letzten Male.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du nicht hier bist.«
    Theresa lehnte sich behaglich in ihre Kissen zurück.
    »Du fehlst mir genauso.«
    »Hoffentlich. Es wäre schlimm, wenn es nur mir so ginge.«
    Sie lächelte und wickelte gedankenverloren eine Haarsträhne um den Zeigefinger. Bis sie sich endlich widerstrebend verabschiedeten, waren zwanzig Minuten vergangen.
     
    Als Theresa etwas später als gewöhnlich die Redaktion betrat, bekam sie allmählich die Folgen der stürmischen letzten Woche zu spüren. Sie hatte vergangene Nacht kaum geschlafen, und ein kritischer Blick in den Spiegel ließ sie aufstöhnen; sie fand sich um Jahre gealtert.
    Wie jeden Morgen ging sie als erstes zum Kaffeeautomaten in der Cafeteria, und als sie sich gerade einen zweiten Kaffee zum Aufputschen genehmigen wollte, stand plötzlich Deanna hinter ihr.
    »Hallo, Theresa«, rief sie erfreut. »Ich hätte nicht gedacht, daß du heute kommst. Ich platze vor Neugier zu hören, was passiert ist.«
    »Guten Morgen«, murmelte Theresa und rührte in ihrem Kaffee. »Entschuldige die Verspätung.«
    »Ich bin froh, daß du überhaupt da bist. Fast hätte ich gestern abend noch bei dir hereingeschaut, aber ich wußte nicht, wann du zurückkommst.«
    »Tut mir leid, daß ich nicht noch angerufen habe, aber die Woche war sehr anstrengend.«
    Deanna lehnte sich an den Türrahmen. »Das wundert mich gar nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    Deannas Augen leuchteten. »Du warst wohl noch nicht an deinem Schreibtisch.«
    »Nein, ich bin eben erst gekommen. Warum?«
    »Na,

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