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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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alles verderben. Wenn du nicht so viel Geld für Zugfahrkarten und Taxis brauchen würdest …«, begann er.
    Entnervt ging Alice mit Ben auf dem Arm hinaus. Sie war zu müde für solche sinnlosen Streitereien und hatte außerdem noch eine Menge zu tun.
    »Okay«, rief Teddy ihr durch den Flur nach. »Dann sage ich den Handwerkern ab und bitte Adrian zu warten, bis ich mit Mutter gesprochen habe.« Alice zuckte die Achseln. Er hatte ihr überhaupt nicht zugehört. Es gefiel ihr gar nicht, dass Lady Georgina ihnen immer wieder unter die Arme griff, auch wenn es Teddy offenbar nicht störte. Außerdem hatte sie keine Ahnung, wie sie seiner Verschwendungssucht Einhalt gebieten sollte. Doch sie hatte einfach nicht die Kraft für weitere Debatten, denn auf ihrem Schreibtisch wartete Arbeit auf sie. Also ging sie hinauf, um die Kinder zu Bett zu bringen.
    Teddy rief seine Mutter an, die versprach, Ende des Monats einen Scheck zu schicken. Dann legte er die neueste Aufnahme des Verdirequiems auf den Plattenteller. Die Musik dröhnte durchs Haus.
    Anfang August, das Konto war noch immer hoffnungslos überzogen, erhielt Teddy das Gutachten des Übersetzers. Obwohl die langsamen Mühlen der Bürokratie ihn verärgerten, konnte er nun wenigstens endlich etwas unternehmen. Er fuhr nach Cambridge und suchte den obersten Kurator des Fitzwilliam-Museums auf, der fast immer an seinem geliebten Arbeitsplatz anzutreffen war.
    Mr. Henry Scudds war Anfang sechzig und die Seele des Museums, das er mit viel Liebe zum Detail betrieb. Im Laufe der Jahre hatte er einige der berühmtesten Ausstellungsstücke erworben, und alte Manuskripte waren sein Spezialgebiet. Teddy empfand seine pedantische Lust daran, »jede Straße zu erkunden und jeden Stein anzuheben«, wie er selbst es ausdrückte, als ausgesprochen ärgerlich. Außerdem stammte Mr. Scudds nicht aus Teddys gesellschaftlichen Kreisen. Doch Teddy hatte genug Verstand, den Mann nicht gegen sich aufzubringen.
    »Gute Nachrichten, Scudds«, verkündete er selbstbewusst und ließ sich im gemütlich eingerichteten Büro des Kurators in einen braunen Ledersessel sinken. »Hier ist das Gutachten des britischen Übersetzers.« Aufgeregt und mit leuchtenden Augen hielt er Mr. Scudds das Gutachten hin. »Lesen Sie selbst! Es steht alles drin. Vielleicht ist es nicht so alt, wie ich zunächst gedacht hatte. Aber es steht, wie gesagt, auf einer Stufe mit dem Stein von Rosetta.«
    Das Büchlein enthielt spannende Enthüllungen über die Tang-Dynastie. Allerdings war zu Teddys Enttäuschung die Reaktion britischer Archäologenkreise wie immer ziemlich verhalten gewesen. Mr. Scudds gichtige Finger zitterten leicht, als er die Papiere durchsah. Teddy seufzte auf. Um seine Ungeduld zu zügeln, studierte er die Titel der faszinierenden Sammlung von Nachschlagewerken überall im Raum. Nach einer schieren Ewigkeit nahm Henry Scudds die goldgerahmte Lesebrille ab und legte sie ordentlich auf den Tisch. Dann ließ er sich von seiner Sekretärin Tee und Plätzchen bringen.
    »Bitte bedienen Sie sich, Sir«, forderte er Teddy auf, als eine pummelige Frau Mitte vierzig mit einem Teetablett erschien, auf dem Tassen aus teurem Porzellan und ein Teller mit Schokoladenkeksen standen. Teddy nickte unruhig. Gemächlich griff Scudds nach einem Keks. »Meine Lieblingssorte«, stellte er fest und musterte den Keks wie eine kostbare antike Scherbe, bevor er seine falschen Zähne hineinschlug.
    »Also, wie finden Sie es?«, erkundigte sich Teddy, dem allmählich die Geduld ausging. Scudds räusperte sich. Als er sprach, war seinem Tonfall nicht die Spur eines Gefühls anzumerken.
    »Es ist wirklich ausgesprochen interessant, Sir. In der Tat bin ich sehr froh, dass diese Gutachten uns nunmehr vorliegen. Dennoch muss ich Ihnen mitteilen, dass wir uns in unserer letzten Vorstandssitzung darauf geeinigt haben, auf einer weiteren unabhängigen Beurteilung bestehen zu müssen, bevor wir weitere Entscheidungen treffen.«
    Teddy verschluckte sich an seinem heißen Tee. »Was? Aber das ist doch völlig überflüssig. Inzwischen verfügen Sie über zwei ausführliche Gutachten, eines von einem amerikanischen, das andere von einem Londoner Fachmann, die beide die Echtheit des Büchleins bestätigen. Wie können Sie das Urteil dieser Leute anzweifeln?«
    »Ich bedaure, Sie enttäuschen zu müssen, Sir, aber sich von einer derart beträchtlichen Geldsumme zu trennen …« Er setzte die Lesebrille wieder auf und sah Teddy über ihren

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