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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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empfand.
    »Das Ding ist ziemlich verrostet«, antwortete sie und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, während sie gemeinsam die Pumpe begutachteten. Ihr Magen zog sich zusammen. Wie sie so dicht an dicht beisammenstanden und freundschaftlich über die alltäglichen Belange ihrer Farmen sprachen, hätten sie auch Mann und Frau sein können.
    »Ich bin sicher, wir können das Wasser gemeinsam nutzen, ohne uns in die Haare zu geraten, oder?«, begann sie in einem barschen Tonfall, der ihre wahren Gefühle verbergen sollte.
    »Das finde ich auch. Außerdem habe ich in Wangianna sicher noch eine alte Pumpe, die ich dir geben kann.« Als er sich bückte, um das verrostete Rohr aufzuheben, streifte er versehentlich ihren Arm. Beide erstarrten, so nah war ihnen die zufällige Berührung gegangen. Blicke aus leuchtend blauen und samtig braunen Augen trafen sich. Unwillkürlich streckte Robert die Hand nach Alice aus, hielt dann jedoch inne und schwenkte verlegen das Rohr. »Jetzt muss ich aber los. Ich schicke dir morgen oder übermorgen einen meiner Männer mit der Pumpe vorbei«, stammelte er.
    »Wirklich?«, erwiderte Alice benommen. – »Ich würde sie dir ja selbst bringen, aber wir fliegen morgen zurück nach Westaustralien.«
    Seine Worte holten Alice unsanft in die Wirklichkeit zurück, und sie versteckte sich sofort hinter einer höflichen, unnahbaren Fassade.
    »Ich gebe sie dir zurück, sobald ich mir eine neue aus Sydney beschaffen kann. Wie geht es Katie und Stewart?«
    »Ach, recht gut. Katie gefällt es gar nicht auf Karri Karri, und sie freut sich schon darauf zurückzukommen. Aber Stewwy ist begeistert.« Kurz leuchteten seine Augen auf, als er von seinem Sohn sprach. »Und wie geht es deinen Kindern?«
    »Gut, wirklich ausgezeichnet.« Wieder hing Anspannung in der Luft.
    »Ich sorge dafür, dass du die Pumpe kriegst«, meinte Robert stirnrunzelnd. Es war einfach zu riskant, länger in ihrer Nähe zu bleiben. Sein Körper sehnte sich danach, sie in den Armen zu halten, und seine Widerstandskraft gegen die Versuchung schwand von Minute zu Minute. Rasch kehrte er auf sein Grundstück zurück. Seine Gefühle waren in Aufruhr geraten. Aber er durfte an Alice nur als seine Nachbarin denken.
    Alice blickte dem Landrover nach, der in einer Staubwolke verschwand, und nestelte an ihrem Ehering. Warum hatte ausgerechnet Robert die angrenzende Farm kaufen müssen? Es war eine Qual, dass sie dem Mann, den sie unbedingt vergessen wollte, einfach nicht entkommen konnte.
    Kurz vor Weihnachten erhielt Alice einen Brief von Teddys Anwalt. Seit zwei Wochen schon herrschten Temperaturen um die zweiundvierzig Grad. Heiße Winde fegten über die Ebenen, ließen alles verdorren und lösten Sandstürme aus, vor denen es kein Entrinnen gab. Als Alice die Londoner Adresse las, wurde ihr schlagartig klar, dass Teddy seit 1970 nicht von ihr verlangt hatte, dass die Kinder ihn in England besuchten. Allerdings hatte er regelmäßig Geschenke zu Weihnachten und zum Geburtstag geschickt, für gewöhnlich übertrieben teuer, aber erstaunlich altersgerecht. Alice vermutete, dass Lady Turlington bei der Auswahl ein Wörtchen mitgeredet hatte. Ihre Hand zitterte, als sie den Brief öffnete. Bis jetzt war alles reibungslos verlaufen, und sie betete, dass Teddy ihr Leben nicht wieder auf den Kopf stellen würde. Als sie die getippte Seite überflog, las sie, dass die Scheidungspapiere endlich ausgefertigt waren. Wenn sie das beilegte Dokument unterschrieben zurücksandte, war sie eine freie Frau. Doch Alices Hochstimmung wurde rasch von einem Gefühl der Leere abgelöst. Was nützte es schon, allein stehend zu sein, so lange der einzige Mann, den man liebte, mit einer anderen verheiratet war? Sie unterzeichnete schwungvoll das Dokument und legte es zu der übrigen Post auf die Kommode.
    Danach machte sie sich auf die Suche nach Fraser, der gerade damit beschäftigt war, den Zaun zu reparieren, der ihr Land von Roberts trennte. Sie setzte sich in den Schatten des Geländefahrzeugs und kaute auf einem Grashalm. In den letzten beiden Monaten hatte ein Problem das nächste gejagt. Zuerst hatte sie harte Verhandlungen wegen des Futtermittelpreises geführt, dann war das Futter zu spät geliefert worden, und schließlich hatte sich Jimmy einfach für ein paar Tage verdrückt, obwohl sie ihn so notwendig gebraucht hätte. Um das Maß voll zu machen, hatte jemand den Elektrozaun rund um ihre Farm absichtlich durchgeschnitten, sodass einige ihrer

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