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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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müde aus, mein Kind.« Sie ging hinaus, um eine Blumenvase zu holen.

Kapitel zwölf
    Knapp zwei Wochen nach dem Unfall stand Alice kurz nach elf auf. Sie fühlte sich schon wieder fast wie früher. Katie war inzwischen nach Sydney zurückgekehrt, und auch sonst war niemand zu Hause. Es war still im Haus. Alice beugte sich vor und musterte die Beule auf ihrer Stirn im Spiegel des Frisiertisches. Mittlerweile hatte sie eine gelblich-violette und gräuliche Färbung angenommen und tat kaum noch weh. Alice war auch nicht mehr so bleich, und ihre Augen strahlten wieder. Nur ihren rechten Arm trug sie weiterhin eingegipst in einer Schlinge.
    »Sehr schick«, murmelte sie und strich sich mit der linken Hand das Haar ins Gesicht, um ihre unansehnliche Wunde zu verbergen. Dann versuchte sie angestrengt, ihre pechschwarze Mähne zu kämmen. Gerade war sie mit der Bürste an einem besonders störrischen Knoten hängen geblieben, als das Läuten des Telefons durchs Haus hallte. Alices Mund wurde trocken. Bea hatte ihr erklärt, dass einige Kunden von Ray anrufen würden, weshalb sie an den Apparat gehen müsse. Doch was sollte sie tun, wenn es wieder Robert war? Tante Bea hatte ziemlich unfreundlich reagiert, als Alice verkündet hatte, sie wolle nichts mit ihm zu tun haben, falls er sich wieder melden sollte. Allerdings war sie zu wütend und zu traurig gewesen, um Bea von Katies Andeutungen über Dummerchens Tod zu erzählen. Deshalb schalt sie sich für ihre Feigheit und hastete aus dem Schlafzimmer in den Flur. Das Telefon läutete gnadenlos weiter. Mit schweißnassen Händen hob sie ab.
    »Bei Downing«, sagte sie und kam sich dabei ziemlich albern vor, aber sie wollte einfach ihren Namen nicht nennen.
    »Bist du das, Bea?« Alice erkannte sofort die krächzende Stimme von Mrs. Small von der Poststelle.
    »Ich bin es, Alice, Mrs. Small. Wie geht es Ihnen?«
    Mrs. Small wog über hundert Kilo und konnte Alice nicht leiden, was sie auch gegenüber einigen Mitarbeiterinnen aus der Krankenhausküche unmissverständlich klar gemacht hatte. Nach einem knappen Gespräch, in dessen Verlauf sich Alice einige Nachrichten für Onkel Ray und ein paar Dinge, die sie selbst erledigen musste, notiert hatte, legte sie erleichtert auf und kehrte zurück in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. Am Besten war es, einfach nicht zu Hause zu sein. Und da Bea und Ray mit dem Geländewagen unterwegs waren, war Sherry ihr einziges Transportmittel.
    Überzeugt, dass sie inzwischen trotz ihres gebrochenen Arms wieder reiten konnte, beschloss Alice, in der Stadt die Lebensmittel abzuholen und die Besorgungen von der Liste zu machen, die Tante Bea auf den Küchentisch gelegt hatte. Sie schlug die Tür hinter sich zu und ging zur Koppel. Sie wünschte sich, sie könnte endlich den Blick vergessen, den sie kurz vor ihrer Ohnmacht in Roberts Augen wahrgenommen hatte. Unbeholfen, weil ihre Verletzung sie einschränkte, kletterte sie auf Sherrys Rücken und ritt in die Stadt. Es kostete sie Mühe, ihre Wut und ihren Hass auf Robert am Leben zu halten, denn sie musste ständig daran denken, wie sie sich in seinen Armen gefühlt hatte.
    Die Erledigungen nahmen mehr Zeit in Anspruch als Alice gedacht hatte; immer wieder begegnete sie Bekannten, die sich nach ihrem Befinden erkundigten und alles über ihr Abenteuer erfahren wollten. Endlich hatte sie alles besorgt und so machte sie sich beschwingt auf den Heimweg. Sie war äußerst zufrieden mit sich. Auf ihrem Gipsverband prangten vierzehn neue Unterschriften, und ihre Augen strahlten. Es war gar nicht so einfach, die Einkäufe zu transportieren. Sie klemmte sie zwischen ihre Schlinge und den gesunden Arm. Darauf konzentriert, möglichst nichts fallen zu lassen, wich sie nicht rechtzeitig aus, als ein junger Mann aus der Niederlassung der landwirtschaftlichen Genossenschaft gestürmt kam und dem Inhaber zum Abschied freundlich etwas zurief. Er stieß frontal mit Alice zusammen.
    »Hoppla, tut mir Leid, Ma’am«, rief er aus und versuchte, die purzelnden Päckchen aufzufangen. Dann hielt er erstaunt inne.
    Alice blickte geradewegs in die funkelnden braunen Augen von Robert McIain. Bis zu den Haarwurzeln errötend, griff sie nach einem Eierkarton, der gerade herunterfallen wollte. Robert erwischte ihn gerade noch, bevor er auf dem Gehweg aufschlug. Dann bückten sich die beiden, um die übrigen Einkäufe aufzusammeln.
    »Alice!«, stammelte Robert und lief ebenfalls rot an. Im nächsten Moment breitete sich ein

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