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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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wöchentliche Geld für Essen und Miete. Am meisten jedoch entzückte sie die Vorstellung, Klavier spielen zu lernen, denn das war eine Fertigkeit, die der Oberschicht vorbehalten war.
    » Die Oberschicht«, wiederholte Claire. Wenn doch nur ihr Vater einverstanden gewesen wäre, dass sie in ein größeres Haus ziehen würden, aber in dieser Frage gab er nicht nach.
    » Ich bin immer noch selber in der Lage, meiner Tochter ein Dach über dem Kopf zu bieten«, hatte er auf ihre Bitten erwidert.
    Claire sprach ein rasches Gebet und ging wieder ins Bett. Sie würde hart arbeiten, für ihren Vater wie für ihren Wohltäter, denn ihre Zukunft war noch ungewiss.

Winter, 1867
    Wangallon Station
    Abdul Faiz Abishara kam in einer eleganten Kutsche, begleitet von seinem jüngeren Bruder Abdullah. Ihr Aufseher, Mahomet, folgte in einem geschlossenen Wagen, hinter dem vier bewaffnete Männer ritten. Rose erwartete sie auf der Veranda der Farm, und ihr zogen sich vor Aufregung die Eingeweide zusammen, als die Wagen mit knarrenden Rädern anhielten. Zwei Männer stiegen aus der Kutsche. Sie waren mittelgroß und trugen dunkle Anzüge und Turbane. Rose kniff sich in die Wangen, damit sie rosiger wurden, und lächelte, als Hamish auf seine Gäste zutrat, um sie zu begrüßen.
    » Gütiger Himmel!«, rief Mrs Cudlow aus und wischte sich die Hände an ihrer gestärkten Schürze ab. » Sie sehen ja aus wie Wilde!«
    » Die Kinder, Mrs Cudlow.« Rose war fest entschlossen, sich nicht den Morgen verderben zu lassen. Sie hatte ihr Missfallen kaum geäußert, da stürmte auch schon Luke aus dem Haus an ihnen vorbei hinter seinem Vater her, dicht gefolgt von William und Howard. » Lassen Sie sie«, befahl Rose. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war eine Szene zwischen Mrs Cudlow und ihren ungeratenen Söhnen. Mrs Cudlow seufzte, raffte ihre Röcke und verschwand im Haus.
    Die drei Männer begrüßten einander, lachten und wiesen auf die Landschaft. Vor Howard, William und Luke verbeugten sich die Gäste förmlich. Rose hatte vor, einen kühlen Punsch zu servieren, bevor sie das Essen einnahmen. Sie freute sich auf angeregte Gespräche beim Dinner. Fünf Minuten vergingen. Rose tupfte die Schweißperlen auf ihrer Stirn ab und hob die Arme ein wenig, damit die Feuchtigkeit in ihren Achselhöhlen etwas abtrocknen konnte. Es roch nach Mist, Wolle und Urin. Wenn sie den Kopf drehte, um am Stützbalken der Veranda vorbeizuschauen, sah man eine Dunstglocke über dem Wollschuppen, wo bereits seit zehn Tagen geschoren wurde. Feuchtigkeit tröpfelte ihren Rücken hinunter, und ihre Füße begannen zu schmerzen.
    Und immer noch standen die Männer vor ihren Kutschen. Hinter ihnen packten ihre Begleiter zahlreiche große und kleine Truhen und drei hölzerne Packkisten aus. Die drei Jungen folgten jeder Bewegung wie hungrige Vögelchen, und jedes Mal, wenn ein Gegenstand zu Boden gestellt wurde, inspizierten sie ihn ganz genau, um zu sehen, was für merkwürdige Dinge die Fremden mitgebracht hatten. Dabei achteten sie jedoch sorgfältig darauf, sich von den dunkelhäutigen, drahtigen Männern fernzuhalten. Luke wich zwei Schritte zurück und kratzte sich nachdenklich das kleine Kinn. Die Truhen waren sehr groß, groß genug für ein Tier oder für die tote Milly.
    Rose trat abwechselnd von einem Fuß auf den anderen, damit sie in der Hitze nicht zu sehr anschwollen. Endlich kam Bewegung in den Trupp. Sie steckte ihr Taschentuch in den Ärmel ihrer Bluse und faltete die Hände. Aber die kleine Gruppe ging nur an die nächste Kutsche, betrachtete das Hinterrad und redete die ganze Zeit. Rose seufzte schwer. Ihre Schenkel unter dem langen Rock waren feucht.
    Die Händler schienen gut erzogen, sprachen Englisch, obwohl die Worte aus ihrem Mund lustig klangen, und waren anscheinend gute Freunde ihres Vaters. Das gefiel Luke. » Eine schöne Kutsche, solide und zweckdienlich«, erklärte er seinen älteren Brüdern.
    Howard stimmte ihm zu. » Und viele Männer zum Schutz auf der Reise.«
    Der Aufseher, Mahomet, trug eine glänzende Lederaktentasche bei sich. Er sprach nur, wenn man das Wort an ihn richtete, und blickte äußerst finster. Luke fiel die dunkle Haut des Mannes auf. Anscheinend war es wichtig, einen Schwarzen als Aufseher über das Personal zu haben. Nun, sie hatten ja auch einen, Boxer, aber am besten war natürlich, dass sie auch noch Lee hatten. Luke wartete und legte die Hände auf den Rücken, wobei er Howard und William nachahmte,

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