Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
Vom Netzwerk:
konnte. Alice sah ihn zwar unverwandt an, aber er konnte ihre Miene nicht deuten.
    »Ich begreife einfach nicht, wie ein so netter, wunderbarer und rücksichtsvoller Mensch wie du so etwas Schlimmes hat tun können, ohne es überhaupt der Rede wert zu finden«, stieß sie hervor.
    »Was soll ich denn getan haben?« Das Erstaunen in seiner Stimme war mehr, als Alice ertragen konnte, und ihre mühsam unterdrückten Gefühle drohten sich Bahn zu brechen.
    »Ist doch egal«, murmelte sie. Ihr Arm pochte schmerzhaft, als sie unbeholfen auf das Geländer kletterte und von dort aus das Bein über Sherrys Rücken warf. Oben angekommen, bemerkte sie, dass sie vergessen hatte, das Pferd loszubinden. Noch ehe sie wieder absteigen konnte, streckte Robert ihr die Zügel entgegen. Als sie sie ihm entreißen wollte, hielt er ihre Hand fest. Sie waren beide wie elektrisiert, als ihre Hände sich berührten; erschrocken starrten sie einander an. Robert fand als Erster die Sprache wieder.
    »Wusstest du, dass du grüne Augen hast, wenn du dich ärgerst? Könntest du mir nicht wenigstens einen Tipp geben?« Durch einen Tränenschleier bemerkte Alice, wie ein kurzes Lächeln seine Augen zum Strahlen brachte. Vielleicht war es ja albern von ihr, eine Sache, die vor so vielen Jahren geschehen war, derart aufzublasen. Doch dann sah sie wieder das leblose Dummerchen vor sich, hörte Katies Worte und erinnerte sich an ihren Schmerz über diesen Verlust.
    »Lass mein Pferd los«, zischte sie und unterdrückte mühsam die Tränen.
    »Schon gut, schon gut.« Als Robert die Hand senkte, packte sie die Zügel und versuchte, nicht an die gewaltige Anziehungskraft dieses Mannes zu denken.
    »Ich hasse dich. Du bist ein böser und grausamer Mensch, und wenn du nicht einmal mehr weißt, was du getan hast, bist du sogar noch schlimmer, als ich dachte. Du, du … fieser Kerl!« Alice riss Sherry herum, bohrte ihr die Fersen in die Flanken und preschte die Hauptstraße entlang. Auf keinen Fall durfte er ihre Tränen sehen. Offenbar war sie von dem Unfall noch immer geschwächt, sonst hätte sie diese Begegnung bestimmt nicht so mitgenommen.
    Die nächsten Wochen waren die längsten in Roberts Leben, denn seine wachsende Liebe zu Alice machte ihm immer mehr zu schaffen. Obwohl er wusste, dass es Wahnsinn war, einer Frau nachzutrauern, die ihn so eindeutig verabscheute, konnte er sie einfach nicht vergessen. Ganz gleich, wie schwer er auch arbeitete, in seinen Träumen und in seinen wachen Momenten sah er Alice ständig vor sich, und er sagte sich, dass es für ihre Ablehnung sicher eine einfache Erklärung geben musste.
    Wie um seiner Stimmung zu entsprechen, wurde der Himmel grau und trüb. Dichte Gewitterwolken zogen auf, unwetterartig prasselte der Regen auf den ausgedörrten Boden und verwandelte die staubigen Wege in unpassierbare Schlammpisten. Robert schrieb Alice drei Briefe, die er alle sofort wieder zerriss. Dann überlegte er, ob ihr noch einmal Blumen schicken sollte, verwarf diesen Einfall jedoch rasch, da wegen der schlechten Straßenverhältnisse keine Lieferungen möglich waren.
    »Vergiss sie, alter Junge«, sagte er sich. »Die Kleine kann dich nicht leiden.« Obwohl er wusste, dass er sie besser aufgeben sollte, beschloss er, noch ein letztes Mal bei den Downings anzurufen. Seine Hand zitterte, als er nach dem Hörer griff und sich vom Amt vermitteln ließ. Es knisterte in der Leitung.
    »Hallo.« Es war Katie. Beinahe hätte Robert aufgelegt. Er holte tief Luft.
    »Hallo, Katie, ich bin es, Robert McIain.«
    »Hallo, Robbo«, erwiderte Katie fröhlich. »Wie geht’s denn so? Ich bin gestern Abend aus Sydney eingeflogen. Ist dieses Wetter nicht abscheulich?«
    »Einfach schauderhaft. Ich wollte nur wissen, ob Alice da ist«, meinte Robert lässig.
    Katies Verstand arbeitete auf Hochtouren. »Sie ist unterwegs. Tut mir Leid. Aber es würde dir auch nichts nützen, wenn sie da wäre. Sie hat nämlich geschworen, nie wieder mit dir zu sprechen.« Ihr Tonfall wurde verschwörerisch. »Was hast du denn bei eurer letzten Begegnung zu ihr gesagt? Jedenfalls stehst du eindeutig ganz unten auf ihrer Hitliste.«
    »Oh, wirklich? Eigentlich gar nichts … keine Ahnung«, stammelte Robert, der seine Enttäuschung nicht verbergen konnte.
    »Dich hat’s wohl schwer erwischt, was?«, bohrte Katie nach. »Weiß nicht. Aber ich mag es nun mal nicht, wenn ich auf meine Fragen keine Antwort kriege«, rechtfertigte sich Robert. Katie sah ihre Chance

Weitere Kostenlose Bücher