Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
Vom Netzwerk:
die Klingel. Eine Schwester kam hereingeeilt und spähte durch die Vorhänge rings um sein Bett.
    »Wie geht es uns denn jetzt, Mr. McIain? Sie haben aber schön lange geschlafen. Hätten Sie gern eine Tasse Tee?«, fragte sie, nachdem sie die Diätanweisungen gelesen hatte, die über seinem Bett hingen.
    »Wird mein Sohn noch operiert?«, fragte Robert. Ihm graute vor der Antwort.
    Die Schwester lächelte aufmunternd. »Vor zwanzig Minuten ist er aus dem Operationssaal gekommen, und es geht ihm zum Glück sehr gut. Wir haben ihm ein Einzelzimmer gegeben.« Als Robert mühsam aufstand, taumelte er. »Aber Mr. McIain, ich glaube, es ist noch ein bisschen früh zum Herumlaufen«, protestierte die Schwester und hielt ihn am Ellenbogen fest.
    Robert versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren. »Ich möchte mich zu meinem Sohn ans Bett setzen.« Ohne den Einspruch der Schwester zu beachten, ging er in Stewarts Zimmer und betrachtete das zarte Gesicht seines Sohnes und die langen, hellen Wimpern, die auf seine Wangen fielen. Ein Infusionsschlauch mit Blut verlief von einem Beutel an einem Ständer zu seiner linken Hand. Die Bettdecke ruhte auf einem Rahmen, sodass kein Gewicht auf seinen Leib drückte. Als Robert den kleinen Stewart so friedlich schlafend daliegen sah, wurde er von Gefühlen überwältigt, und seine Knie drohten nachzugeben, sodass er sich setzen musste. Er wischte sich die Tränen aus den Augen.
    Die Schwester war losgelaufen, um den Arzt zu holen. Doch da sämtliche Untersuchungsergebnisse negativ gewesen waren und Robert bei einer erneuten Untersuchung bis auf eine leichte Gehirnerschütterung keine Komplikationen zeigte, kam er zu dem Schluss, dass es den Patienten weniger belasten würde, wenn er ihn einfach neben seinem Sohn sitzen ließ.
    Stewart atmete ruhig und regelmäßig. Als Roberts Blick zu dem Beutel mit dem lebensrettenden Blut wanderte, verschwamm ihm die Aufschrift zunächst vor den Augen. Wenn Stewart starb, würde er sich das nie verzeihen. Warum hatte er ihm nur erlaubt, auf der verdammten Schotterpiste zu fahren? Er wusste doch, wie gefährlich es abseits der Teerstraßen war. Der Unfall war ganz allein seine Schuld. Wie hatte er nur so ein unverantwortlicher Narr sein können? Der Beutel mit dem Blut war das Einzige, was er bis auf Stewarts eingefallenes Gesicht im Raum wahrnahm.
    RH positiv.
    Er hatte Mühe, die Buchstaben zu lesen. Ein Glück, dass es Leute gab, die Blut spendeten. Und Gott sei Dank war die richtige Blutgruppe vorrätig gewesen. Er selbst spendete schon seit Jahren Blut, weil RH negativ so selten vorkam. Vielleicht konnte er ja Katie auch dazu überreden. Warum eigentlich sollte er nicht jetzt gleich Blut spenden? In seiner Benommenheit wurde dieser Einfall plötzlich unglaublich wichtig für ihn. Was war, wenn ein anderer Junge wie Stewart heute Blut mit dieser Blutgruppe brauchte? Was war, wenn ihnen das Blut ausging und nicht mehr für Stewart reichte? Wieder betrachtete er den Beutel. RH positiv. Endlich begriff er, was das bedeutete. RH positiv! Das konnte doch gar nicht sein. Katie und er waren beide RH negativ. Das Krankenhauspersonal hatte einen Fehler gemacht. Mein Gott! Sie gaben seinem Sohn das falsche Blut! Sie retteten ihm nicht das Leben, sondern brachten ihn um. Als Robert aufsprang, drehte sich alles um ihn. Er griff nach der Klingel über dem Bett und drückte einige Male auf den Knopf. Dann stürzte er in panischer Angst zur Tür und rief nach der Schwester. Als sie erschien, fiel er ihr beinahe in die Arme. Sie war jung und hübsch und hatte gerade ihren Dienst angetreten.
    »Setzen Sie sich, Mr. McIain.«
    Er wehrte ihre Versuche ab, ihn zu beruhigen. »Ich muss mit dem Arzt sprechen. Er gibt meinem Sohn das falsche Blut.«
    Die Schwester erbleichte. Rasch warf sie einen Blick auf das Krankenblatt am Fußende von Stewarts Bett, kontrollierte noch einmal den Beutel und atmete erleichtert auf. Die Aufzeichnungen und das Blut im Beutel stimmten überein.
    »Alles in Ordnung. Er bekommt die richtige Blutgruppe.«
    Aber Robert glaubte ihr nicht. Er taumelte den Flur entlang, stürmte auf die Oberschwester zu, die gerade ihren Mitarbeiterinnen Anweisungen gab, und schrie sie in seiner Angst an.
    »Warum liegt dieser Patient nicht im Bett?«, fragte die Oberschwester, die nichts von der Entscheidung des Arztes wusste, mit einem missbilligenden Blick. Robert achtete nicht darauf.
    »Sie geben meinem Sohn das falsche Blut«, brüllte er. »Er ist RH

Weitere Kostenlose Bücher