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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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senkte, saß Robert reglos da und blickte finster in die Flammen. Er wärmte sich die Hände an seiner Blechtasse, beobachtete die fliegenden Funken und lauschte auf den Busch. Schließlich stand er auf, legte ein weiteres Scheit auf die ersterbende Glut und kroch gähnend in seinen Schlafsack. Lange lag er auf dem Rücken und blickte, hin und her gerissen zwischen Herz und Verstand, in den dunklen samtigen Himmel hinein, wo diamantene Sterne funkelten.
    »Vergiss sie, alter Junge«, sagte er sich schließlich, bevor er sich umdrehte und einschlief.
    Drei Tage nach Alices Unfall kam Katie mit einem großen Blumenstrauß auf die Veranda. Obwohl die Gehirnerschütterung schwerer gewesen war als zunächst vermutet, schien es Alice bereits ein wenig besser zu gehen. Bea hatte sie vorher mit einem feuchten Schwamm abgetupft, und nun döste sie auf Kissen gestützt vor sich hin. Den Großteil des Tages hatte sie in einem halbwachen Zustand verbracht und immer wieder von Robert geträumt. Ein Kissen lag unter ihrem eingegipsten Arm, der inzwischen in einer sauberen weißen Schlinge hing.
    »Ein Geschenk von deinem Verehrer«, säuselte Katie scherzhaft. Alice schlug schlaftrunken die Augen auf.
    »Für mich?«, fragte sie erstaunt, und ihre Wangen röteten sich leicht. Mit ihrer gesunden Hand nahm sie den Strauß entgegen und schnupperte den betörenden Duft von Rosen in allen Farben und von herrlichen Orchideen.
    »Er hat zwei Mal angerufen, während du bewusstlos warst. Mum hat mit ihm gesprochen«, meldete Katie und beobachtete Alices Freude wie eine Katze, die einen Vogel belauert.
    »Wirklich?« Alice strich über die samtigen Blütenblätter einer Rose, und ihr Herz klopfte aufgeregt. »War er wirklich so unbeschreiblich gut aussehend, wie ich ihn in Erinnerung habe, oder habe ich das alles nur geträumt«, fuhr sie leichtfertig fort. »Ich kenne nicht einmal seinen Namen.«
    »Ich glaube, das ist auch besser so«, gab Katie zurück.
    »Was soll das heißen?«
    »Dein Held ist Robert McIain.« Alice sah sie verständnislos an. »Du hast aber ein schlechtes Gedächtnis. Robert McIain ist Bluey, der Bengel, der damals deine Ziege erschossen hat.«
    »Das kann nicht sein. Dazu war er viel zu nett«, protestierte Alice.
    »Arme Alice, du bist ja so ein Unschuldslamm«, stichelte Katie und weidete sich am Leid ihrer Cousine. »Billy hat es mir erzählt. Bluey und sein Cousin haben sich halb totgelacht und fanden es furchtbar witzig, sie zu erschießen, so als wäre sie eine Trophäe, hinter der sie schon eine Ewigkeit her gewesen sind. Er musste dazwischengehen, als sie sich stritten, wer das Fell bekommt und wer sie zum Abendessen braten darf«, log Katie. »Was soll ich ihm sagen, wenn er wieder anruft?«, fügte sie lässig hinzu.
    Alice fehlten die Worte. Das arme, liebe Dummerchen! Wie konnten sie nur? Tränen stiegen in ihr hoch. Sie schloss die Augen, sank zurück in die Kissen und sah wieder deutlich vor sich, wie Billy die tote Ziege auf den Armen getragen hatte. Und von allen Bewohnern des Erdballs musste ausgerechnet dieser Mensch sie retten! Als Katie zur Tür ging, schlug Alice die Augen auf. Tiefe Traurigkeit stand in ihrem Gesicht geschrieben.
    »Sag ihm, dass ich ihn hasse und dass ich bis zu meinem Tode nie wieder etwas mit ihm zu tun haben will.« Alice ließ die Blumen zu Boden fallen und drehte sich, überwältigt von Trauer, Elend und Ekel, zur Wand. Zufrieden wandte sich Katie zum Gehen und stieß beinahe mit Tante Bea zusammen, die gerade einen Krug hausgemachter Limonade brachte.
    »Wie fühlt sie sich, Katie?«, fragte Tante Bea leise.
    »Gut, Mum. ich habe ihr gerade von den Anrufen erzählt«, erwiderte Katie triumphierend und stolzierte hinaus.
    Bea stellte den Krug auf den Nachttisch und hob die Blumen auf. »Schau, sind die nicht wunderschön. Was für eine nette Geste. Er hat sich wirklich Sorgen um dich gemacht.« Alice rührte sich nicht. Tante Bea legte die Blumen auf einen Stuhl und fühlte Alice die Stirn. Offenbar hatte ihre Nichte kein Fieber mehr. Erleichtert zog sie die Decken zurecht und steckte sie unter Alices Füßen fest. »Robert McIain hat sich zu einem erstaunlich freundlichen und höflichen jungen Mann entwickelt. Am Telefon klang er richtig schüchtern und verlegen. Ich habe ihm gesagt, du wärst morgen vielleicht kräftig genug, um mit ihm zu sprechen.« Alices Augen blickten stumpf. »Oder lieber übermorgen. Und jetzt ruh dich aus. Du siehst schon wieder schrecklich

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