Weites Land der Träume
Mikrofone unter die Nase zu halten, brachten ihn zum Schweigen. Teddy verstummte schlagartig und bahnte sich einen Weg zur Tür. Nachdem er Parkin gegen ein Bücherregal gestoßen hatte, packte er Alice am Handgelenk und zerrte sie trotz ihrer Gegenwehr in die kalte Oktoberluft hinaus. Als er davonbrauste, blieben die anderen Anwesenden mit offen stehenden Mündern zurück.
An diesem Abend betrank er sich sinnlos. Als er am nächsten Morgen völlig verkatert erwachte, entdeckte er zu seinem Schrecken sein eigenes Konterfei auf der Titelseite der Times , wie er gerade die Schatulle unter Scudds’ Nase schwenkte. Die Schlagzeile lautete: GEFÄLSCHTES FUNDSTÜCK IN LETZTER MINUTE ENTTARNT. CAMBRIDGE-DOZENT BEIM BETRUG ERTAPPT, verkündete der Daily Telegraph . TEDDY, DIE HEULSUSE, STAMPFT MIT DEN FÜSSEN, höhnte der Daily Sketch.
Alice streckte die Hand über den Frühstückstisch. »Oh, Teddy, mein Schatz, es tut mir so Leid.«
»Ich habe das Gesicht verloren, Känga«, stöhnte Teddy und unterdrückte mühsam die Tränen. »Warum ausgerechnet Parkin, dieser kleine Wurm? Jetzt bin ich das Gespött der Universität. Der Leiter des College hat bereits angerufen, mich mit allen Schimpfnamen unter der Sonne belegt und mir vorgeworfen, ich hätte seinen Ruf, den Ruf des gesamten College und den Ruf unseres Instituts ruiniert. Oh, Gott.« Er nahm noch einen Schluck Alka-Seltzer. »Bleib heute hier, Alice. Lass mich nicht allein.«
Alice fühlte sich, als drehe jemand ein Messer in ihrer Brust herum. Sie hatte selbst einen voll gestopften Terminkalender, denn wenn das Projekt nicht innerhalb der nächsten zwei Wochen abgeschlossen war, würden die Fördergelder aufgebraucht sein. Gestern war es fast so weit gewesen. Vor der Tür hupte das Taxi.
»Teddy, ich liebe dich. Halt die Ohren steif. Ich verspreche dir, ich rufe an, sobald ich im Labor bin. Dann melde ich mich noch einmal in der Mittagspause und den ganzen Tag über, bis zum Ende der Woche. Es ist wichtig, dass ich heute zur Arbeit gehe. Bitte versteh mich.« Teddy zwang sich zu einem schiefen Lächeln, als sie ihn küsste und hinaus zum wartenden Taxi eilte.
Im Labor hatte Alice Mühe, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
»Gehen Sie und rufen Sie ihn an, sonst kriegen Sie sowieso nichts Sinnvolles zustande«, befahl Professor Dixson.
Alice eilte zum Telefon, doch die Nummer war besetzt. Als sie es während des Vormittags wieder versuchte, ging niemand an den Apparat. Um die Mittagszeit erreichte sie schließlich Marigold, die ihr berichtete, Teddy sei ausgegangen und werde erst spät zurückkommen.
»Ich glaube, es hatte etwas mit dem Ruderclub zu tun, aber Ben hat gerade geschrien.«
Alice war froh, dass Teddy sich wenigstens gut genug fühlte, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Sie hinterließ eine Nachricht, in der sie für den nächsten Tag ein gemeinsames Abendessen in London vorschlug. Eine Viertelstunde nach Mitternacht rief er bei den Dixsons an, wo sie übernachtete, und sagte, er fühle sich schon viel wohler und sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Adrian und Monica hätten ihn am Mittwoch zum Abendessen eingeladen. »Du und Monica seid wirklich treue Freunde«, sagte Alice bei ihrer nächsten Begegnung leise zu Adrian. »Inzwischen weiß ich nicht mehr, wie ich Teddy helfen soll.«
Nachdem sich der erste Schrecken gelegt hatte, unterstützte Alice Teddy dabei, den Schaden wieder gutzumachen. Angesichts der Enthüllung schlug sie ihm vor, mit Scudds einen neuen Preis auszuhandeln, und man einigte sich auf ein Zehntel der ursprünglichen Summe.
Dann besänftigte sie den Direktor des Trinity College, indem sie ihm erklärte, sie besäßen nun das wohl weltweit gelungenste Beispiel für eine Fälschung. Die Öffentlichkeit, die immer nach neuen Skandalen gierte, wandte sich der nächsten Schlagzeile zu, und bald war Gras über Teddys Fiasko gewachsen.
Inzwischen arbeitete Alice die ganze Woche über in London und kam nur am Wochenende nach Hause, wo sie viel schlief und die restliche Zeit über ihren Papieren verbrachte. Als sie eines Abends erschöpft ins Wohnzimmer kam, schaltete Teddy gerade den Fernseher ein, um sein liebstes Politmagazin zu sehen. Beide erstarrten, als plötzlich Judd Gimbelstein auf dem Bildschirm erschien. Angewurzelt blieben sie stehen und lauschten, wie er Teddys Ruf endgültig den Todesstoß versetzte.
»Dieser Mann ist nicht nur ein Lügner, ein Betrüger und ein absolut unfähiger Wissenschaftler, sondern
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