Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
gehabt, als sie ihm damals gesagt hatte, die Farm würde einem ins Blut gehen. Das war tatsächlich so. Er blickte sie an. Wenn er doch nur wüsste, was in ihrem Kopf vorging.
» Würdest du denn gehen?« Wangallon ohne Anthony konnte sie sich nicht vorstellen. Sarah lief ein Schauer über den Rücken.
» Wahrscheinlich nicht.«
Erleichtert lächelte Sarah ihn an. Wortlos berührte sie seinen Arm.
» Und du fährst morgen wieder?«
» Ja. Aber ich habe Großvater versprochen, zu den Picknickrennen wieder zurückzukommen.«
» Hervorragend. Kriege ich einen Tanz?«
» Ja, klar.« Sie dachte an Jeremy. Am liebsten wäre ihr, wenn er sie begleiten würde, aber sie wusste schon jetzt, dass er nicht mitkommen würde. » Auf jeden Fall.«
Anthony grinste. » Ich halte dich auf dem Laufenden, damit du weißt, wie es Angus geht.«
» Ja, nun, er wird eben alt, aber sein Verstand ist immer noch messerscharf.«
Anthony fiel nichts mehr ein, über das sie noch reden konnten. » Ich schaue mich auch mal nach einem neuen Pferd für dich um.« Er erhob sich.
» Ja, das wäre gut. Danke, Anthony.« Ihre Stimme klang ein wenig traurig. Dieses Mal tat es ihr leid, dass sie schon wieder fahren musste. Zum ersten Mal seit Camerons Tod hatte sie das Gefühl, lieber bleiben zu wollen.
Herbst, 1987
Centennial Park, Sydney
Sarah schenkte sich noch ein Glas Merlot ein und lehnte sich auf dem Liegestuhl auf ihrem Balkon zurück. Die Sonne ging gerade unter. Sie trank einen Schluck und hörte Jeremy zu, der ihr einen Kurztrip fürs Wochenende vorschlug.
Jeremy drückte ihr die Hand. » Ich habe alles schon gebucht«, sagte er aufgeregt, » und auch meine Termine habe ich verschoben.« Er schlug den Prospekt auf, der auf dem kleinen, schmiedeeisernen Tisch lag, und deutete auf das Bild eines süßen Ferienhäuschens in den Blue Mountains. » Es wird dir bestimmt gefallen.«
Sarah betrachtete das malerische Cottage, das eingerahmt war von Bäumen und blühenden Blumen. Es sah wirklich verlockend aus.
» Nun?«
Sarah war klar, dass Jeremy sich damit für seinen Bericht über die Überschwemmung auf der Wohltätigkeitsauktion vor vierzehn Tagen entschuldigen wollte. Und wenn man bedachte, dass sie in der letzten Zeit kaum etwas gemeinsam unternommen hatten, dann war ein Kurzurlaub genau das Richtige. » Ich würde ja schrecklich gerne hinfahren, aber…«
» Großartig.« Lächelnd schob Jeremy die Ärmel seines blauen Blazers hoch.
» Ich habe leider morgen Aufnahmen.«
» Kannst du den Termin nicht verschieben?«
Sarah schüttelte den Kopf. Sie konnte ihm wohl kaum erzählen, dass sie die Aufnahmen schon vorgezogen hatte, damit sie am darauffolgenden Wochenende ihr Versprechen ihrem Großvater gegenüber halten und zum Picknickrennen fahren konnte. » Es tut mir leid, ich wäre wirklich gerne dorthin gefahren.«
Jeremy verzog verärgert das Gesicht.
» Du hättest es vorher mit mir besprechen sollen«, fügte sie schuldbewusst hinzu.
» Dann wäre es ja keine Überraschung mehr gewesen.« Jeremy packte die Prospekte wieder zusammen.
Er ging in die Wohnung und legte sie auf die Küchenbank neben den wunderschönen Blumenstrauß, den er mitgebracht hatte.
Sarah beschloss, dass jetzt auf keinen Fall der richtige Zeitpunkt war, um ihm zu erzählen, dass sie zum Picknickrennen nach Hause fahren würde. Wie auf ein Stichwort klingelte das Telefon.
» Sarah, ich bin es, Anthony. Wie geht es dir?«
» Gut, Anthony.« Zögernd blickte sie zu Jeremy, der die Augen verdrehte und heftig eine Schranktür zuschlug. Sarah schob einen Stapel Zeitschriften über Fotografie zur Seite und setzte sich auf ihre Couch.
» Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass ich ein Pferd für dich gefunden habe.«
» Wirklich? Das ist ja toll«, erwiderte sie so enthusiastisch wie möglich. Jeremy räumte ihre Kaffeetassen in die Geschirrspülmaschine.
» Eine hübsche kleine Stute, sie kostet nur fünftausend.«
» Ist das gut?«
» Ja, absolut. Angus hat gemeint, das sei das reinste Schnäppchen. Er ist im Übrigen fit und freut sich auf deinen Besuch.«
» Ja, gut.« Sarah versuchte, das Gespräch so rasch wie möglich zu beenden.
» Gut. Dann sehen wir uns ja.«
» Danke, Anthony.« Sie legte auf. » Anthony hat ein neues Pferd für mich gefunden.«
» Sie können dich einfach nicht in Ruhe lassen, was?«
» Hey.« Sarah trat in die Küche. » Ich habe ihn gebeten, anzurufen, weil ich gerne wissen will, wie es Großvater
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