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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Wangallon mit ihr teilen wolle. Er ging sogar so weit, sie frech darauf hinzuweisen, dass Anthony einen hervorragenden Ehemann abgeben würde. Aber letztendlich blieb die Tatsache bestehen, dass der Besitz ihm gehörte.
    Gerade als ihre Gedanken den perfekten Morgen zu ruinieren drohten, schallte Camerons Stimme laut durchs Haus. Sarah blickte auf den kleinen Wecker, der auf ihrem Schminktisch stand. Cameron stand auch gerne früh auf. Dann setzte er sich in die Küche mit einem Kaffee und hörte Kassetten, jedenfalls so lange, bis seine Eltern zum Frühstück erschienen. West Wangallon war viel kleiner als die Hauptfarm, wo ihr Großvater lebte, so dass man sich, um allein zu sein, entweder in sein Zimmer oder nach draußen begeben musste. Sarah grinste. Sie würde draußen jederzeit vorziehen. Erneut rief Cameron ihren Namen. Bei dieser Lautstärke würde ihre Mutter jeden Moment aufwachen, dachte Sarah. Sie wollte heute mit ihrem Bruder und Anthony ausreiten, aber wenn Cameron ihre Eltern weckte, würden sie bestimmt aufgehalten. Sie öffnete ihre Schlafzimmertür und blickte in den Flur hinaus. Überrascht stellte sie fest, dass ihre Eltern schon längst wach waren. Sie standen am Ende des Flurs, von wo aus eine Tür in den Wohnbereich führte, und redeten leise miteinander.
    » Mir ist egal, was du denkst, Ronald. Tatsache ist, dass Cameron der Älteste ist. Und wenn es für deinen eigenen Vater in Ordnung ist…«
    » Wenn er die Wahrheit wüsste…«, erwiderte Ronald besorgt.
    » Er weiß sie aber nicht, und wir sind uns doch beide einig, dass du sie ihm auch nicht erzählen wirst. Der Zeitpunkt ist schon lange vorbei, und die Konsequenzen für Cameron wären viel zu gefährlich.«
    » Was ist mit…«
    » Und du vergisst eines«, unterbrach Sue ihn mit schmeichelnder Stimme. » Es ist nicht Camerons Schuld. Warum soll er leiden, nur weil du plötzlich aufrichtig sein willst?«
    Langsam schloss Sarah die Tür wieder. Sie versuchte zu verstehen, was sie gerade gehört hatte. Nichts davon ergab einen Sinn. Es klang so, als ob ihre Eltern vor ihrem Großvater oder vor Cameron etwas geheim hielten. Sie überlegte, ob sie in der Vergangenheit vielleicht einmal etwas aufgeschnappt hatte, was dazu passen könnte. Aber es fiel ihr nichts ein. Sie wusste nur, dass Cameron der einzige Sohn war und seit Kurzem offizieller Erbe von Wangallon.
    Sie warf noch rasch einen Blick in den Spiegel und zog den Kragen ihrer Baumwollbluse etwas hoch. Erneut betrachtete sie sich, nahm das Band aus ihren dicken, rotgoldenen Haaren und schüttelte sie aus. Dann band sie sie wieder zusammen, zupfte jedoch ein paar Strähnen heraus. » So ist es besser«, sagte sie laut zu sich. Sie zögerte kurz, zog jedoch dann die oberste Schublade ihrer Kommode auf und nahm eine kleine Holzschachtel heraus. Darin lagen die Perlen ihrer Großmutter, der goldene Armreif und der hellblaue Schal, den Anthony ihr im Januar geschenkt hatte. Die Seide glitt kühl durch ihre Finger, als sie den Schal umband. Sie lauschte an der Tür, und obwohl sie nichts mehr hörte, beschloss sie, ihren Eltern lieber nicht begegnen zu wollen. Sie ergriff ihren Fotoapparat, verließ das Zimmer über die Veranda und lief um das Haus herum.
    Sarah trieb ihr Pferd an. In einem kleinen Guajak-Wäldchen hatte sie ihren Bruder und Anthony endlich eingeholt. Die Guajak-Bäume wuchsen wie eine Hecke am Ufer des Bachs und erstreckten sich durch das flache Wasser bis auf die andere Seite. Sarah erinnerten sie immer an riesige Holztiere, die auf dem Wasser lagen. Die Hufe der Pferde sanken im weichen Sand des Bachs ein, als sie ihn durchquerten. Das Wasser reichte den Tieren beinahe bis zum Bauch. Kleine Wasservögel flogen auf, und zwei schwarze Schwäne erhoben sich majestätisch in die Luft, um sich ein paar Meter weiter wieder auf der Wasseroberfläche niederzulassen.
    » Was hat dich aufgehalten?«, fragte Cameron.
    » Nichts«, erwiderte Sarah und rückte den Gurt des Fotoapparats, den sie über die Schulter geschlungen hatte, zurecht. Am liebsten hätte sie jedoch sofort alles weitergegeben, worüber ihre Eltern sich unterhalten hatten, aber da es um Cameron gegangen war, kam ihr das falsch vor.
    Sie stiegen ab, banden die Pferde an einen großen Eukalyptus und gingen an den Rand des Guajak-Wäldchens. Die unzähligen Äste der einzelnen Bäume verbanden sich zu einer dichten Barriere zwischen Fluss und Weide. Cameron hockte sich hin und schnüffelte an der Erde am Rand des

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