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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Hüte unter sich. Der Auktionator war bereits in seinem Element, und verkündete lautstark die Gebote für zwei prachtvolle Widder, die in einem der mittleren Pferche standen. Er wurde von einem Sprecher, der jedes seiner Worte mit barscher Stimme wiederholte, zwei Ausguckern, die die Menschenmenge nach Bietern absuchten, und einem Sekretär unterstützt, der Gebote und Namen hastig notierte. Als Alice sich an den Männen vorbeidrängte, krampfte sich ihr Magen vor Nervosität und aufgeregter Erwartung zusammen. Nun würde sie endlich dazugehören. Sie sah sich nach Fraser um und fragte sich, ob sie wohl zu spät dran war.
    »Alice«, wurde sie da von einem rotgesichtigen Fraser begrüßt. »Ich habe schon geglaubt, du schaffst es nicht mehr.«
    »Das dachte ich vor drei Stunden auch noch«, erwiderte sie atemlos und setzte den breitkrempigen Hut auf, den sie bis jetzt in der Hand gehalten hatte. »Es tut mir sehr Leid, aber zu Hause ist etwas Schreckliches passiert. Ich erzähle es dir später. Wie lange läuft es schon?«
    »Sie sind bereits bei den letzten Pferchen. Ich habe drei gute Tiere ausgesucht, für die du meiner Meinung nach bieten solltest. Komm, ich zeige sie dir.« Er marschierte den Gang zwischen den Schafpferchen entlang. »Übrigens«, sagte er zu Alice, die fast rennen musste, um mit ihm Schritt zu halten, »solltest du an unser Gespräch vor ein paar Wochen denken. Ich habe dir doch erklärt, dass viele Besitzer professionelle Bieter beschäftigen, die den Preis hochtreiben sollen. Die letzten Versteigerungen habe ich mir sorgfältig angeschaut, und ich bin sicher, dass wir es hier mit einem von ihnen zu tun haben. Siehst du diesen Kerl da drüben?« Er wies auf einen gedrungenen Mann, der einen zerbeulten cremefarbenen Hut und ein kurzärmeliges blaues Hemd trug und gerade Schafe in einen anderen Pferch trieb. Alice nickte. »Ich glaube, das ist so einer. Also pass auf beim Bieten.« Als er zielstrebig auf den Pferch zusteuerte, eilte Alice ihm hinterher und wäre beinahe mit jemandem zusammengestoßen.
    »Verzeihung«, sagte sie, ohne aufzublicken.
    »Hallo, Alice.«
    Alices Herz setzte einen Schlag aus, als sie den hoch gewachsenen Mann sah, der ihr den Weg versperrte. Es war Robert McIain.
    »Robert, was machst du denn hier?«, stieß sie verdattert hervor. Als ihr klar wurde, wie albern das geklungen haben musste, errötete sie heftig. Es war doch klar, dass er eine Auktion wie diese besuchte.
    »Du siehst prima aus«, meinte Robert verlegen.
    Plötzlich fehlten Alice die Worte. Ihre Gefühle wirbelten wild durcheinander, als sie den Mann anstarrte, den sie so lange zu vergessen versucht hatte. In seinen Augen stand ein trauriger Ausdruck, der ihr ans Herz ging, und sein Lächeln war nicht mehr so unbefangen, wie sie es in Erinnerung hatte. Aber trotzdem war er noch immer unverschämt attraktiv. Am liebsten hätte sie sich ihm in die Arme geworfen und ihm unter Tränen von den schrecklichen Vorfällen dieses Vormittags erzählt. Geborgen in seiner Umarmung, wollte sie ihm sagen, wie oft sie sich bemüht hatte, die bittersüßen Erinnerungen an ihre Liebe aus ihrem Gedächtnis zu vertreiben. Doch im nächsten Moment kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Er hatte ihr ewige Liebe geschworen und sie dann mit ihrer eigenen Cousine betrogen. Und das würde sie ihm niemals verzeihen.
    »Ich bin mit Fraser hier, um ein paar Widder zu kaufen«, entgegnete sie steif.
    Stewart erschien hinter seinem Vater.
    »Hallo, Tante Alice.« Alice erkannte in dem fröhlichen Jungen kaum das niedergeschlagene, mürrische Kind wieder, das sie mit Katie gesehen hatte.
    »Hallo, Stewart«, antwortete sie lächelnd, froh, einen Grund zu haben, um Robert nicht anblicken zu müssen.
    Robert schnürte es die Brust zu, als sie sich vorbeugte, um seinen Sohn zu begrüßen. Er hatte die Gefühle, die sie zu verbergen versuchte, in ihren Augen sehen können, und es hatte ihm wehgetan zu erkennen, wie sie sich im nächsten Moment wieder verschloss. Außerdem hatte er ihren freundschaftlichen und ungezwungenen Umgang mit Fraser beobachtet und war Zeuge geworden, wie ihr Arm seinen Ärmel streifte und wie er sich zu ihr hinüberlehnte, um sie besser verstehen zu können, ein Anblick, der ihn mit Neid erfüllte. Der Vergleich zwischen Alices und Frasers Umgang und seinem eigenen Gespräch mit Katie vor wenigen Stunden machte die Begegnung für ihn noch quälender. Doch als er sie aus der Entfernung gesehen hatte, hatte er nicht

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