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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Rand hinweg an. Mit den tiefen Falten auf der bleichen Stirn und den rot geränderten hängenden Lidern erinnerte er Teddy an eine Buldogge. »… und deshalb hat der Vorstand beschlossen, noch ein weiteres Gutachten unter unseren Bedingungen in Auftrag zu geben.«
    Aufgeblasener Fatzke, dachte Teddy, der kurz vor einem Wutausbruch stand.
    »Das ist doch absoluter Unsinn«, entgegnete er und blickte Scudds, der völlig ungerührt und mit weggespreiztem kleinem Finger seinen Tee trank, finster an.
    Langsam stellte der Kurator seine Tasse weg. »Ihnen mag es unsinnig erscheinen, Sir, doch so lauten nun mal die Bedingungen. Der Vorstand hat Mr. Clive Parkin aufgefordert, ein weiteres Gutachten anzufertigen, denn er betrachtet ihn erstens als hoch qualifiziert in solchen Fragen und zweitens als objektiven und unbeteiligten Beobachter.«
    Beinahe wäre Teddy erstickt; die Tasse klapperte auf der Untertasse, als er sie zurück auf den Schreibtisch stellte. »Nicht er. Jeder andere, nur nicht er«, flehte er. »Er wird ganz sicher zu einem gegenteiligen Ergebnis kommen.«
    »Ich fürchte, das liegt nicht mehr in unserer Hand, Sir«, erwiderte Scudds, als spräche er mit einem kleinen Kind. »Natürlich hätten wir Verständnis dafür, wenn Sie unsere Bedingungen ablehnen und Ihr Angebot zurückziehen, auch wenn das ein sehr trauriger Tag für das Fitzwilliam-Museum wäre.«
    Teddy bekam es mit der Angst zu tun. »Aber, aber, Scudds. Eigentlich bin ich ja nur hier, um Ihnen zu sagen, dass ich Ihr letztes Angebot gerne annehme. Mir ist klar, dass es weitaus niedriger ist als das des Britischen Museums, aber ich will sichergehen, dass das Büchlein in Cambridge bleibt.« Seine Handflächen waren schweißnass, und er lächelte verkrampft.
    »Ich bin sicher, dass der Vorstand sehr erfreut sein wird, Sir«, entgegnete Scudds seelenruhig. »Natürlich müssen wir das Ergebnis des unabhängigen Gutachtens abwarten.«
    »Aber selbstverständlich.« Vor Wut schäumend verließ Teddy das Museum. Um sich zu beruhigen, ging er in den Anchor, um ein Bier zu trinken, und traf dort ein paar Freunde aus Rudertagen, die in Cambridge Sommerkurse gaben. Nach dem dritten Bier verkündete er laut, er werde das Büchlein dem Fitzwilliam-Museum mehr oder weniger schenken, obwohl das Britische Museum eine ordentliche Summe geboten habe. Anschließend fühlte er sich sehr großzügig und wurde mit lauten Jubelrufen und Applaus belohnt, worauf er noch eine Runde ausgab.
    Als die Wirkung des Alkohols nachließ, wurde Teddy immer nervöser. Er suchte Monica in ihrer Praxis auf und ließ sich ein paar Schlaftabletten geben. Anschließend fühlte er sich schon viel wohler. Seine Laune besserte sich noch mehr, als er nach Hause kam und Alice ihm mitteilte, ein Journalist vom British Geographic habe angerufen und um einen Interviewtermin gebeten.
    In der zweiten Woche des Herbstsemesters erhielt Teddy den erwarteten Anruf von Henry Scudds. Zu seiner Erleichterung kam Clives Bericht zu demselben Ergebnis wie die beiden anderen.
    »Der Vorstand ist mit Mr. Parkins Gutachten sehr zufrieden, Mr. Turlington, und nun bereit, das Bambusbüchlein gemäß Ihres Angebots zu kaufen.«
    Überglücklich wollte Teddy zu Hause anrufen, erinnerte sich dann jedoch verärgert daran, dass Alice wieder in London war. Er legte auf, als Marigold den Hörer abnahm, und eilte dann los, um dem Direktor des Trinity College, der die Angelegenheit sehr interessiert verfolgt hatte, Bericht zu erstatten.
    Der allererste Vorsteher des Trinity College, in ein schwarzes Gewand mit hermelingesäumter Kapuze gehüllt, blickte mit Argusaugen aus dem Gemälde über dem gewaltigen Kaminsims aus Marmor im Wohnzimmer auf Teddy herab. Der derzeitige Direktor, der seinem Vorgänger wie aus dem Gesicht geschnitten war, hatte sich vor dem ordentlich aufgeschichteten, jedoch nicht angezündeten Kaminfeuer aufgebaut. Seine schmalen Schultern in dem dunkelgrauen Anzug waren leicht gebeugt, und er sah Teddy durchdringend an. Im Raum roch es nach Zigarren und Möbelpolitur.
    »Ausgezeichnet, Turlington. Herzlichen Glückwunsch. Mr. Scudd sagte, die Vorstellung sei auf den übernächsten Donnerstag festgesetzt.« Er schüttelte Teddy freundschaftlich die Hand. »Wir wissen zwar alle, dass es sich um einen Privatverkauf handelt, möchten aber den Anlass, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, dennoch festlich gestalten. Ich spreche auch im Namen der übrigen Angehörigen des Lehrkörpers dieses College, wenn

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