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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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dahintergekommen, dass Sie den Preis durch einen Anruf bei mir hätten in die Höhe treiben können.« Als er etwas erwidern wollte, ließ Alice ihn nicht zu Wort kommen. »Leute wie Sie sind in diesem Bezirk überflüssig, denn Sie verhindern den wirtschaftlichen Fortschritt.« Sie hielt ihr Gesicht dicht an seines. Da öffnete sich die Tür und Ross’ Sekretärin steckte den Kopf herein.
    »Ist alles in Ordnung, Mr. Gleeson?«, fragte sie und schnappte beim Anblick ihres Arbeitgebers, der wie eines von Alices Schafen in die Ecke gedrängt dastand, erschrocken nach Luft.
    »Alles ist bestens, vielen Dank«, erwiderte Alice barsch und wich zurück, als litte Gleeson an einer ansteckenden Krankheit. »Ihr Chef hat eine eigenartige Vorstellung von Verträgen, und ich will meinen Scheck zurück.« Als die Frau ihren Arbeitgeber verteidigen wollte, hielt Gleeson sie mit einer Handbewegung zurück.
    »Könnten Sie Mrs. Turlingtons Anzahlung auf das Weston-Land heraussuchen?«, sagte er, rot im Gesicht und schwitzend.
    »Ich bin sicher, die anderen Immobilienmakler werden mir zustimmen, dass Ihr Verhalten die Branche schädigt.« Zufrieden stellte Alice fest, dass der Mann einen eindeutig unglücklichen Eindruck machte.
    »Wollen Sie mir schon wieder drohen, junge Frau?«, knurrte Gleeson, erleichtert, dass sie offenbar aufgab.
    »Ich drohe niemandem, Mr. Gleeson. Ich teile Ihnen lediglich mit, dass Sie mir so etwas nie wieder antun werden.« Alice griff nach dem Scheck und nach ihrer Tasche, stürmte hinaus und knallte so heftig die Tür zu, dass die Fensterscheiben klirrten. Immer noch kochend vor Wut, marschierte sie die Hauptstraße von Coonabarabran hinunter und fragte sich, warum manche Leute nur derart widerwärtig waren. »Ich werde ihnen zeigen, dass ich mich nicht so einfach klein machen lasse«, tobte sie. Die Ungerechtigkeit schmerzte noch mehr als die Enttäuschung, das Land nun doch nicht zu bekommen. Und zu allem Überfluss hatte sie das Fiasko Robert zu verdanken.
    »Was ist denn in die gefahren? Ich habe schon gehört, dass mit ihr nicht gut Kirschenessen ist«, meinte die Sekretärin. »Ist Ihnen auch sicher nichts passiert?«
    »Ich glaube, ich gehe rasch etwas essen«, antwortete Ross Gleeson, aalglatt wie eh und je, und machte sich auf den Weg in den Pub, wo er, immer noch erbost, auf einige seiner Freunde zusteuerte, die am Tresen lehnten. Es waren Bauarbeiter, kräftige Männer mit durchgeschwitzten Hemden, ausgebeulten Shorts und zerschrammten, staubigen Stiefeln.
    »Du siehst ein bisschen mitgenommen aus, alter Junge. Hattest du einen schlechten Vormittag?«, fragte einer von ihnen.
    »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit dem Mädchen von MerryMaid. Eine schwierige Kundin«, erwiderte er und erzählte.
    Der Bauarbeiter leerte sein Bierglas. »Ein neues, Shirl, und auch eines für Ross«, rief er der Wirtin, einer Frau mit verlebtem Gesicht, zu. Die Frau stellte drei eiskalte Krüge auf den Tresen und wischte ihn ab, als die Männer die Gläser hoben. »Nach ein paar davon fühlt man sich schon viel besser«, meinte der Bauarbeiter zu Gleeson.
    Bis zum Abend hatte sich die Geschichte in der ganzen Stadt herumgesprochen – nur dass Alice nun als hysterisches Frauenzimmer dastand, während Ross Gleeson der Held des Tages war.
    Zehn Tage später, sie kochte immer noch vor Wut, weil sie so plump über den Tisch gezogen worden war, inspizierte Alice die defekte Pumpe, die eigentlich das Wasser aus dem nahe gelegenen Bach in die Wassertröge ihrer Schafe hätte transportieren müssen. Es war der Bach, der ihr Land von der ehemaligen Weston-Farm trennte, die nun Robert gehörte. Als sie den Kopf hob, sah sie in der Ferne eine Staubwolke auf sich zukommen. Sie richtete sich auf und stellte fest, dass es sich um einen Landrover handelte. Der Wagen überquerte die Weide und stoppte wenige Meter vor ihr. Die Tür öffnete sich, und Robert McIain stieg aus. Zornig starrte Alice auf den rostigen Metallhaufen zu ihren Füßen.
    »Hallo, Alice«, rief Robert ihr zu.
    Ohne auf ihn zu achten, zerrte Alice entschlossen an einem von Rost zerfressenen Rohr, bis es ihr unter den Händen zerbrach. Verzweifelt versuchte sie, es wieder zusammenzustecken, aber es war zwecklos. Man sah auf den ersten Blick, dass die Pumpe ausgetauscht werden musste. Aus den Baumwipfeln stieg kreischend ein Schwarm weißer Kakadus auf. Die haben es gut, dachte Alice und sah, Robert mit voller Absicht den Rücken zugewandt, den

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