Weites Land der Träume
Erfolg, was ihn ziemlich wurmte. Inzwischen hatten eine britische und eine amerikanische Fachzeitschrift für Medizin über ihr Forschungsprojekt berichtet, während die Arbeit an seinem Bambusbüchlein wegen der Krankheit seines Bruders zum Stillstand gekommen war. Alice rückte immer mehr ins Rampenlicht, und er geriet dabei ins Hintertreffen. Und um das Maß voll zu machen, war der britische Übersetzer, der die Inschrift prüfte, so unglaublich langsam, dass Teddy noch nicht über einen Verkauf der Scheiben hatte verhandeln können. Das Britische Museum und das Fitzwilliam-Museum in Cambridge hatten von Anfang an großes Interesse an einem Kauf bekundet.
Teddy, der seine Chance gewittert hatte, hatte sich geweigert, das Büchlein bei Sotheby’s versteigern zu lassen, und stattdessen den Preis hochgetrieben, indem er die beiden Museen gegeneinander ausspielte. Insgeheim hatte er jedoch beschlossen, dem Fitzwilliam-Museum den Zuschlag zu geben. Denn wie er wusste, würde ihm die großartige Geste, das Fundstück der Universität von Cambridge zu überlassen, den Respekt seiner Kollegen einbringen. Obwohl er einräumen musste, dass das Geld ihm sehr gelegen kommen würde, um ihren gewaltigen Überziehungskredit auszugleichen und weitere Pferde für seine Ställe zu kaufen, war ihm der Ruhm das Wichtigste.
Teddy kam nicht nur mit Alices Erfolg, sondern auch mit dem Leben im Allgemeinen nicht zurecht. Allerdings fand er, dass nur sie gegen die Regeln verstieß. Und das Lob seiner neidischen Kollegen, die sich positiv über Alices Unabhängigkeit und ihr Talent, Ehe und Beruf miteinander zu vereinbaren, äußerten, erboste ihn nur noch mehr. Teddy wollte keine selbstständige Frau, sondern ein hübsches Schmuckstück an seiner Seite, eine Gattin, die ihn bei seinen Karrierebemühungen unterstützte, sich seine Sorgen anhörte und ihn je nach Bedarf mit Bewunderung, Anerkennung und Mitgefühl überschüttete. Derzeit tat Alice jedoch nichts von alldem.
Plötzlich kam Vicky in die Küche gestürmt und rannte Teddy beinahe um. Er wollte ihr gerade einen heftigen Klaps geben, als der mittlerweile sechs Monate alte Ben zu schreien anfing.
»Hier, nimm einen Keks und hör mit dem blöden Gebrüll auf«, schimpfte Teddy. Doch Ben wies den angebotenen Keks zurück und schrie noch lauter. Erschrocken über die Wut ihres Vaters, begann Vicky ebenfalls zu weinen. In diesem Moment kam Alice herein. »Warum zum Teufel kannst du keine richtige Mutter sein? Mich treibt dieses Durcheinander hier in den Wahnsinn!«, tobte Teddy.
Rasch machte sich Alice ein Bild von der Situation, ließ den Aktenkoffer fallen und lief zu Ben hinüber, um ihn aus seinem Laufstall zu nehmen. Als sie ihn hin und her wiegte, verstummten seine schrillen Schreie allmählich. Seine Windel war klatschnass.
»Schon gut, Liebling, Mummy ist ja da.«
»Hoffentlich mal länger als fünf Minuten«, höhnte Teddy. Alice, die weiter Ben tröstete, ging nicht auf die Stichelei ein. »Wie soll ich das alles schaffen?«, fuhr Teddy fort. »Morgen kommen die Handwerker, um die alten Ställe abzureißen, und ich habe Adrian versprochen, mir die beiden Jagdpferde anzusehen, die er für mich ausgesucht hat. Mit zwei kreischenden Kindern kann ich nicht in Ruhe nachdenken.« Alice runzelte die Stirn und wollte etwas sagen. Teddy sah sie finster an. »Eines davon ist für Vicky.«
»Das ist wirklich lieb von dir, Teddy, aber wir können es uns nicht leisten …«, wandte Alice ein.
Doch Teddy fiel ihr ins Wort. »Und für die nächste Woche habe ich zwei Wochen Urlaub in Frankreich für uns gebucht. Ich hatte noch ein paar freie Tage übrig, und ich könnte eine Pause bei Gott gut gebrauchen.« Das war zu viel für Alice. Wut stand in ihrem Gesicht, als sie losging, um Bens Windel zu wechseln.
Als sie zurückkam, hob sie den zurückgewiesenen Keks auf und reichte ihn Ben, der weinend daran herumknabberte. Anschließend schickte sie Vicky in bemüht ruhigem Ton zum Ausziehen und Baden nach oben. Dann drehte sie sich zu Teddy um.
»Schatz, wir müssen ein bisschen sparsamer sein. Obwohl deine Mutter uns schon wieder geholfen hat, werden unsere Schulden seit Dezember immer mehr. Wir können nicht ständig weiter Geld ausgeben und von ihr erwarten, dass sie uns rettet, wenn die Bank aufmuckt.« Teddy schmollte. »Das kann doch wirklich warten. Vicky ist mit Phillips Pony sehr zufrieden, und da ich zurzeit nicht reite, kannst du ja Skittles nehmen.«
»Immer musst du
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