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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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sprach Alice ihn nicht darauf an und beschloss, Teddys gute Stimmung auszunutzen. Zwischen ihren Fahrten nach London bereitete sie die Australienreise vor. Sie und Vicky kreuzten sorgfältig jeden Morgen einen Tag in dem großen Kalender an und zählten mit wachsender Aufregung die Wochen, die ihnen noch bis zur Abreise blieben. Teddy war der Einzige, der offenbar kein großes Interesse daran hatte.
    »Du und Marigold habt doch alles im Griff«, sagte er in der ersten Dezemberwoche beim Abendessen, als Vicky bereits im Bett lag. Er war immer noch nicht mit Alices Berufstätigkeit einverstanden.
    Alice erschauderte, als ein kalter Luftzug ihre Füße umwehte, und zog die rote Strickjacke fester um ihren gewölbten Leib zusammen.
    Sie wusste, wie müde er war, denn er war gerade von einer Vortragsreise in den Norden von England zurückgekehrt und hatte vor ihrer Abreise nach Australien einen engen Termin-plan. Dennoch hätte sie sich gefreut, wenn er ein bisschen mehr Begeisterung an den Tag gelegt hätte. Die Woche war sehr anstrengend gewesen, da die Zeit nicht gereicht hatte, die Referate ordentlich vorzubereiten, denn er hatte stundenlang den Verkauf des Bambusbüchleins mit Bunty erörtert.
    Alice reichte ihm den Plumpudding, den Mrs. P. mit eingekochten Pflaumen aus dem Garten zubereitet hatte.
    »Weißt du, du würdest einen großartigen Landedelmann abgeben.« Sie lachte ihm im Kerzenlicht zu. »Findest du nicht, Marigold? Dann bräuchtest du dich nicht mehr wie jetzt mit deinen Vorträgen abzumühen. Ich freue mich ja so darauf, euch beiden mein Land zu zeigen.« Glücklich seufzte sie auf. »Mal im Ernst. Könntest du dir vorstellen, auf Dauer in Australien zu leben, wenn du einen Posten an einer Universität bekämst? Es ist ein wunderbares Land, um Kinder großzuziehen.«
    Teddys Löffel blieb auf halbem Wege zum Mund stehen. Er wollte schon etwas erwidern, als das Telefon läutete. »Ich gehe ran«, meinte er rasch und tätschelte Marigolds Schulter.
    Mit aschfahler Miene kehrte Teddy ins Esszimmer zurück.
    »Was ist passiert?«, rief Alice aus.
    »Mein Bruder Hugo hatte einen Herzinfarkt und ist in Cheltenham ins Krankenhaus eingeliefert worden. Aus heiterem Himmel ist er zusammengebrochen.« Teddy ließ sich auf seinen Stuhl sinken und schob den halb aufgegessenen Pudding weg. »Sie wissen nicht, ob er die Nacht überlebt.« Plötzlich war allen der Appetit vergangen. Marigold begann mit dem Abräumen, um sich zu beschäftigen.
    »Was hast du deiner Mutter gesagt?«
    Teddy sah sie verdattert an. »Was hätte ich sagen sollen? Ich … sie … ich war so erschrocken.«
    Alice nahm die Sache in die Hand. »Am besten fahren wir noch heute Nacht hin.« Teddy blickte sie dankbar an. »Vicky kann bei Marigold bleiben. Ich packe nur rasch ein paar Sachen.«
    Eine halbe Stunde später waren sie unterwegs nach Cheltenham und erreichten um drei Uhr morgens das Krankenhaus. Wegen der Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in ihre Wintermäntel vermummt, stampften sie zitternd mit den Füßen, als sie die warme und sterile Eingangshalle betraten. Lord und Lady Turlington saßen an Hugos Bett. In seinem rechten Arm steckte eine Infusionsnadel, und er atmete flach, allerdings ohne Maschinen. Sein Gesicht war gelblich-grau. Alle fünfzehn Minuten sah eine Schwester nach ihm. Nachdem Teddy und Alice alle mit einem Kuss begrüßt hatten, setzten sie sich. Lady Turlington schien um zehn Jahre gealtert zu sein. In Lord Turlingstons Miene malte sich Hilflosigkeit. Schließlich erschien die Oberschwester.
    »In den letzten beiden Stunden ist keine Verschlechterung eingetreten, und sein Zustand stabilisiert sich offenbar. Ich würde vorschlagen, dass Sie nach Hause fahren und ein wenig schlafen. Wir rufen Sie sofort an, wenn sich etwas verändert.«
    »Ich bleibe«, erwiderte Lady Georgina mit Nachdruck. Die anderen drei wankten schlaftrunken aus dem Raum.
    Hugo erholte sich zwar wieder, doch das Familienleben veränderte sich trotzdem drastisch. Vor einem Mittagessen mit den Eltern, es war das Wochenende nach Hugos Entlassung aus dem Krankenhaus, nahm Teddy Alice beiseite.
    »Der Arzt hat Mum gewarnt, dass so etwas jederzeit wieder geschehen kann. Vielleicht wird es unser letztes gemeinsames Weihnachtsfest«, meinte er mit bebender Stimme. »Wenn du mit Vicky ohne mich nach Australien fliegen willst, stehe ich dir nicht im Wege.«
    Benommen spielte Alice an ihrem Umstandskleid aus weicher grüner Wolle herum. Natürlich kam es

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