Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
Vom Netzwerk:
Veranda blieb sie zögernd stehen. Sie war wirklich unhöflich. Die Gäste ihres Gatten verdienten es, unterhalten zu werden, mit spritzigen Gesprächen, wie sie sie im Haus von Sir Malcolm erlebt hatte. Sie konnte ihn doch nicht mit den Berichten ihrer traurigen Erlebnisse belasten. Aber es fiel ihr auch keine amüsante Geschichte ein.
    Abdullah umfasste behutsam ihren Ellbogen, und sie stieg die zwei Stufen auf die Veranda hinauf. » Ich denke, Ihr Gatte ist viel unterwegs«, sagte er sanft.
    Sie setzten sich auf die Stühle auf der Veranda. Hamish hatte nach dem Tod seines Sohnes sofort dafür gesorgt, dass der Familienfriedhof von einem weißen Zaun umgeben wurde. Wie sollte sie einem Fremden erklären, dachte Rose, dass sie sich als Mutter in die Tatsache geschickt hatte, dass wahrscheinlich noch weitere Kinder sterben würden, ob durch Krankheit, Unfall oder Überfall? Gott behüte, dass die Schwarzen sich irgendwann gegen sie erheben würden. Die Friedhofsanlage betonte nur die Flüchtigkeit des Lebens in dieser trostlosen Welt.
    » Ich besuche meine Tochter nicht, weil sie in einer Stadt wie Ridge Gully sicher ist.« Rose faltete die Hände im Schoß. » Die Reise wäre zu anstrengend, und natürlich kann ich auch meine Kinder hier nicht allein lassen.« Roses Kehle zog sich zusammen. Sie glaubte kein einziges der Worte, die sie gerade gesprochen hatte, aber was sollte sie tun? Eheliche Probleme teilte man nicht mit Gästen.
    Abdullah beugte sich vor. Am liebsten hätte er ihr offen gesagt, sie solle die Kinder mitnehmen. Das Leben in diesem wilden Land war hart, und er fand es wichtig, jeden kostbaren Augenblick mit den Kindern zu genießen, weil der Tod überall präsent war. Er selbst hatte zwei Schwestern im Kleinkindalter verloren, und er war nicht immun gegen Trauer. Außerdem kannte er viele Frauen, die mit ihren kleinen Kindern reisten, aber es ging ihn nichts an. Er durfte nichts sagen. Jedes ihrer Gespräche war hart an der Grenze dessen, was Männer und Frauen in höflicher Gesellschaft ausdrücken durften, weil aus dem leichten Geplänkel zu Anfang unweigerlich Themen wurden, die normalerweise nur Frauen untereinander besprachen.
    Als Rose schließlich ins Haus ging, blieb Abdullah auf der Veranda sitzen. Ihr schwacher Duft nach Lavendel hing noch in der Luft, und er spürte ihre Enttäuschung darüber, dass der Abend bereits vorbei war. Wahrscheinlich waren alle Frauen auf diesen abgelegenen Farmen so einsam wie Mrs Rose Gordon. Stellten sie ihre eigenen Bedürfnisse immer zurück, weil sie sich nur um ihre Kinder und ihren Haushalt kümmerten? Er hatte sie am ersten Tag gesehen, eine zierliche Gestalt, die geduldig auf der Veranda wartete und sich mit einer Hand am Holzpfosten abstützte. Er fragte sich, wann Wangallon wohl zuletzt Besucher empfangen hatte. Wann hatte zuletzt jemand in diese tiefen Augen geblickt, deren dunkle Schatten die Fältchen verbargen, die sich auf der Porzellanhaut zeigten, wenn ein Lächeln ihr Gesicht erhellte?
    Am sechsten Tag zeigte Abdullah seiner Gastgeberin einen Ballen moosgrüne Seide und eine Auswahl exquisiter Spitzen. Entzückt plante Rose sofort ein neues Abendkleid, das sie noch fertigstellen wollte, bevor Abdullah wieder abreiste. Für Mrs Cudlow hatte er zwei Ballen cremefarbenes Leinen dabei, genug Stoff, damit sie sich ein Kleid und den Kindern neue Hosen schneidern konnte.
    » Abdullah, Sie sind zu großzügig.«
    Sie saßen im Wohnzimmer, um ihren Tee zu trinken. Mrs Cudlow stellte eine große Porzellanplatte mit Scones, Melasse und Sahne auf den kleinen Tisch zwischen Rose und Abdullah und zog sich lächelnd zurück.
    » Sie sind es, die großzügig ist, Mrs Gordon.« Abdullah sprach ihren Namen aus wie eine Liebkosung. » Sie öffnen meinem Bruder und mir Ihr Heim, opfern Ihre kostbare Zeit, um mich zu unterhalten, und dabei haben Sie doch einen großen Haushalt, um den Sie sich kümmern müssen.« Abdullah trank einen Schluck Tee. Rose trug heute eine weiße Leinenbluse mit einem dunkleren Rock. Es stand ihr gut.
    Rose lehnte sich im Stuhl zurück. Auch Abdullah saß ganz entspannt da, die Augen halb geschlossen. Sie fühlte sich wundervoll träge und wohl. Beim Frühstück hatte sie sogar Hamish ein Lächeln geschenkt. Auch ihr Appetit, der seit ihrer Ankunft auf Wangallon ständig nachgelassen hatte, nahm wieder zu, und sie fühlte sich kräftiger. Sie bemühte sich, einmal am Tag Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, kümmerte sich zur

Weitere Kostenlose Bücher