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Weit wie das Meer

Weit wie das Meer

Titel: Weit wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Freude und Ausgelassenheit schien sie nicht zu merken, wohin sie lief.
    Das ist Wahnsinn, dachte er, sie muß es doch merken.
    Garrett schrie, sie solle anhalten, doch statt dessen rannte sie nur noch schneller. Anscheinend hörte sie ihn gar nicht.
    Blankes Entsetzen ergriff ihn, denn er sah, daß er sie nicht rechtzeitig würde einholen können.
    »Halt, Catherine!« brüllte er aus voller Lunge. »Vorsicht, die Klippe!« Doch je mehr er schrie, desto leiser wurde seine Stimme, bis sie nur noch ein Flüstern war.
    Catherine rannte unbeirrt weiter. Die Klippe war nur noch wenige Meter von ihr entfernt.
    Er holte auf - und war trotzdem noch zu weit weg.
    »Halt!« schrie er, doch dieses Mal wußte er, daß sie ihn nicht hören konnte. Seine Stimme versagte völlig, und seine Panik steigerte sich ins Unermeßliche. Er wollte schneller rennen, doch seine Füße wurden schwer wie Blei.
    Ich schaffe es nicht, dachte er verzweifelt.
    Aber so unerwartet, wie sie losgerannt war, blieb sie nun stehen. Kaum einen Schritt vom Abgrund entfernt und ohne sich der Gefahr bewußt zu sein, drehte sie sich nach ihm um.
    »Rühr dich nicht von der Stelle«, schrie er mit halberstickter Stimme und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Komm her«, flehte er. »Du stehst direkt am Abgrund.«
    Lächelnd schaute sie hinter sich.
    »Hast du geglaubt, du würdest mich verlieren?«
    »Ja«, sagte er ruhig, »und ich werde es nie wieder zulassen.«
     
    Nach diesem Traum konnte Garrett lange nicht einschlafen. Stundenlang wälzte er sich im Bett umher und stand am nächsten Morgen ungewöhnlich spät auf. Noch immer war er müde und deprimiert und konnte an nichts anderes denken als an seinen nächtlichen Traum. Schließlich rief er seinen Vater an, um sich mit ihm in ihrem Stammcafe zum Frühstück zu verabreden.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte Garrett nach einer Weile. »Ich verstehe es einfach nicht.«
    Sein Vater antwortete nicht, sondern betrachtete ihn nur über seine Kaffeetasse hinweg.
    »Sie hat nichts getan, das mich in irgendeiner Weise gestört hätte«, fuhr Garrett fort. »Wir haben ein verlängertes Wochenende zusammen verbracht, und ich mag sie wirklich. Ich habe auch ihren Sohn kennengelernt, und er ist reizend. Es ist nur so… ich weiß nicht… ich weiß nicht, ob ich so weitermachen kann.«
    »Ob du womit weitermachen kannst?« fragte Jeb.
    Garrett rührte geistesabwesend in seinem Kaffee. »Ich weiß nicht, ob ich sie wiedersehen soll.«
    Sein Vater runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
    »Vielleicht soll es einfach nicht sein«, fuhr Garrett fort. »Ich meine, sie lebt nicht einmal hier. Sie wohnt tausend Meilen von hier entfernt, führt ihr eigenes Leben, hat ihre eigenen Interessen. Vielleicht paßt ein anderer Mann besser zu ihr, jemand, den sie regelmäßig sehen kann.«
    Er dachte über das eben Gesagte nach und zweifelte an seinen eigenen Worten. Trotzdem wollte er seinem Vater immer noch nicht von seinem Traum erzählen.
    »Wie können wir eine echte Beziehung aufbauen, wenn wir uns so selten sehen?«
    Sein Vater musterte ihn weiterhin schweigend.
    »Wenn sie hier leben würde und ich sie täglich sehen könnte, wäre sicherlich alles ganz anders…«, fuhr Garrett fort, als spräche er mit sich selbst. »Ich weiß einfach nicht, wie es funktionieren soll. Ich habe viel darüber nachgedacht und sehe einfach keinen Weg. Ich möchte nicht nach Boston ziehen, und sie will sicher nicht hier leben. Was bleibt uns dann also?«
    Garrett verstummte und wartete auf eine Antwort seines Vaters.
    Nach einem langen Schweigen seufzte Jeb und blickte zur Seite.
    »Wenn du mich fragst, sind das alles bloß Ausflüchte. Du versuchst dir etwas einzureden und brauchst mich eigentlich nur als Zuhörer.«
    »Nein, Dad, das stimmt nicht. Ich versuche nur, mir Klarheit zu verschaffen.«
    Jeb Blake schüttelte den Kopf. »Weißt du eigentlich, mit wem du sprichst? Manchmal scheinst du zu denken, ich lebe völlig hinterm Mond. Aber ich weiß genau, was du durchmachst. Du bist so an deine Einsamkeit gewöhnt, daß du Angst hast vor dem, was geschehen könnte, wenn dich jemand aus deiner Isolation befreit.«
    »Ich habe keine Angst«, protestierte Garrett.
    »Du kannst es nicht einmal vor dir selbst zugeben!« fiel ihm sein Vater ins Wort. Die Verbitterung war ihm deutlich anzusehen. »Weißt du, Garrett, nachdem deine Mutter gestorben war, habe ich auch ständig Ausflüchte gesucht. Mit den Jahren habe ich mir alle

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