Weit wie das Meer
geredet - kurz und gut, wir haben uns kennengelernt.«
Jeb zündete sich die Zigarette an, inhalierte tief und blies Garrett schmunzelnd den Rauch ins Gesicht.
»Hast du ihr Steaks gegrillt, so wie ich’s dir beigebracht habe?«
»Klar.«
»Haben sie ihr geschmeckt?«
»Ausgezeichnet.«
Jeb nickte und nahm einen weiteren Zug an seiner Zigarette.
»Na, eine gute Eigenschaft hat sie ja wenigstens schon mal.«
»Noch ein paar mehr, Dad.«
»Du magst sie?«
»Sehr.«
»Obwohl du sie kaum kennst?«
»Es kommt mir vor, als würde ich sie schon lange kennen.«
Jeb nickte. »Wirst du sie wiedersehen?«
»Sie kommt in zwei Wochen - mit ihrem Sohn.«
Nach einem prüfenden Blick auf Garrett erhob sich Jeb und ging auf die Tür zu. Die Klinke in der Hand, drehte er sich noch einmal um. »Darf ich dir einen Rat geben?«
»Natürlich«, erwiderte Garrett, verwirrt über den plötzlichen Aufbruch seines Vaters.
»Wenn du sie magst, wenn sie dich glücklich macht und wenn du das Gefühl hast, sie schon gut zu kennen - dann laß sie nicht gehen.«
»Warum sagst du das?«
Jeb sah seinem Sohn in die Augen. »Weil du, so wie ich dich kenne, derjenige sein wirst, der die Sache beendet. Und weil ich das verhindern möchte, wenn es möglich ist.«
»Ich weiß gar nicht, wovon du redest, Dad.«
»Doch, das weißt du ganz genau«, entgegnete Jeb und ging ohne ein weiteres Wort.
In dieser Nacht konnte Garrett nicht schlafen; die Worte seines Vaters gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er wußte, was zu tun war, stand auf und ging in die Küche. In der Schublade fand er das Briefpapier, das er immer benutzte, wenn ihn zwiespältige Gefühle quälten. Er setzte sich und versuchte, sie in Worte zu kleiden.
Meine liebste Catherine!
Ich weiß nicht, was mit mir los ist. In der letzten Zeit ist so vieles geschehen, das ich mir nicht erklären kann…
Eine Stunde später saß Garrett noch immer da und hatte nichts als diese wenigen Zeilen zu Papier gebracht, weil ihm einfach nicht mehr einfallen wollte. Und als er am nächsten Morgen aufwachte, galten seine ersten Gedanken nicht, wie sonst, Catherine.
Nein, sie galten Theresa.
In den folgenden zwei Wochen telefonierten Theresa und Garrett jeden Abend miteinander. Garrett schrieb auch gelegentlich - nur um sie wissen zu lassen, wie sehr sie ihm fehlte -, und schickte noch einmal rote Rosen, dazu eine Schachtel Pralinen.
Statt mit Rosen oder Pralinen überraschte Theresa ihn mit einem hellblauen Oberhemd, das gut zu seinen Jeans paßte.
Da Kevin bald aus den Ferien zurückkam, verging die Wartezeit für Theresa schneller als für Garrett. Am ersten Abend erzählte Kevin seiner Mutter aufgeregt von all seinen Erlebnissen und sank danach in einen fast fünfzehnstündigen Schlaf. In den nächsten Tagen gab es tausend Dinge zu erledigen - man mußte Berge von schmutziger Wäsche waschen, Ersatz für zu klein gewordene Hosen und Schuhe kaufen, die Ferienfotos zum Entwickeln bringen und den Kieferorthopäden aufsuchen, um prüfen zu lassen, ob Kevin eine Zahnspange brauchte.
Mit anderen Worten, der Alltag kehrte wieder in den Osborne-Haushalt ein.
Am zweiten gemeinsamen Abend mit Kevin erzählte Theresa von ihrem Urlaub in Cape Cod und von ihrer Reise nach Wilmington. Sie erwähnte auch Garrett und versuchte, ihre Gefühle für ihn zu erklären, ohne Kevin zu beunruhigen. Als sie ihm sagte, sie würden Garrett am folgenden Wochenende besuchen, machte das wenig Eindruck auf ihn. Sein Interesse erwachte erst, als sie ihm von Garretts Arbeit erzählte.
»Glaubst du, er bringt mir das Tauchen bei?« fragte er.
»Wenn du willst - bestimmt.«
»Echt cool«, sagte Kevin mit leuchtenden Augen.
An einem der folgenden Nachmittage nahm Theresa ihn mit in eine Buchhandlung und kaufte ihm mehrere Tauchsport-Magazine. Und bis zum Tag ihrer Abreise kannte Kevin bereits sämtliches Tauchzubehör - vom Schnorchel bis zu den Flossen.
Unterdessen stürzte sich Garrett in seine Arbeit, um während Theresas Aufenthalt möglichst viel freie Zeit zu haben.
Da man übereingekommen war, daß Kevin und sie nicht in Garretts Haus wohnen sollten, hatte er für die beiden ein Zimmer in einem nahegelegenen Hotel gebucht.
Als der große Tag endlich gekommen war, erledigte Garrett rasch die nötigen Einkäufe, brachte seinen Lieferwagen innen und außen auf Hochglanz und duschte, bevor er zum Flughafen fuhr.
In khakifarbener Hose und dem Hemd, das Theresa ihm geschenkt hatte, wartete
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