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Weiter weg

Weiter weg

Titel: Weiter weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Franzen
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dafür ein ordentliches Stück naturgeschützten Wald zu einem attraktiven Preis zu verkaufen.
    Die Vorsitzende des Clubs, eine hübsche Frau namens Grace Peng, fuhr uns in einem Elektrowagen herum. Die Fairways waren schmal und grün und von einem Zoysia-artigen Gras umgeben, das im Winter fast weiß wird. Wellige blonde Hügel wichen in den Dunst zurück wie Sanddünen in der Wüste; die Caddies, überwiegend weiblich, trugen weiße Tücher überm Hut und um den Hals, wie bei T. E. Lawrence. Wir sahen drei Gruppen Spieler auf den vorderen neun Löchern, aber keine auf den hinteren neun. «Golf ist in China noch immer etwas für Reiche und Geschäftsleute – etwas für Privatpersonen», sagte Peng. Eine lebenslange Mitgliedschaft koste sechzigtausend Dollar; lege man noch eine Million drauf, könne man eine Villa in einer angrenzenden bewachten Wohnanlage kaufen. Peng sagte, viele der zweihundertfünfzig Mitglieder auf Lebenszeit, darunter auch der Fabrikbesitzer, der mir die Golfschläger geschenkt hatte, spielten hier selten oder nie. Manche hingegen kämen sogar fünfmal pro Woche und hätten einstellige Handicaps. Am höchsten Punkt des Platzes, oben am Waldreservat, sahen wir drei Stammgäste auf einem langen, gnadenlosen Loch abschlagen. Einer von ihnen schlug seinen Ball krachend über das wellige Fairway hinweg ins hohe Rough, worauf Peng ihm zurief: «Ha ha! Nicht sehr gut!»
    Ich hatte vorgehabt, mit David Xu auf die Drivingrange des Platzes zu gehen und ihm ein wenig Unterricht mit seinen neuen Schlägern zu geben, doch als Peng meinte, ich könne doch selbst ein paar richtige Löcher spielen, verlor ich jedes Interesse an Pädagogik. Ein Caddie machte sich daran, das Plastik von unseren Golfschlägern zu pellen, während ein Angestellter am Miettresen nach Golfschuhen kramte, die groß genug für mich waren. Peng verwies auf das neue Clubhaus, das neben dem sehr komfortablen, zehn Jahre alten gebaut wurde. «Reiche Leute in Ningbo sind sehr jung», erklärte sie. «Es ist nicht so wie in den USA, wo die Reichen eher älter sind. In China verändert sich alles so schnell, da muss man schnell bauen. Man muss seine Sachen sehr schnell erneuern, um die neuen Leute zu kriegen.»
    Xu, Miss Wang und ich folgten dem Caddie zum Loch zehn. Es war ein Par-5-Dogleg, das einen beängstigenden Abschlag über frontales Wasser erforderte. Ich musterte die leeren, dünenartigen Hügel und die gezackte Kammlinie dahinter – ein schwacher schwarzer Ausschnitt. Der Driver, den mir der Caddie reichte, war bonbonrot, schimmernd, leicht wie Luft. Und das war, wie mir nun klar wurde, Golf vom Feinsten: exotische Landschaft, nagelneue Spitzenschläger und keine Menschenseele auf den hinteren neun, nur ich und mein Gefolge, bestehend aus zwei Leuten, die von mir bezahlt wurden, und einem dritten, den die Regierung bezahlte, damit er nett zu mir war. Xu, Miss Wang und der Caddie hatten sich in respektvollem Abstand aufgestellt. Ich spürte, wie sie wünschten, ich möge gut sein, und mich überwältigte die Verantwortung , gut zu sein. Nur keinen Slice – wenigstens einmal im Leben. Den Schläger die Arbeit machen lassen. Den Kopf unten halten, durch den Ball gehen und den Schwung auf dreizehn Uhr beenden. Ich machte mit dem jungfräulichen roten Driver ein paar Übungsschwünge. Dann ging mein Ball zweihundert Meter Carry und blieb Mitte Fair liegen.
    «Schön-ah!», rief der Caddie.
    «Jonathan, du bist ja richtig gut!», sagte Xu.
    Ich hatte als Golfer die Gewohnheit, auf einen starken Schlag acht oder zehn grausame folgen zu lassen, und die nächsten beiden Schläge mit einem Holz 3 trafen beinahe nur Luft, und das im Ningbo Delson Green World Golf Club. Meine Annäherung lief jedoch bis auf achtzig Meter vor das Grün, und mein Pitch lag dann tot an der Fahne.
    « Schön -ah!», sagte der Caddie.
    Die Eisen, die ich geschenkt bekommen hatte, waren phantastisch ausgewogen. Wie feine chirurgische Instrumente. Am elften Loch gelang mir ein Dreiputt zum Doppelbogey, aber nicht einen mit schlechtem Gefühl. Jetzt bereute ich es zutiefst, dass ich die Schläger Xu geschenkt hatte. Mein Abschlag auf der Zwölf slicete nach rechts – «Slice-ah!», rief der Caddie –, aber das Rough federte gnädig, und ich notierte eine lockere Vier. Ich freute mich richtiggehend auf das nächste Tee.
    «Jonathan», sagte Xu sanft, «ich glaube, wir müssen jetzt los.»
    Ich sah ihn schmerzerfüllt an. Ich wusste, dass wir Pläne fürs

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