Weites Land der Träume
freudiges Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Wie schön, dich zu sehen. Ich war ja so erleichtert, als ich hörte, dass es dir wieder besser geht.« Robert war so froh, plötzlich vor diesem Mädchen zu stehen, das er vergeblich zu vergessen versucht hatte und doch so gerne wieder sehen wollte, dass die Worte nur so aus ihm heraussprudelten. »Wie fühlst du dich denn? Du siehst schon viel besser aus.« Er wollte ihr helfen, doch sie wich zurück.
Als sich ihre Blicke kurz trafen, brachte sein so eindeutig bewundernder Augenausdruck Alices Puls zum Rasen. Verdammt, er war ja sogar noch attraktiver, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte es ausgerechnet er sein müssen? Dann jedoch kehrte ihre Wut zurück. Andere mochte er mit seiner gewinnenden Art und seinem hübschen Gesicht um den Finger wickeln, aber mich nicht, dachte sie. Rasch griff sie nach ihren Sachen und richtete sich auf.
»Schon viel besser, danke«, entgegnete sie hölzern. Ihr schwindelte immer noch von seiner Nähe, als sie die Flucht ergriff und beinahe im Laufschritt die Hauptstraße entlangeilte.
»Hey, Moment mal!«, rief Robert und rannte ihr, den Eierkarton in der Hand, nach. »Sag mir wenigstens, ob wieder alles in Ordnung ist. Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht.« Alice blieb stehen und blickte ihn herausfordernd an. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse.
»Alles bestens. Und vielen Dank, dass du mich gerettet hast. Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, und ich danke dir für deine Anteilnahme. Auf Wiedersehen.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und hastete so schnell sie konnte weiter. Kurz war Robert verunsichert, doch dann beschloss er, sich nicht so einfach abwimmeln zu lassen, und folgte ihr.
»Du brauchst dich nicht zu bedanken. Pass auf, wenn du weiter so rennst, lässt du wieder alles fallen. Wo hast du denn dein Auto geparkt?« Anstelle einer Antwort überquerte Alice die Straße und steuerte energischen Schrittes auf Sherry zu. »Du bist mit einem gebrochenen Arm zum Einkaufen geritten!«, entsetzte sich Robert, der sie dank seiner langen Beine mühelos einholte.
»Na und?« Hielt er sie etwa für ein hilfloses Weibchen?
»Ach, nichts. Ich war nur ein wenig verwundert. Offen gestanden bist du das außergewöhnlichste Mädchen, das ich je kennen gelernt habe. Könntest du kurz mal ein bisschen langsamer gehen?«
Er senkte die Stimme, sodass seine Worte Alice sanft zu liebkosen schienen. »Lass dir wenigstens von mir die Einkäufe nach Hause fahren. Sherry können wir ja später holen. Ich bin mit dem Landrover hier. Es wäre nicht so anstrengend für dich.«
»Nein, danke. Ich schaffe das schon«, erwiderte Alice steif und nahm ihm den Eierkarton ab. Sie stopfte die Einkäufe mit der gesunden Hand kreuz und quer in die Satteltaschen. Sie fühlte sich verschwitzt und beklommen. Als Robert keine Anstalten machte zu gehen, zischte sie: »Verschwinde schon. Oder brauchst du eine Extraeinladung?« Verdattert wich Robert zurück.
»Offenbar habe ich dich irgendwie verärgert, aber lass mich wenigstens die Sachen einpacken, damit du unterwegs nichts verlierst«, beharrte Robert, der nicht mit ansehen konnte, wie sie sich vergeblich abmühte. Auf einmal wurde Alice von Erschöpfung ergriffen.
»Ich stelle mich wohl ziemlich ungeschickt an, was?«, räumte sie mit einem verlegenen Lachen ein. Sie überließ ihm die restliche Arbeit und lehnte sich an das Geländer, das zum Festbinden der Pferde diente. Vom schnellen Gehen zitterten ihr die Beine. Froh über die kurze Pause, betrachtete sie Robert durch ihre dichten dunklen Wimpern und redete sich ein, dass es kein Zeichen von Schwäche war, sich von ihm helfen zu lassen. Rasch und geschickt packte Robert die Satteltaschen und fand für jeden Gegenstand eine Lücke. Er spürte, wie Alice ihn dabei beobachtete.
»Das hätten wir«, meinte er, als er das letzte Päckchen hineinschob. Gleichzeitig fragte er sich, warum er sich nicht von diesem eigensinnigen und schönen Mädchen losreißen konnte, das ihn doch gerade erst weggeschickt hatte. Er tätschelte Sherry zärtlich.
Alice rutschte vom Geländer und nahm Sherry den Hafersack ab. Ihr Blick ruhte auf Roberts zweitem Hemdknopf, und sie schalt sich, denn sie hätte am liebsten die Hand ausgestreckt und seine Brust dort berührt, wo ihr Kopf geruht hatte.
»Sag mal, möchtest du mir nicht erklären, was ich dir getan habe?«, begann Robert, der die Anspannung nicht mehr ertragen
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