Weit wie das Meer
sieht so aus, als hättest du einen guten Eindruck gemacht.«
»Wovon sprichst du, Deanna?«
»Komm mit.« Mit einem verschwörerischen Lächeln führte Deanna sie in den Nachrichtenraum. Als Theresa ihren Schreibtisch sah, blieb ihr der Mund offenstehen. Neben der Post, die sich in ihrer Abwesenheit gestapelt hatte, stand in einer Glasvase ein Dutzend rote Rosen.
»Die sind heute morgen geliefert worden. Der Überbringer schien etwas zu zögern, als er hörte, die Empfängerin sei nicht da. Als ich dann einfach behauptete, ich sei die Glückliche, da hättest du ihn erst mal sehen müssen.«
Theresa hörte gar nicht zu, sondern griff nach dem Umschlag, der an der Vase lehnte, und öffnete ihn. Deanna stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute ihr über die Schulter.
Der schönsten Frau, die ich kenne…
Jetzt, da ich wieder allein bin,
ist nichts mehr, wie es vorher war.
Der Himmel ist grau, das Meer bedrohlich.
Soll alles wieder schöner werden?
Dann mußt du herkommen.
Du fehlst mir.
Garrett
Theresa lächelte, steckte die Karte wieder in den Umschlag und schnupperte an den Blumen.
»Du mußt eine herrliche Zeit gehabt haben«, sagte Deanna.
»Ja, das habe ich«, war Theresas schlichte Antwort.
»Ich brenne darauf, mehr zu erfahren - jedes pikante Detail.«
Theresa waren die verstohlenen Blicke ihrer Kollegen nicht entgangen. »Ich glaube, wir sollten warten, bis wir allein sind. Ich möchte nicht, daß das ganze Büro darüber klatscht.«
»Zu spät, Theresa, das tun sie bereits, seit die Blumen abgegeben wurden.«
»Hast du ihnen gesagt, von wem sie sind?«
»Natürlich nicht. Um ehrlich zu sein, macht es mir Spaß, sie auf die Folter zu spannen.« Sie zwinkerte Theresa lächelnd zu. »Hör zu, ich habe ’ne Menge Arbeit. Was hältst du von einem gemeinsamen Lunch? Dann können wir in Ruhe reden.«
»Gerne. Wo?«
»Bei Mikunis? Ich wette, du hast in Wilmington kein einziges Mal Sushi gegessen.«
»Prima Idee. Und, danke, Deanna, daß du nichts ausgeplaudert hast.«
»Ist doch klar.«
Deanna klopfte ihr auf die Schulter und ging in ihr Büro zurück. Theresa roch noch einmal an ihren Rosen, stellte die Vase zur Seite und sah ihre Post durch. Als sie das Gefühl hatte, daß niemand sie beobachtete, griff sie zum Telefon und wählte Garretts Nummer.
»Moment, ich glaube, er ist in seinem Büro«, sagte Ian. »Wen darf ich melden?«
»Sagen Sie ihm, es ist jemand, der in zwei Wochen Tauchunterricht nehmen möchte.« Da sie nicht sicher war, ob Ian von ihrer Beziehung wußte, zog sie es vor, sich nicht zu erkennen zu geben.
Ian schaltete sie auf Warteschleife. Nach einer Weile klickte es in der Leitung, und Garrett meldete sich.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Es wäre zwar nicht nötig gewesen, aber sie sind ein Gedicht.«
Als Garrett ihre Stimme erkannte, veränderte sich sein Tonfall sogleich. »Ach, du bist es! Bin ich froh, daß sie angekommen sind. Gefallen sie dir wirklich?«
»Woher wußtest du, daß Rosen meine Lieblingsblumen sind?«
»Ganz sicher war ich mir nicht, aber ich weiß, daß die meisten Frauen Rosen lieben.«
»So, du schickst also vielen Frauen Rosen?«
»Was dachtest du? Ich habe unzählige Fans. Tauchlehrer sind nämlich so was wie Filmstars.«
»Ach, wirklich?«
»Wußtest du das etwa nicht? Und ich dachte, du wärst eben ein Groupie.«
»Danke«, lachte sie.
»Hat irgendjemand gefragt, von wem die Blumen sind?«
»Natürlich.«
»Ich hoffe, du hast nur Gutes über den Absender gesagt.«
»Klar. Ich habe gesagt, er ist Ende Sechzig und dick und lispelt, so daß man ihn kaum verstehen kann. Aus Mitleid wäre ich mit ihm zum Essen gegangen, und seither läßt er mir keine Ruhe.«
»Das tut weh«, sagte er. »Trotzdem hoffe ich, die Rosen sagen dir, daß ich an dich denke und daß ich dich nicht vergessen will.«
Sie betrachtete die Rosen. »Sie haben’s mir gerade zugeflüstert.«
Als sie aufgelegt hatten, las Theresa noch einmal die Karte und steckte sie dann in ihre Handtasche. Niemand in der Redaktion sollte sie lesen.
»Also, wie ist er?«
Die beiden Frauen saßen sich gegenüber, und Theresa reichte Deanna ihre Urlaubsfotos.
»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Am besten am Anfang«, sagte Deanna lakonisch, den Blick auf die Fotos geheftet. »Und daß du mir nichts verschweigst.«
Da sie bereits berichtet hatte, wie sie Garrett im Yachthafen begegnet war, begann sie mit ihrer ersten gemeinsamen Segelfahrt auf der
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