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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Besuche auf Wangallon friedlicher.
    » Anthony ist ein guter Mann.«
    Natürlich profitierte Anthony vom Wissen ihres Großvaters, dachte Sarah. Allerdings fragte sie sich manchmal, ob er ihm auch so viel beigebracht hätte, wenn sie geblieben und Cameron nicht gestorben wäre. Das bezweifelte sie. Aber es war jetzt sowieso egal. Anthony sorgte dafür, dass Wangallon überlebte und ihr Großvater seine alten Tage auf der Farm verbringen konnte, die die Seelen ihrer Familie in sich barg. Wenn Anthony ging, würde Wangallons Zukunft ungewiss sein.
    Das Mädchen hatte sich die Rippen gebrochen. Angus sah es an der Schonhaltung zu einer Seite, die Sarah einnahm, wenn sie sich bewegte. Er lehnte sich in seinem alten Sessel zurück und lauschte auf das tröstliche Knarren des Leders, als er seinen Hintern in die richtige Position brachte. Der alte Sessel musste wirklich mal wieder neu gepolstert werden, aber er konnte sich nicht entschließen, sich davon zu trennen, noch nicht einmal für zwei Wochen.
    Seine Enkelin stand in der Tür.
    » Auf was wartest du?«, brummte Angus.
    » Mein Flugzeug geht um…«
    » Ja, ja«, verärgert wedelte er mit der Hand, » morgen geht es wieder zurück in die Großstadt, was?« Und vermutlich zum Liebhaber. » Also, ich fahre dich zum Flughafen, aber nur unter der Bedingung, dass du zum alljährlichen Picknickrennen wieder nach Wangallon kommst.«
    » So bald schon?«, fragte Sarah müde. Sie wollte eigentlich mindestens einen Monat in Sydney brauchen, um sich von diesem Besuch zu erholen.«
    Angus lächelte sie liebenswürdig an. » Bitte.«
    » Na gut.«
    » Hervorragend.« Den Bericht von Matt Leach hatte Angus schon erhalten, jetzt musste er nur noch das Mädchen so bald wie möglich wieder hierherholen. Geld und Liebe, dachte er, damit gewann man jeden, auch seine schwierige Enkeltochter.
    Es war später Nachmittag. Sarah wanderte durchs Haus. Es war so gebaut, dass die Räume so kühl wie möglich waren. In den Verbindungszimmern bauschten sich Vorhänge, die schon fadenscheinig vor Alter waren; in den verdunkelten, formelleren Räumen hingen schwere Damastvorhänge. Auf Eichen- und Mahagonipaneelen lag feiner Staub, und die Romane und Enzyklopädien des letzten Jahrhunderts standen in Bücherschränken aus Zedernholz. Die Pisé-Wände, eine Mischung aus Stroh und Schlamm, die im neunzehnten Jahrhundert üblich war, waren glatt verputzt, und Sarah fuhr mit der Hand über die kühle Oberfläche. Hinter sich hörte sie Schritte auf den gewachsten Dielenböden aus Zypressenholz. Sie blieb stehen, weil sie dachte, ihr Großvater käme hinter ihr her, aber da war niemand, und Sarah ging zurück durch das Wohnzimmer in einen anderen Gang.
    Jetzt war sie im ältesten Teil des Hauses. Die Wände hier hatten Risse und unebene Holzböden. Von der langen Eingangsdiele war man früher einmal über einen überdachten Gang zum Küchenhaus gekommen. Jetzt war es verschlossen, und ein Teppich hing an der Wand, wo früher einmal eine Tür gewesen war. Erneut hörte sie Schritte, dieses Mal jedoch nur kurz. Sarah drehte sich um. Gegenüber waren zwei Schlafzimmertüren: Ein Zimmer hatte ihrem Urgroßvater, Hamish, gehört, das andere seiner ersten Frau, Rose. Heute wurde dieser Bereich des Hauses nicht mehr genutzt. Als ihre Großmutter Angie noch lebte, hatte sie Roses Zimmer als Nähzimmer benutzt, und Sue hatte nach dem erzwungenen Auszug aus West Wangallon in diesem Zimmer geschlafen. Es war seltsam, dass die Tür jetzt offen stand. Sarah trat an die Tür und stieß sie ganz auf. Drinnen befanden sich ein Waschtisch mit Keramikschüssel und einem dazu passenden Krug, ein alter Schrank und ein Bett. Sarah musste über ihre Nervosität lachen. Aber es roch nach Lavendel, und das hellrosa Bettzeug war zerknittert, als hätte gerade jemand dort gesessen.
    » Was machst du in diesem Teil des Hauses?«
    Sarah zuckte zusammen, als sie die Stimme ihres Großvaters hörte. » Ich dachte, ich hätte etwas gehört.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. » Das stimmt wahrscheinlich auch. Deine Großmutter hat oft etwas gehört, aber ich denke, das sind einfach die üblichen Geräusche in einem alten Haus.«
    » Wie war Rose eigentlich so?«, fragte Sarah.
    » Ich habe keine Ahnung, Mädchen. Sie war schon lange vor meiner Zeit tot.«
    » Es gibt keine Bilder oder Erinnerungen an sie.«
    » Damals hat man noch nicht so viele Fotografien gemacht. Komm, geh ein bisschen an die frische Luft.« Angus wartete, bis

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