Weites Land der Träume
Schafe mit denen von Wangianna durcheinander geraten waren. Der neue Besitzer, Andrew Holt, war sofort zu Alice gestürmt und hatte sich derart herablassend gebärdet und sie beschimpft, dass sie es aufgegeben hatte, ihm die wahren Ereignisse erklären zu wollen. Es hatte drei Tage gedauert, die Herden wieder auseinander zu sortieren.
»Liegt es an mir, oder ist die ganze Welt nur darauf aus, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen?«, fragte Alice und spuckte den Grashalm aus. Fraser, der inzwischen mit der Arbeit fertig war, richtete sich auf.
»Du sprühst heute ja geradezu vor guter Laune, Alice. Es passt nicht zu dir, dich so unterkriegen zu lassen.« Alice wollte ihm schon von der Scheidung und ihrer hoffnungslosen Situation erzählen, aber sie verkniff es sich, als ihr klar wurde, wie albern ein solches Eingeständnis gewesen wäre. Fraser, der ihr Schweigen als Niedergeschlagenheit deutete, fuhr fort. »Wir sind hier im Busch, Alice, und du weißt genauso gut wie ich, dass Männer dazu neigen, ihr Territorium erbittert zu verteidigen. Meistens meinen wir es gar nicht so und erkennen nicht, wie sehr wir euch Frauen brauchen.«
»Das ist mir ja klar, aber warum kapieren die Leute einfach nicht, dass ich wie alle anderen nur mein Bestes geben will?«
»Nicht jeder Mensch ist so tüchtig wie du. Es ist schon schwer genug, gezwungen zu sein, seine ganze Schafherde abzustoßen. Doch mit ansehen zu müssen, wie eine Frau sie aufkauft, tja, dass ist für einige Leute schwer zu verdauen. Falls du dir ein einfacheres Leben wünschst, solltest du vielleicht Gleesons Vorschlag aufgreifen und einen Kunstgewerbeladen eröffnen«, schloss er, ohne eine Miene zu verziehen.
»Jetzt fang du nicht auch noch an«, knurrte Alice und stand auf, um sich die Beine auszuschütteln. Doch seine Bemerkung hatte sie zum Lächeln gebracht. »Ich brauche unbedingt mehr Wettbewerbssieger. Sag mir, wo ich welche finde.« Fraser grinste sie an.
»Du hast wie immer genau den richtigen Zeitpunkt erwischt«, erwiderte er. »Ich habe heute gehört, dass ein Widder, der vor zwei Jahren in Sydney Champion geworden ist, nächste Woche zusammen mit ein paar anderen erstklassigen Tieren bei einer Privatauktion zum Verkauf steht. Der Besitzer ist hoch verschuldet. Und jetzt kommen die Trockenheit, die immer noch niedrigen Wollpreise und eine Pechsträhne zusammen, sodass er alles noch vor Weihnachten verkaufen und aus dem Wollgeschäft aussteigen will. Wer diese Herde ergattert, wird eine Größe sein, mit der man rechnen muss. Allerdings sind die Tiere nicht billig.«
Die Schafe, von denen Fraser ihr erzählt hatte, waren erste Qualität, und Alice erwarb sie mit dem Erlös früherer Verkäufe. Bald wurde im ganzen Bundesstaat darüber geredet, und als das Weihnachtsfest 1972 kam, hatte der Name MerryMaid in der Schafzucht- und Wollbranche bereits einen guten Ruf.
Kapitel neunundzwanzig
Eine tote Ratte am Schwanz schwenkend, kam Stewart hinter dem Traktorschuppen in Karri Karri hervor und rannte auf Robert zu. Chris, der junge Schafhirte, den Robert vor drei Monaten eingestellt hatte, folgte mit ein paar Metern Abstand.
»Soll ich sie vergraben oder zum Abendessen kochen, Dad?«, fragte Stewart mit einem spitzbübischen Kichern. »Schlechter als der Fraß von gestern kann es ja nicht schmecken.«
»Frechdachs. Lass das bloß nicht deine Mutter hören.« Stewarts Augen funkelten verschmitzt, als er sich grinsend auf die Suche nach Katie machte.
»Hast du ihn etwa dazu angestiftet?«, wollte Robert von Chris wissen.
»Wer, ich?«, erwiderte dieser mit Unschuldsmiene. Die Schreie aus der Küche waren ein deutlicher Hinweis darauf, dass Stewart seine Mutter gefunden hatte. Und dass sie ihn kurz darauf am Ohr aus dem Haus zerrte, zeigte, was sie von diesem Streich hielt.
»Hast du ihm gesagt, er soll das widerliche Ding ins Haus bringen?«, kreischte sie und sah sich nach Robert um. Doch der hatte sich mit Chris in den Traktorschuppen geflüchtet wie ein unartiger Schuljunge.
»Ach, Mum, das war doch nur ein Scherz. Aua! Aua!«, rief Stewart, als Katie ihn noch fester am Ohr zog. Er riss sich los, ließ die tote Ratte fallen und floh ebenfalls in den Schuppen.
»Ich fand das aber ganz und gar nicht witzig!«, brüllte Katie, und ihr hübscher Mund verzerrte sich vor Zorn. »Warte nur, bis ich es deinem Vater erzähle.« Sie machte sich daran, den Kadaver in die Mülltonne zu werfen.
»Sie hat nicht gelacht, Dad«, meinte Stewart mit
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