Weit wie das Meer
noch die Rolle rückwärts vom Beckenrand beigebracht hatte, waren die beiden Schüler erschöpft.
»Tauchen wir morgen im Meer?« fragte Kevin, als sie zum Wagen zurückgingen.
»Wenn du glaubst, daß du so weit bist. Aber wenn du lieber noch einen Tag im Schwimmbecken üben willst…«
»Nein, ich bin so weit«, fiel ihm Kevin ins Wort.
»Bist du sicher? Ich will dich nicht drängen.«
»Ich bin sicher.«
»Wie steht es mit dir, Theresa?«
»Wenn Kevin so weit ist, bin ich’s auch.«
»Glaubst du immer noch, daß ich am Donnerstag meinen Grundtauchschein kriege?«
»Wenn das Tauchen im Meer genauso gut klappt, bekommt ihr ihn beide.«
»Echt cool!«
»Was ist für den Rest des Tages geplant?« fragte Theresa.
»Ich hatte an eine kleine Segeltour gedacht«, sagte Garrett und lud die Flaschen in den Wagen. »Es sieht nach idealem Segelwetter aus.«
»Kann ich das auch lernen?« fragte Kevin aufgeregt.
»Sicher. Ich mache dich zu meinem Ersten Schiffsoffizier. «
»Geht das auch ohne Prüfung?«
»Klar. Da ich der Kapitän bin, kann ich dich dazu ernennen. «
»Einfach so?«
»Einfach so.«
Kevin sah seine Mutter mit leuchtenden Augen an. Erst lerne ich Tauchen, dann werde ich Erster Offizier - wenn ich das meinen Freunden erzähle!
Wie Garrett vorausgesagt hatte, war ideales Segelwetter, und die drei verbrachten herrliche Stunden auf dem Wasser. Garrett brachte Kevin die Grundkenntnisse des Segelns bei - wie und wann gekreuzt wird und wie man die Windrichtung anhand der Wolken bestimmt. Wieder gab es Sandwiches und Salate, aber diesmal tollte eine Delphinfamilie um das Boot herum, während sie aßen.
Es war spät, als sie in den Yachthafen zurückkehrten. Da sie alle erschöpft waren, brachte Garrett sie gleich ins Hotel, und noch ehe er wieder zu Hause war, schliefen Theresa und Kevin schon fest.
Am folgenden Tag wurde zum ersten Mal im Meer getaucht. Das Wasser war ruhig und klar, und nach anfänglicher Nervosität hatte auch Theresa viel Spaß daran. Garrett machte ein paar Unterwasserfotos von ihnen und versprach, sie so schnell wie möglich entwickeln zu lassen und ihnen zu schicken.
Den Abend verbrachten sie wieder in Garretts Haus, und nachdem Kevin eingeschlafen war, saßen Garrett und Theresa eng umschlungen auf der Terrasse.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß wir morgen abend schon abreisen«, sagte Theresa, eine Spur von Traurigkeit in der Stimme. »Die Tage sind wie im Flug vergangen.«
»Das liegt daran, daß wir soviel unternommen haben.«
»Nun kannst du dir vorstellen, wie mein Leben in Boston abläuft«, sagte sie lächelnd.
»Immer auf Trab?«
Sie nickte. »Und dazu Kevin, der ständig in Aktion ist - das geht manchmal ganz schön an die Substanz.«
»Aber ändern möchtest du Kevin doch wohl nicht? Ich meine, du würdest bestimmt kein fernsehsüchtiges Kind haben wollen oder eins, das den ganzen Tag am Computer spielt.«
»Natürlich nicht.«
»Dann sei froh. Kevin ist ein prächtiger Junge. Es hat mir richtig Spaß gemacht, mit ihm zusammen zu sein.«
»Ich bin sehr froh. Und ich weiß, daß es ihm genauso geht.« Sie hielt inne. »Weißt du, obwohl wir diesmal wenig Zeit für uns allein hatten, habe ich das Gefühl, dich jetzt sehr viel besser zu kennen.«
»Wieso? Ich bin doch immer noch derselbe.«
»Ja und nein«, lächelte sie. »Diesmal war Kevin ständig dabei, und du hast einen Eindruck davon bekommen, wie ein Zusammenleben sein würde… Und trotzdem bist du besser damit fertig geworden, als ich mir hätte vorstellen können.«
»Danke für das Kompliment, aber das war nicht besonders schwer - nichts ist schwer, wenn du dabei bist.«
Er legte den Arm um ihre Schulter und zog sie an sich.
»Bleibst du heute nacht noch einmal hier?«
»Ich ziehe es ernsthaft in Erwägung.«
»Soll ich mich wieder wie ein perfekter Gentleman aufführen?«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Er hob die Augenbrauen. »Flirtest du etwa mit mir?«
»Ich versuche es«, gestand sie, und er lachte. »Weißt du Garrett, ich fühle mich immer so behaglich in deiner Nähe.«
»Behaglich? Ich bin doch kein alter Ohrensessel!«
»So war das nicht gemeint. Ich bin einfach glücklich in deiner Nähe.«
»Das möchte ich dir auch geraten haben. Ich bin übrigens auch ziemlich glücklich.«
»Ziemlich. Mehr nicht?«
Er schüttelte den Kopf. »Mach dich nur lustig.« Einen Augenblick wirkte er fast verlegen. »Nachdem du letztes Mal gefahren warst, hat mir mein
Weitere Kostenlose Bücher