Weites Land der Träume
Oxford arbeitete. An seinen Egoismus, vor dem sie immer wieder die Augen verschloss. An seine Unberechenbarkeit.
Teddy steckte das Taschentuch in die Hosentasche und drehte sich um.
»Ich liebe dich, Alice«, murmelte er und drückte sie an sich. »Ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder anlügen werde, solange ich lebe.«
Anfang November standen Alice und der Professor unter großem Druck, endlich mit Ergebnissen aufzuwarten, denn mittlerweile hinkten sie bereits vier Monate hinter ihrem Zeitplan her. Eines Mittwochabends um zehn nach sechs, zwei Tage bevor die Förderung auslief, maß Alice den Blutzuckerspiegel einer Kontrollgruppe von Mäusen. Ihre Hand zitterte aufgeregt, als sie die Werte ablas. Es war ihnen gelungen, den Glukosespiegel zu kontrollieren. Sofort stürmte sie in das Büro des Professors, um ihm die Resultate zu zeigen.
»Ich wusste, dass es möglich ist!«, rief er außer sich vor Begeisterung aus. Gemeinsam wiederholten sie den Test, und anschließend verbrachte Alice die nächsten fünf Stunden damit, einen Bericht zu schreiben. Erschöpft, aber in Hochstimmung, sprang sie am Bahnhof Kings Cross in den Nachtzug, um es Teddy so schnell wie möglich zu erzählen. Es war schon nach Mitternacht, als sie nach Hause kam. Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte sie die Treppe hinauf, ohne sich darum zu kümmern, ob sie das ganze Haus weckte, und begann schon zu reden, als sie die Schlafzimmertür aufriss. Im nächsten Moment blieb sie ungläubig stehen.
Die Decken waren zu einem Haufen zusammengeknüllt, und Monica Slade wand sich nackt auf Teddy.
»Oh, mein Gott!«, rief Teddy aus und griff nach der Decke.
»Verdammt!«, schrie Monica, sprang von Teddys nacktem, verschwitztem Körper auf und schlüpfte hastig in ihr Höschen.
Alice errötetet bis hinunter zum Hals, als sie zurückwich. Sie fühlte sich wie eine Spannerin. Voller Angst, sich gleich übergeben zu müssen, schlug sie die Hand vor den Mund und flüchtete nach unten.
Sie versuchte zu verstehen, was sie gerade gesehen hatte, als sie an ihren Ringen herumnestelte und stumpf auf die zugezogenen Wohnzimmervorhänge starrte. Monica, inzwischen voll bekleidet, rannte aus dem Haus. Alice wurde flau im Magen, und sie hörte undeutlich, wie Monicas Wagen die Straße entlangraste. Langsam kam Teddy ins Zimmer Warum? Warum? Sie hatte sich doch so bemüht, eine gute Ehefrau zu sein.
»Ich dachte, du kommst erst am Freitagabend nach Hause«, begann Teddy vorwurfsvoll und schenkte ihnen beiden einen großen Brandy ein.
»Wir haben den Durchbruch geschafft«, erwiderte Alice tonlos. »Du solltest es als Erster erfahren.« Ihrem Blick war nichts zu entnehmen, als Teddy ihr das Glas mit der goldgelben Flüssigkeit reichte, als wäre nichts geschehen. Ohne nachzudenken, schloss sie die Finger um das große Kelchglas, und der Duft des Getränks stieg ihr in die Nase. Fast hatte das Glas schon ihre Lippen erreicht, als in ihr eine Saite riss. Sie schüttete Teddy den Inhalt ins Gesicht und machte laut schreiend endlich ihrem Ärger Luft.
»Wie schaffe ich es bloß immer wieder, miese Lügner und Betrüger anzuziehen? Ich habe keine Lust mehr darauf. Es widert mich an. Und weißt du was? Das war jetzt endgültig das letzte Mal.« Sie schnappte in tiefen Zügen nach Luft und sprach weiter, ohne sich darum zu kümmern, ob ihre Worte ihn kränkten. »Wie konnte ich nur so blind sein? Das war’s dann wohl, Teddy. Ich verlasse dich. Ich habe genug von deinen Tränen, deinen Lügen, deinen Ausflüchten und deinen Wutanfällen. Ich fliege nach Hause. Und ich nehme die Kinder mit.« Teddy erbleichte.
»Findest du nicht, dass du es ein bisschen übertreibst, mein Kind? Zwischen Moni und mir ist doch nichts Ernstes.«
»Übertreibst! Übertreibst! Das schlägt doch dem Fass den Boden aus, Teddy. Ich treffe dich im Bett mit Monica an, und du sagst, ich übertreibe!« Ihre Stimme steigerte sich zu einem Kreischen. Wie konnte er sie so verletzen und dann so tun, als wäre nichts gewesen? »Was ist mit dem Parfüm auf deinem Hemd, das nicht meins war? Und den vielen Reisen am Wochenende? Mit wem warst du da verabredet? Wann hat es angefangen? In unserer Hochzeitsnacht mit Catalina? Wie viele waren es inzwischen? Hast du es an den Abenden, an denen du angeblich im College arbeiten musstest, mit deiner Sekretärin getrieben?«
Entrüstet wich Teddy zurück. »Jetzt werd nicht vulgär. Wo warst du denn, als ich in China fast gestorben wäre?«
»Vulgär,
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