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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Warum hast du darauf bestanden, Blaze zu reiten? Ich habe dir doch gesagt, du sollst es lassen.«
    Sarah senkte den Kopf.
    » Ich sage doch bloß, dass dein Großvater nicht mehr so oft aus dem Haus geht wie früher. Und wenn dir etwas passiert, dann trage ich die Verantwortung.«
    Sie hätte ihm lieber vors Schienbein getreten, als ihm recht zu geben. Zweige knackten im Gebüsch, und sie sahen, dass Blaze davonhumpelte. Anthony rief Warrigal zu sich, und als er im Sattel saß, lud er sein Gewehr, bevor er losritt.
    Sie waren zwei Kilometer von der Farm entfernt, und da die Temperatur immer weiter anstieg, ging Sarah zum nächsten Baum, überprüfte ihn auf Schlangen und Warane, und sank dann dort zu Boden. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass am Tor Hautfetzen von Blaze hingen. Auf dem Boden mussten Blutflecken sein. Scharen von Schmeißfliegen summten bereits über der Stelle.
    Sarah lehnte sich an den Baumstamm und dachte an die Worte, die ihr Vater vor Jahren gesagt hatte. Einer der Cowboys hatte nicht aufgepasst und einen seiner Lieblingshunde überfahren. Das Tier hatte schwere innere Verletzungen und hätte die einstündige Fahrt zum nächsten Tierarzt nicht überlebt. Sarah und ihr Bruder hatten aus dem Fenster auf den armen Joe geblickt, der im Hof zusammengebrochen war, während ihre Eltern im Hintergrund stritten.
    » Ich muss ihn erschießen, Sue. Wenn ich das diesem Jungen überlasse, dann kann ich nicht sicher sein, dass er es richtig erledigt.«
    Cameron hatte das Gewehr ergriffen und war mit seinem Vater hinausgegangen. Sarah hörte in Gedanken immer noch das leise Murmeln ihres Vaters und die winselnde Antwort seines Hundes. Dann rannte Cameron um die Ecke des Hauses, und kurz darauf hallte ein Schuss.
    Sarah schloss die Augen. Ihre Hüfte, Rippen und Knöchel schmerzten, und an ihrer Wange brannte es. Im Laub über ihr raschelte es, und sie erlebte in Gedanken noch einmal den wilden Galopp, ihren Sturz und den Krach, mit dem Blazes stolzer Hals gegen das Tor schlug. Ihr wurde übel, und sie übergab sich.
    Colin. Colin hatte mit der Peitsche geknallt, fiel Sarah plötzlich ein. Er war mit ihnen an den Ställen gewesen und hatte gehört, dass Anthony gesagt hatte, sie solle Blaze nicht reiten und nicht mit der Peitsche neben ihm knallen, weil der junge Hengst noch viel zu schreckhaft war.
    Ein Gewehrschuss ertönte. Vögel flogen aus den Bäumen auf. Sarah stand auf und ging steifbeinig zum Tor, wobei sie sich bemühte, nicht auf das Fleisch und die Haare am Zaunpfosten zu blicken. Blaze war das letzte Pferd, das eine Verbindung zu Cameron hatte, dachte sie traurig, als sie das Tor öffnete. Sie hätte auf Anthony hören und das Pferd ihres Bruders nicht reiten sollen.
    Hinter ihr ertönte der vertraute Trab von Warrigal.
    » Steig auf.« Anthony zügelte sein Pferd und streckte ihr die Hand entgegen.
    » Colin war es. Er hat absichtlich mit der Peitsche geknallt.«
    » Das wird er ja wohl kaum absichtlich gemacht haben. Jetzt steig auf.«
    » Doch, es war Absicht.«
    » Sarah, steig auf.«
    » Ich gehe lieber zu Fuß.«
    » Was, zwei Kilometer?«
    » Es wird mir guttun.«
    » Sarah, bitte, lass uns jetzt nicht streiten. Wir müssen vierhundert Rinder auf die Weide bringen und es ist schon fast Mittag. Mit den Kälbern kommen wir sowieso schon langsam genug vorwärts, aber wenn es erst einmal richtig heiß ist, dann sind sie gar nicht mehr zu bewegen.«
    Sarah blickte den Weg entlang. Schon jetzt flirrte die Hitze. Ihr Gesicht brannte, und ihre Rippen schmerzten.
    » Na gut.« Sie zuckte zusammen, als Anthony sie auf den Pferderücken zog. Anthony ließ Warrigal schneller traben, und Sarah, die nicht mehr die Kraft hatte, sich mit den Schenkeln festzuklammern, rutschte hin und her.
    » Sarah, du rutschst so heftig herum, dass Warrigal nicht weiß, ob er in der Disco oder auf dem Rodeo ist.« Er griff nach hinten und zog sie dichter an sich heran. » Leg deine Arme um meine Taille, dann ist es bequemer für dich.«
    Gehorsam schlang sie die Arme um ihn und drehte das Gesicht zur Seite, so dass sie die Wange an seinen Rücken pressen konnte. Er hatte recht, in dieser Position waren die Schmerzen nicht so schlimm.
    » Du hast übrigens heute früh gute Arbeit mit den Kühen geleistet. Wir hatten einen irren Stier, der letztes Jahr von der hinteren Weide an der Ostgrenze gekommen ist. Er hat deinen Großvater und mich wie ein Dämon durch den Hof gejagt. Ich wollte ihn schon erschießen, aber dein

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