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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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unterhalten hatte. Sie hatte den Mann sofort erkannt. Es war derselbe Gentleman mit dem Turban gewesen, der ihr entgegengekommen war, als sie mit der Ente nach Hause zurückgekehrt war. Auf Claires Frage hin hatte Mrs Cole behauptet, den Mann nicht zu kennen. Am gleichen Nachmittag war der Brief aufgetaucht. Claire hatte ihn zufällig im Gemüsebeet gefunden. Nach den Vorkommnissen am Morgen hatte sie nicht gezögert, ihn zu lesen.
    Der Brief war an Mrs Coles Schwester gerichtet. Sie berichtete darin ausführlich von der Haushaltsführung, vor allem von den Preisen und der Qualität der Lebensmittel. Am faszinierendsten jedoch war der Absatz, in dem Mrs Cole ihre Dankbarkeit äußerte, denn anscheinend hatte ihre Schwester ihr die Stelle bei den Whittakers besorgt. Dies, dachte Claire, war ein guter Ansatz, um die Spur zu ihrem Wohltäter verfolgen zu können. Mrs Cudlows Adresse jedoch, ein abgelegener Besitz, viele Meilen von Sydney entfernt, bot keinerlei Aufschluss. Claire konnte ja wohl nicht dorthin schreiben und um weitere Informationen bitten. Es musste doch noch mehr geben, aber sie hatte nichts gefunden, jedenfalls nicht bis heute. Claire blätterte durch die Zeitung, die Mrs Cole heute gekauft hatte, bis sie an die Seite kam, die kurz vor der Ankunft des Arztes ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Wir haben die Nachricht erhalten, dass die Southern Star , die letzten Monat von Sydney nach London aufgebrochen ist, gesunken ist.
    Claire fuhr mit dem Finger die Zeilen entlang, in denen der Reporter detailliert über den Vorfall berichtete.
    Mit Mann und Maus untergegangen … bekanntes Schiff … schockierende Tragödie …
    Die Ladung bestand unter anderem in der größten Wolllieferung einer einzelnen Farm aus Australien. Sie gehört dem reichen schottischen Schafzüchter Mr Hamish Gordon von Wangallon Station im Nordwesten von New South Wales …
    Claire blickte prüfend auf den Namen der Farm auf Mrs Coles Brief. Es war genau derselbe. Wangallon.
    Mit leiser Erregung riss sie den Artikel aus der Zeitung und faltete ihn mit dem Brief. Dieser Mr Gordon musste ihr Wohltäter sein. Es konnte gar nicht anders sein. Die Beziehung zwischen Mrs Cole und Mrs Cudlow, ein reicher schottischer Gentleman– diese Tatsachen konnten kein Zufall sein.
    Am folgenden Tag würde sie Wilkinson & Cross einen Besuch abstatten. Sie konnte nicht einfach nur dasitzen und auf eine ungewisse Zukunft warten. Natürlich musste sie mit dem Schlimmsten rechnen, aber in Zukunft würde sie höchstwahrscheinlich auf sich gestellt sein, und es war von größter Bedeutung, dass sie wusste, was sie erwartete.

Winter, 1987
    Wangallon Station
    Der Sturm braute sich im Westen zusammen. Hinten am Horizont ballten sich die Wolken und schoben sich bedrohlich auf sie zu. Der Wind frischte auf, als Sarah und Anthony den Schuppen verschlossen und die Hunde in ihren Zwingern losbanden. Die Tiere kauerten im Staub unter den hohen Bäumen, die sich im Wind bogen. Drinnen schlossen sie jede Tür und jedes Fenster und stopften Handtücher in alle Öffnungen. Wenn der Sturm losbrach, brachte er das rote Herz von Australien mit sich, und die körnigen Partikel würden ihren Weg durch jede noch so kleine Ritze finden. Bei Einbruch der Dunkelheit würde sich die Erde von Ayers Rock mit dem trockenen Staub von Wangallon über dem Pazifik mischen. Über Sydney würde eine Staubglocke hängen, und die Leute, die in den Büros arbeiteten, würden an dem Staub aus dem Busch fast ersticken.
    » Kommst du zurecht?«, fragte Anthony. Die Küche sah noch genauso aus, wie Angus sie eine Woche zuvor verlassen hatte. Auf einem Teller in der Spüle lagen trockene Brotkrümel, auf dem Tisch stand noch eine halb volle Tasse Tee. Anthony sah, wie Sarah aus dem Küchenfenster starrte. Er hätte sie gern getröstet, aber bisher hatten sie nur wenige Worte gewechselt, seit er ihr kurz von Angus’ Unfall berichtet hatte.
    » Erzählst du es mir jetzt?« Sie faltete die Hände auf dem Küchentisch, damit sie nicht zitterten. Der Jetlag machte sie ganz benommen, und sie war müde.
    » Er ist von einem durchgedrehten Stier auf die Hörner genommen worden«, begann Anthony. » Wir waren mit dem Einladen fast schon fertig, als dieses wahnsinnige Tier ausgebrochen ist und… na ja, dein Großvater hatte keine Zeit, sich zu bewegen.«
    » Wo warst du denn? Konntest du nichts tun?«
    Anthony räusperte sich. Er war an jenem Nachmittag nach Angus’ Eröffnung so abgelenkt gewesen, dass

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