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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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zu Ihnen, Mrs Rose Gordon, damit Sie meine Zuneigung verstehen. Sie sollen mein Herz kennen. Ich scheide von Ihnen mit Kummer.«
    » Warum, warum müssen Sie denn fort?« Ihre klagende Stimme erinnerte sie daran, wie abhängig sie von diesem Mann geworden war.
    » Weil Sie eine Weiße sind und ich Afghane bin.«
    Er trat hinaus in die schwarze Nacht. Rose erhob sich und lief rasch über die Veranda. Sie würde mit ihm weglaufen. Sie würde mit dem Schiff nach Karatschi fahren, und sie und Abdullah würden ein neues Leben beginnen. Morgen Mittag schon würde Wangallon nur noch eine ferne Erinnerung sein. Ohne das leiseste Zögern trat Rose an die Treppe der Veranda und raffte ihren seidenen Rock. Abdullah lief bereits über den Rasen. Hinter ihr ertönten Schritte auf der Veranda.
    » Komm herein, Rose.«
    Hamish streckte die Hand aus. Rose lauschte Abdullahs Schritten. Sie waren schon kaum noch zu hören.
    » Rose.«
    Wenn sie jetzt Abdullah nicht folgen würde, war es vorüber.
    » Hast du deine Kinder vergessen?«
    Zögernd machte sie einen Schritt auf ihn zu. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn.
    » Er hat dich nicht gebeten, mit ihm zu gehen, oder?«
    Rose tat einen weiteren Schritt. Ihre Beine begannen zu zittern.
    » Du machst dich zum Narren, meine Liebe. Und schlimmer noch, du würdest ohne Weiteres deine eigenen Kinder verlassen und das werden, wofür du mich verachtest, eine Ehebrecherin.«
    Rose schwankte. » Eine Ehebrecherin?«
    » Und eine Heuchlerin«, erklärte Hamish.
    Er hatte sie am Arm ergriffen, und wie ein Kind ließ sich Rose von ihm hineinführen. » Wie hast du es erfahren?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
    » Du bist in den letzten Tagen wieder zum Schulmädchen geworden. Zuerst fand ich es amüsant, bis Mrs Cudlow mich über dein unschickliches Verhalten unterrichtete. Der guten Frau sind ihre Enthüllungen nicht leicht gefallen. Du scheinst eine Freundin in ihr gefunden zu haben, aber letztendlich hat die Sorge um die Kinder doch jede Verpflichtung, die sie dir gegenüber empfand, überwogen.«
    » Was ist mit…« Sie wollte Abdullahs Namen nicht laut aussprechen, weil sie plötzlich die Konsequenzen fürchtete.
    » Abdullah?« Er packte ihren Arm fester, und Rose zuckte zusammen. » Du wirst diesen Heiden nicht wiedersehen.«
    Abdullah reiste früh am nächsten Morgen ab. Er verspürte leise Angst, als er erwachte, und beeilte sich, sich vom Ehemann der Frau, die er begehrte, so weit wie möglich zu entfernen. Hamish Gordon war ein mächtiger Mann, und es war am besten, sich nicht noch einen weiteren Tag in seiner Nähe aufzuhalten. Er würde ohne Aufenthalt bis zum Einbruch der Dunkelheit fahren. Am Grenzzaun von Wangallon hielt er zum ersten Mal an, um einen Schluck aus seiner Wasserflasche zu nehmen. Der Morgen dämmerte, und die ersten Sonnenstrahlen trafen das Land, das noch kühl war von den flüchtigen Nachtstunden. Der Weg hinter ihm war leer. Einsam wand er sich durch eine Sandwüste mit Eidechsen und kleinen Vögeln, die durch seine Kutsche aufgescheucht worden waren. In der Stille vor dem Morgengrauen hatte Abdullah sich ständig ängstlich umgeschaut, weil die Vögel Warnrufe ausgestoßen hatten, aber jetzt war alles ruhig, wenn man vom morgendlichen Gezwitscher absah. Er war in Sicherheit. Niemand folgte ihm.
    Abdullahs Wissen um das Mädchen in Sydney nagte an ihm. Als er gestern Abend Rose geküsst hatte, hatte er sich zwingen müssen, ihr nicht von dem Mädchen zu erzählen, für das ihr Mann in Sydney sorgte. Schließlich, so beruhigte er sich, wusste er ja gar nicht, welche Absichten Hamish damit verfolgte. Vielleicht war Miss Whittaker nur eine Art von Projekt. Vielleicht kannte Hamish die Familie des Mädchens, und da er wusste, dass sie zu stolz waren, um Geldzuwendungen anzunehmen, zog er es vor, ein anonymer Wohltäter zu bleiben. Außerdem, was hätte es schon genützt, wenn er Rose von der Existenz des Mädchens erzählt hätte? Er hätte ja Rose sowieso nicht mit nach Karatschi nehmen können. Abgesehen davon, dass sie für ein Leben in dieser Welt überhaupt nicht geeignet war, wären auch die Auswirkungen auf das Familienunternehmen katastrophal gewesen.
    Andererseits wäre es natürlich richtig gewesen, Rose von Claire Whittaker zu erzählen. Er war Rose die Wahrheit schuldig, und vielleicht hätte es auch seine Schuldgefühle ein wenig gelindert, dieses Wissen mit ihr zu teilen.
    Abdullah setzte sich auf einem Kissen, dem einzigen Polster zwischen

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