Weites Land der Träume
ich Ihnen sage, dass Ihre Großzügigkeit und die Ehre, die Sie uns und der gesamten Universität einbringen, indem Sie dieses kostbare Stück in Cambridge belassen, nicht unbemerkt geblieben ist.« Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, spähte er aus dem Fenster und auf das wehende Herbstlaub. »Mr. Scudds berichtete mir, Ihre Großzügigkeit habe es dem Fitzwilliam-Museum ermöglicht, das Stück zu kaufen. Wie Sie sicher wissen, beherbergt dieses Museum die bedeutendsten alten Manuskripte der Welt. Ihr Beitrag wird eine wundervolle Ergänzung bedeuten. Noch einmal Glückwünsche, mein Lieber.«
Dann nannte der Leiter des College die Namen einiger angesehener Wissenschaftler aus Cambridge und Oxford, die Teddy vielleicht zum Festakt einladen wolle. »Und natürlich den Prinzen von Wales. Der hat schließlich auch einmal hier studiert«, fügte er abschließend hinzu.
»Selbstverständlich«, meinte Teddy nickend. Als er hinausging, schwebte er im siebten Himmel. Da er sich nicht auf seine Seminare konzentrieren konnte, schickte er seine Erstsemester früher weg und eilte nach Hause. Doch als er hereingestürmt kam, verwandelte sich seine Hochstimmung in Wut, denn Marigold meldete, Alice habe angerufen und gesagt, sie werde einen Tag länger in London bleiben. Nach einer Schimpftirade über pflichtvergessene Ehefrauen fuhr Teddy in den Pub und überließ es Marigold, Abendessen für Vicky und Ben zu machen.
Am Morgen des Festakts wachte Teddy so nervös und aufgeregt auf wie damals, als er seinen ersten Austin Healey gekauft hatte. Da Alice wieder einmal in London war, hatten sie sich nach einem weiteren Streit darauf geeinigt, sich in der Stadt zu treffen.
Am frühen Abend schlüpfte Teddy in seinem Büro im College in ein sauberes Hemd und band sich mit zitternden Fingern die Krawatte. Mit Schmetterlingen im Bauch ging er seine Rede noch einmal durch, als Alice hereinkam. Sie sah in ihrem Cocktailkleid aus schwarzer Seide einfach hinreißend aus. Die drei Perlenstränge um ihren Hals schimmerten auf ihrer cremeweißen Haut. Alice hauchte ihrem Mann einen Kuss auf die Wange und drückte ihm die Hand. Niemand hätte vermutet, wie aufgewühlt sie noch vor einer halben Stunde gewesen war, als sie sich in ihr Kleid gezwängt hatte, denn sie hatte ihren Zug verpasst.
»Ich bin so stolz auf dich, Liebling«, meinte sie und beruhigte sich endlich, als sie die breite Treppe des Museums hinaufschritten und das gewaltige Marmorfoyer durchquerten. Teddy hielt die kostbare Schatulle mit den Bambusscheiben fest in der Hand.
»Schön, dass du Zeit hattest zu kommen«, gab Teddy spitz zurück. Alice erklärte sich die Bemerkung mit seiner Nervosität und tätschelte ihm den Arm.
Im Festsaal des Museums drängten sich die Gäste, und ein erwartungsvolles Raunen lag in der Luft. Die Wände ringsherum waren mit prachtvollen Gemälden von Leonardo da Vinci, Michelangelo, Monet und Dürer geschmückt. Scudds hatte auf akademischem Talar bestanden und jeden nur möglichen Würdenträger – vom Vizekanzler von Cambridge bis hin zum Dekan des Somerville Colle in Oxford – zusammengetrommelt. Alle Honoratioren der Universität und auch einige aus Oxford waren gekommen. Ebenfalls anwesend waren die Direktoren des Britischen Museums und des Victoria-und-Albert-Museums, der Präsident der Britischen Archäologischen Gesellschaft und natürlich sämtliche Mitarbeiter des Fitzwilliam-Museums. Die Presse war auch eingeladen. Im Raum drängten sich Dozenten und Professoren in schwarzen und roten Talaren, Männer in Anzügen und elegant gekleidete Frauen. Der Champagner floss in Strömen, und Kellner bahnten sich mit Silbertabletts, die sich unter Häppchen mit Räucherlachs, Gürkchen, Spargel, Kaviar und Röllchen aus hauchzartem Hähnchenfleisch bogen, einen Weg durch die Menge. Immer noch angespannt, ließ Teddy Alice im Gespräch mit dem Prinzen von Wales stehen, um mit Scudds den weiteren organisatorischen Ablauf des Abends zu besprechen. Dabei wäre er beinahe mit Clive Parkin zusammengestoßen, der gerade aus dem Büro des Kurators kam. Durch seinen Erfolg in Hochstimmung versetzt, begrüßte Teddy seinen Kollegen gönnerhaft.
»Guten Abend, Parkin. Schön, Sie zu sehen. Sie haben bei dem Gutachten ganze Arbeit geleistet.« Ehe Parkin etwas erwidern konnte, stürzte ein leichenblasser Scudds aus seinem Büro und taumelte Teddy buchstäblich in die Arme. Schon im nächsten Moment hatte er sich wieder gefasst, schlug die Hand
Weitere Kostenlose Bücher