Weit wie das Meer
Fortuna und erzählte, wie sie ihre Jacke absichtlich auf dem Boot hatte liegenlassen - was Deanna mit einem »raffiniert!« quittierte -, wie sie am nächsten Tag zusammen zu Mittag gegessen und den Abend bei ihm verbracht hatten. Dann gab sie eine knappe Zusammenfassung der vier folgenden Tage, der Deanna mit gespannter Aufmerksamkeit folgte.
»Das muß ja eine wundervolle Zeit für dich gewesen sein«, sagte sie, lächelnd wie eine stolze Mutter.
»Es war eine der schönsten Wochen meines Lebens«, erwiderte Theresa. »Nur daß er…«
»… daß er was?«
Theresa rang nach Worten. »Weißt du, zum Schluß hat er etwas gesagt, das Zweifel in mir geweckt hat.«
»Was denn?«
»Es war nicht nur, was er sagte, sondern wie er’s sagte. Es klang so, als sei er sich nicht sicher, ob wir uns wiedersehen sollten.«
»Ich dachte, du wolltest in zwei Wochen wieder nach Wilmington fahren.«
»Das tue ich auch.«
»Und wo liegt dann das Problem?«
Theresa hielt inne, um sich zu sammeln. »Nun, er quält sich immer noch mit seinen Erinnerungen an Catherine… und ich frage mich, ob er jemals damit fertig wird.«
Deanna lachte.
»Was ist daran so komisch?« fragte Theresa.
»Du bist komisch, Theresa. Was hast du erwartet? Du wußtest, bevor du ihn kennenlerntest, daß er noch immer nicht über den Verlust von Catherine hinweg ist. Es war doch gerade seine ›unvergängliche‹ Liebe, die ihn für dich so attraktiv gemacht hat. Glaubst du etwa, er käme in ein paar Tagen darüber hinweg, nur weil ihr beide euch so prächtig versteht?«
Theresa blickte verlegen drein, und Deanna mußte wieder lachen.
»Du hast es also tatsächlich geglaubt!«
»Deanna, du bist nicht dabei gewesen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie harmonisch alles war - bis auf die letzte Nacht.«
Deannas Stimme wurde ganz sanft. »Ich weiß, Theresa, du glaubst, du könntest einen anderen Menschen ändern, aber das ist ein Irrtum. Du kannst dich selbst ändern, Garrett kann sich selbst ändern, aber du kannst ihn nicht ändern.«
»Das weiß ich doch…«
»Nein, Theresa«, fiel ihr Deanna behutsam ins Wort. »Oder wenn du es weißt, versuchst du es durch deine rosa Brille zu sehen.«
Theresa dachte über die Worte ihrer Freundin nach.
»Laß uns doch einmal ganz nüchtern betrachten, was geschehen ist, okay?« sagte Deanna.
Theresa nickte.
»Also, du wußtest am Anfang bereits eine ganze Menge über Garrett, er aber absolut nichts von dir. Trotzdem hat er dich zum Segeln eingeladen. Demnach muß es zwischen euch irgendwie gefunkt haben. Als nächstes holst du deine Jacke bei ihm ab, und ihr geht zusammen zum Lunch. Bei der Gelegenheit erzählt er dir von Catherine und lädt dich zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Dann verbringt ihr vier herrliche Tage und Nächte, lernt euch kennen - und lieben. Ich hätte das vor deiner Abreise niemals für möglich gehalten. Aber es ist geschehen, und das ist der springende Punkt. Und jetzt wollt ihr euch wiedersehen. Für mich ist die ganze Sache ein Riesenerfolg.«
»Du glaubst also, ich brauche mir wegen Catherine keine Sorgen zu machen?«
Deanna schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Schau mal, du mußt hier schrittweise vorgehen. Tatsache ist, daß ihr bisher erst ein paar Tage miteinander verbracht habt - das genügt nicht, um eine Entscheidung zu fällen. Wenn ich du wäre, würde ich die nächsten Wochen abwarten. Dann siehst du schon sehr viel klarer.«
»Glaubst du wirklich?« fragte Theresa unsicher.
»Ich hatte auch neulich schon recht, als ich dich quasi in dein Flugzeug nach Wilmington geschubst habe.«
Unterdessen saß Garrett bei der Arbeit in seinem Büro, als die Tür plötzlich aufging und sein Vater hereintrat. Nachdem sich Jeb Blake überzeugt hatte, daß sein Sohn allein war, nahm er ihm gegenüber Platz, zog seinen Tabak aus der Tasche und begann sich eine Zigarette zu drehen.
»Wie du siehst, habe ich überhaupt nichts zu tun«, sagte Garrett und deutete auf den Stapel unerledigter Papiere vor sich.
»Ich habe mehrmals hier angerufen, und es hieß, du seist die ganze Woche nicht im Laden erschienen. Wo hast du gesteckt, wenn ich fragen darf?«
Garrett lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Ich bin sicher, du kennst die Antwort längst, und deshalb bist du hier.«
»Du warst die ganze Zeit mit Theresa zusammen?«
»Stimmt.«
Jeb rollte die Zigarette fertig. »Und was habt ihr so getrieben? «
»Wir sind gesegelt, am Strand spazierengegangen, haben viel
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