Weites Land der Träume
empfand es auch als beleidigend, wie er sie förmlich mit Blicken auszog.
»Danke, gut«, erwiderte sie und blieb stehen. »Ich würde gern den Kaufvertrag über Mr. Westons Land abschließen.« Sie wühlte in ihrer Tasche nach dem Scheckbuch. Der Blick des Maklers wurde dreister.
»Ach, das«, entgegnete er selbstzufrieden. »Ich bedauere, MerryMaid, aber das ist Ihnen durch die Lappen gegangen.« Alices hörte auf in der Tasche zu suchen und sie sah ihr Gegenüber entgeistert an.
»Was soll das heißen, durch die Lappen gegangen? Ich habe ein faires Angebot vorgelegt und bereits eine Anzahlung geleistet. Es fehlten doch nur noch die Vertragsunterzeichnung und die Übergabe des restlichen Geldes.« Sie bemerkte nicht, dass sie mit ihrem Scheckbuch wedelte.
»Ihr Herumgefuchtel bringt Sie hier auch nicht weiter. Das Land ist verkauft«, verkündete Ross Gleeson mit einem selbstgefälligen Grinsen.
»Was meinen Sie mit verkauft?«, tobte Alice. Sie steckte das Scheckbuch wieder ein. »Was zum Teufel wird hier gespielt? Warum haben Sie mich nicht angerufen und mich gefragt, ob ich es mir vielleicht anders überlegt hätte? Sie wussten doch, wie dringend ich dieses Land brauche.« Der Blick des Mannes wurde immer unverschämter.
»Geschäft ist Geschäft, junge Frau. Ich habe ein besseres Angebot erhalten.«
»Aber das ist doch ungesetzlich! Meine Anzahlung lag Ihnen bereits vor. Sie hätten mich anrufen müssen.« Alice verstand die Welt nicht mehr.
Gleeson breitete gleichmütig die Hände aus und zuckte die Achseln. »Tut mir Leid, junge Frau, so läuft es nun mal im Leben. Mr. McIain hat uns aus Südaustralien telegrafiert, und ich wusste gleich, dass Sie ihn sowieso nicht überbieten können.« Ross Gleeson lehnte es von ganzem Herzen ab, dass Frauen sich in Belange einmischten, die seiner Ansicht nach Männersache waren.
Alices Augen blitzten vor Wut darüber, dass er sie so herablassend behandelte. Wie konnte er es wagen, ihr Vorschriften zu machen und dabei auch noch zu glauben, dass sie seine miesen kleinen Spielchen unwidersprochen hinnehmen würde? Die Beleidigungen des Mannes auf der Auktion und all die Sticheleien, die sie sich anhören musste, nur weil sie als Frau es wagte, Schafe zu züchten, fielen ihr wieder ein. Sie beugte sich über Gleesons Schreibtisch, packte den Makler am Hemd und hielt ihr Gesicht ganz dicht an seines, sodass ihr der Geruch seines billigen Rasierwassers fast den Atem raubte.
»Es bleibt also dabei?«, zischte sie den völlig verdatterten Mann an. Ross wurde feuerrot und versuchte, sich zu befreien, aber Alice hielt ihn weiter am Hemd fest.
»Ich werde Sie wegen Körperverletzung anzeigen«, drohte er und wollte ihre Hände wegschieben.
Alices Augen schimmerten wie Schiefer, in dem sich das Sonnenlicht fängt. »Und ich verklage Sie wegen Verstoßes gegen das Immobiliengesetz«, gab sie zurück und ließ sein Hemd los.
Mit zitternden Händen strich der Makler seine Kleider glatt. Falls sie das wirklich tat, konnte das für ihn eine gesalzene Geldbuße und möglicherweise sogar einen Umzug bedeuten.
»Es gibt keinen Grund, sich so aufzuregen. Was soll ein Mann unter diesen Umständen anderes tun? Ich wusste, dass Mr. McIain finanziell zuverlässig ist.«
»Und ich nicht?« Alice war kurz davor zu explodieren.
»Mr. McIain ist schon lange bei uns Kunde. Er ist eigens den ganzen Weg von Westaustralien hierher geflogen, um das Land zu kaufen.« Da Gleeson inzwischen Sicherheitsabstand zu Alice hatte, wurde er wieder kecker. Der oberste Knopf ihrer Bluse war aufgegangen, was ihn daran erinnerte, dass er es ja nur mit einer Frau zu tun hatte. »Außerdem weiß ich, wie sehr sich einige Leute hier von Ihnen gestört fühlen. Zwei Frauen, die allein im Busch leben, fordern das Unheil doch buchstäblich heraus. Sie sollten lieber einen netten kleinen Kunstgewerbeladen in der Stadt eröffnen. Da kann ich Ihnen ein großartiges Angebot machen.« Er wollte aufstehen, um seine Kataloge zu holen, aber Alice stellte sich ihm bebend vor Wut in den Weg.
»Ich habe gutes Geld mitgebracht, um eine, wie ich glaubte, bereits bestehende Vereinbarung schwarz auf weiß festzuhalten«, schrie sie erbost. »Und Sie wollen mir raten, einen Kunstgewerbeladen zu eröffnen?«
Sie stieß ihm den Zeigefinger in die Brust und drängte ihn zurück, bis er zwischen Fenster und Aktenschrank eingeklemmt war.
»Wenn Sie ehrlich wären und auch nur einen Funken Verstand hätten, wären Sie
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