Weit wie das Meer
sie müßten gehen.
»Können wir nicht hier bleiben?« murmelte Kevin schlaftrunken.
»Nein, wir gehen jetzt«, erwiderte sie bestimmt.
»Wenn ihr wollt, könnt ihr beide in meinem Bett schlafen. Ich lege mich hier auf die Couch.«
»Ja, bitte, Mom. Ich bin so müde.«
»Meinst du wirklich?« fragte sie, aber Kevin stolperte bereits ins Schlafzimmer. Als sie nachschaute, schlief er schon wieder fest.
»Ich glaube, er hat dir die Entscheidung abgenommen«, flüsterte Garrett.
»Ich weiß nicht, ob das ein guter Vorschlag war.«
»Ich werde mich wie ein perfekter Gentleman benehmen - versprochen.«
»Das ist nicht der Punkt - Kevin soll nur keinen falschen Eindruck bekommen.«
»Du meinst, er soll nicht wissen, daß wir uns gern haben? Ich denke, das hat er längst mitbekommen.«
»Du weißt, was ich meine.«
Garrett zuckte die Achseln. »Also gut, wenn ich dir helfen kann, ihn in den Wagen zu tragen…«
Sie betrachtete Kevin eine Weile und lauschte auf seine tiefen, gleichmäßigen Atemzüge.
»Naja, eine Nacht wird vielleicht nicht schaden.«
»Ich hatte gehofft, daß du das sagen würdest.«
»Aber vergiß dein Versprechen nicht.«
»Keine Sorge.«
»Du klingst so sicher.«
»Ein Mann, ein Wort.«
Sie schloß leise die Türe, schlang die Arme um Garrett und küßte ihn.
»Gut zu wissen, denn wenn es auf mich ankäme - ich weiß nicht, ob ich mich beherrschen könnte.«
Garrett stöhnte auf. »Du kannst es einem Mann ganz schön schwermachen.«
»Soll das heißen, du hältst mich für eine Verführerin?«
»Nein«, sagte er ruhig, »es soll heißen, daß du vollkommen bist.«
Statt sich den zweiten Film anzusehen, plauderten Garrett und Theresa auf der Couch und tranken Wein. Hin und wieder schaute Theresa nach, ob Kevin noch schlief. Er schien sich keinen Zentimeter bewegt zu haben.
Gegen Mitternacht fing sie an zu gähnen, und Garrett schlug ihr vor, sich schlafen zu legen.
»Ich bin nicht hergekommen, um die Zeit mit Schlafen zu vergeuden«, protestierte sie.
»Du mußt morgen fit sein«, sagte Garrett und holte Bettzeug aus dem Schrank. »Versuch zu schlafen; wir haben noch mehrere gemeinsame Tage vor uns.«
Sie half Garrett, die Couch zu beziehen. »Nimm dir ein Sweatshirt aus der zweiten Schublade, wenn du nicht in deinen Sachen schlafen willst.«
Sie küßte ihn noch einmal. »Es war herrlich heute.«
»Für mich auch.«
»Tut mir leid, daß ich so müde bin.«
»Es war ein anstrengender Tag für dich. Das ist normal.«
Sie umarmte ihn. »Bist du immer so verträglich?« flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Ich gebe mir alle erdenkliche Mühe.«
»Mit Erfolg, wie man sieht.«
* * *
In der Nacht wachte Garrett von einer leichten Berührung auf. Theresa hockte in seinem Sweatshirt neben ihm auf der Couch.
»Fehlt dir was?« fragte er und richtete sich auf.
»Nein, alles in Ordnung«, sagte sie und streichelte seinen Arm.
»Wie spät ist es?«
»Kurz nach drei.«
»Schläft Kevin noch?«
»Wie ein Murmeltier.«
»Und warum bist du aufgestanden?«
»Ich hab geträumt und konnte nicht wieder einschlafen.«
Er rieb sich die Augen. »Von wem hast du geträumt?«
»Von dir.«
»Etwas Schönes?«
»Oh, ja…« Sie beugte sich vor und küßte seine Brust, und Garrett zog sie fest an sich. Er schaute zur Schlafzimmertür, sie war geschlossen.
»Hast du keine Bedenken wegen Kevin?«
»Etwas schon. Wir müssen ganz leise sein.«
Ihre Hand glitt unter die Decke und wanderte über seinen Bauch - eine elektrisierende Berührung.
»Willst du wirklich?«
Sie nickte stumm.
Sie liebten sich sanft und zärtlich und lagen dann schweigend nebeneinander. Im ersten Morgengrauen stand Theresa auf, schlich auf Zehenspitzen zu Kevin ins Zimmer und schlief sofort ein.
Nach dem gemeinsamen Frühstück gingen Theresa und Kevin die nächste Lektion durch, bevor sie wieder zum Schwimmbad fuhren. Diesmal waren die Übungen schon ein bißchen schwerer - so etwa die ›Wechselatmung‹, bei der sich im Fall einer leeren oder defekten Flasche zwei Taucher ein Atemgerät teilen. Garrett warnte sie vor den Gefahren von Panikreaktionen und dem zu raschen Auftauchen. »Wenn ihr das tut, kann es zur sogenannten Dekompressionskrankheit kommen, die nicht nur schmerzhaft ist, sondern unter Umständen sogar zum Tod führen kann.«
Sie tauchten längere Zeit im tiefen Teil des Beckens, gewöhnten sich an ihre Ausrüstung und übten den Druckausgleich des Mittelohrs. Nachdem ihnen Garrett
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