Weites Land der Träume
die restliche Familie sie im Krankenhaus erwarten, und Katie befand sich zweifellos schon auf dem Rückflug. Als sie langsam hinter Jimmys Auto her nach Hause fuhr, breitete sich große Niedergeschlagenheit in ihr aus.
Allerdings befand sich Katie keineswegs auf dem Rückflug nach Walgett. Als sie am Flughafen von Dubbo ausgerufen worden war, war sie ziemlich schlechter Laune gewesen, denn sie hatte vor einer halben Stunde erfahren, dass ihr Flug nach Sydney zwei Stunden Verspätung haben würde. Nachdem Elizabeth ihr am Telefon erzählt hatte, was geschehen war, war sie sofort in Tränen ausgebrochen, und zwar nicht nur aus Sorge um Robert und Stewart, sondern auch aus Enttäuschung, weil ihr Ausflug nun ins Wasser fallen würde. Doch als ihr klar geworden war, dass Stewart in Lebensgefahr schwebte, war sie in Panik geraten, sodass Elizabeth zehn Minuten gebraucht hatte, um sie wieder zu beruhigen. Dann hatte sie Katie empfohlen, ein Flugzeug zu mieten, das sie zurück nach Walgett brachte, wo ein Taxi sie erwarten würde. Außer sich vor Angst, hatte Katie den Hörer hingeknallt war zu einem Flughafenmitarbeiter gestürmt und hatte auf der Stelle ein Flugzeug gefordert. Doch der Mann hatte ihr ruhig und freundlich erklärt, das sei nicht möglich, da zwar ausreichend Maschinen, aber keine Piloten vorhanden seien. Verzweifelt die Hände ringend, hatte Katie daraufhin wertvolle Zeit vergeudet, indem sie den Mann anschrie und einen Weinkrampf bekam. Nachdem es erneut gelungen war, sie zu beruhigen, sah sie sich schließlich gezwungen, einen Wagen zu mieten und die vier Stunden lange Rückfahrt auf sich zu nehmen.
Als die Oberschwester von dem Zustand der Patienten erfuhr, informierte sie sofort den Chefarzt des kleinen Provinzkrankenhauses. Die Symptome des Jungen, wie die Sanitäter sie schilderten, ließen eine sofortige Bluttransfusion und vermutlich auch einen chirurgischen Eingriff notwendig erscheinen. Dabei war Eile angesagt, denn man musste erst seine Blutgruppe bestimmen und den Operationssaal für die Notoperation vorbereiten. Beim Eintreffen des Krankenwagens hatten die Mitarbeiter des Krankenhauses alles im Griff. Stewart wurde hereingebracht, und während eine Schwester ihm Blut abnahm und eine andere ihn für die Operation fertig machte, wusch der Arzt sich schon die Hände.
Robert, der bei der Ankunft zu sich gekommen war, fühlte sich immer noch benommen und litt an Brechreiz, weshalb er in der Notaufnahme in ein Bett verfrachtet wurde. Man entfernte die Glassplitter aus seiner Stirn und untersuchte ihn auf mögliche Kopf- oder Brustverletzungen. Dann stellte man ihn, für den Fall, dass Komplikationen eintraten, unter Beobachtung.
Als Elizabeth erschien, sagte man ihr, dass Stewart sofort operiert werden müsse, weshalb sie ihn nicht sehen könne. Robert ruhe sich aus. Elizabeth trat ins Krankenzimmer, wo Robert – er hatte eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen und trug einen dicken Verband über der Stirn – mit aschfahlem Gesicht im Bett lag. Elizabeth ging auf ihren Sohn zu, küsste ihn zart auf die Wange und nahm liebevoll seine Hand.
»Sie müssen Stewwy operieren«, stieß Robert hervor. Elizabeth tätschelte ihm die Hand und musste die Tränen unterdrücken.
»Der Arzt hat alles im Griff. Und du schläfst jetzt am besten und zermarterst dir nicht das Hirn«, befahl sie Robert.
Ian und Jordie scharrten sichtlich ernüchtert mit den Füßen, brummten mitleidig und versicherten Robert, dass alles gut werden würde. Andrew lief verlegen im Wartezimmer hin und her. Nachdem Ian peinlich berührt zwei Minuten lang einen Punkt über Roberts Kopf fixiert hatte, räusperte er sich.
»Ich kümmere mich darum, dass der Landrover abgeholt wird«, meinte er und verdrückte sich mit Jordie im Schlepptau.
Elizabeth zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Du siehst müde aus, Schatz. Ruh dich ein bisschen aus. Die Oberschwester meint, es dauert mindestens zwei Stunden, bis Stewwy aus dem OP kommt. Du hilfst deinem Sohn nicht, wenn du dich zermürbst.«
Robert schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht schlafen, ehe ich nicht weiß, dass er außer Gefahr ist.«
Elizabeth zuckte die Achseln. Doch zu ihrer Erleichterung schlief Robert trotz seiner Beteuerungen irgendwann ein, sodass sie sich hinausschleichen und eine Tasse Tee holen konnte.
Erschrocken wachte Robert auf. Er sah, dass Elizabeth nicht mehr an seinem Bett saß, glaubte, nur wenige Minuten eingedöst zu sein, und betätigte
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