Weites Land der Träume
gekommen.
»Pass auf, auf diesen Gemeinschaftsanschlüssen hört doch die halbe Stadt mit. Sind die Straßen bei euch gut genug, dass wir uns auf einen Kaffee treffen könnten? Dann unterhalten wir uns. Vielleicht fällt mir ja eine Lösung ein.«
»Eigentlich wollte ich in zwei Tagen sowieso nach Billabrin fliegen, um ein paar Geräte abzuholen, die ich bestellt habe. Warum gehen wir nicht zusammen zum Mittagessen?«
»Gut, dann treffen wir uns am Donnerstag um zwölf bei den Isaacs«, sagte Katie, die ihre Begeisterung kaum verbergen konnte.
Weil die Straßen unpassierbar waren, kam für die zweihundertfünfzig Kilometer zwischen Wangianna und Billabrin nur Fliegen in Frage. Sam und Lily Isaacs besaßen ein gepflegtes Anwesen und hatten auf einer ihrer großen Weiden einen kleinen Flugplatz angelegt. Katie erwartete Robert dort mit dem Geländewagen, und dann fuhren sie zu Mrs. Harveys Teestube in Billabrin.
»Es ist wirklich toll, dass du Zeit für mich hast, Katie. Ich bin nur neugierig, was ich verbrochen haben soll, dass Alice jetzt so eine Wut auf mich hat, und würde das gerne klären«, begann Robert ganz offen, nachdem das Essen serviert war. »Hast du vielleicht eine Vermutung, warum sie so sauer auf mich ist?«
Katie musterte Robert, der niedergeschlagen in seinem Kaffee herumrührte, forschend über den Rand ihrer Teetasse hinweg. Sein hübsches Gesicht wirkte sehr deprimiert und müde.
Die blöde Schlampe hat ihn nicht verdient , dachte Katie tückisch. Und sie wird ihn auch nicht kriegen . Doch ihre gelbgrünen Augen blickten verständnisvoll, als sie antwortete.
»Sie hat es dir offensichtlich angetan, was?« Ihre langen Wimpern berührten ihre weichen Wangen, und ihre Finger umfassten die Teetasse fester.
»Was meinst du damit?« Mit hängenden Schultern saß Robert da und starrte bedrückt in seinen Kaffee.
Schwesterlich berührte Katie seine sonnengebräunte Hand. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, ohne dir noch mehr wehzutun. Wenn sie dir nicht wichtig wäre, würdest du schließlich nicht hier sitzen und mit mir reden.« Roberts Miene verfinsterte sich noch mehr.
»Aber es ist besser, wenn du die Wahrheit erfährst. Alice ist in Billy verliebt. Zumindest dachten wir das zu Anfang. Aber dann hat sie angefangen, auch Paddy schöne Augen zu machen. Inzwischen tanzen alle beide nach ihrer Pfeife.« Sie erwärmte sich für ihr Thema und fuhr fort. »Es ist schrecklich. Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, wird gestritten, und immer geht es allein um Alice.« Das stimmte zwar, doch Katie hatte sich, was die Schuld an diesen Auseinandersetzungen betraf, einige künstlerische Freiheit genommen. »Zurzeit können sich meine Brüder nicht einigen, wer sie zum Debütantinnenball im Juni begleiten darf. Mum und Dad sind gar nicht begeistert davon. Aber sie können sie ja nicht wegschicken. Schließlich hat sie kein Zuhause. Also sorgen sie dafür, dass sie immer beschäftigt ist. Ich weiß, dass sie tief in ihrem Herzen Mitleid mit ihr haben, aber Mum wirkt in letzter Zeit oft so entsetzlich müde.« Zufrieden mit ihren überzeugenden Lügen, zog sie ihre Hand weg, warf ihr langes blondes Haar nach hinten und riss ihre Augen weit auf, als müsse sie Tränen unterdrücken. »Ich habe versucht, ihr zu helfen, doch Alice nimmt meinen Rat nicht an.« Robert errötete heftig und rutschte verlegen auf seinem Stuhl herum.
»Ich hatte ja keine Ahnung. Offenbar habe ich mich ganz schön lächerlich gemacht.«
Rasch beugte Katie sich vor. »Nein, das finde ich gar nicht.
Du warst so nett und rücksichtsvoll. Sie wickelt uns eben alle um den Finger.«
Katie spielte am Tischtuch herum.
»Hör zu, ich hoffe, du glaubst jetzt nicht, dass ich gerne schlecht über meine Familie rede. Aber ich wollte nicht, dass du noch mehr verletzt wirst. Du verstehst doch, was ich meine, oder?« Robert nickte. Katie hatte mit ihren Worten genau das erreicht, was sie wollte. Robert starrte verständnislos ins Leere und versuchte zu verstehen, was er soeben erfahren hatte. Katie saß schweigend da, drückte ihm tröstend die Hand und trank den kalten Kaffee aus. »Igitt, das kommt davon, wenn man so viel redet.«
»Wir sollten besser aufbrechen. Der Himmel sieht gar nicht gut aus«, sagte Robert tonlos.
»Wusstest du, dass wir im Juli beim Ball der Freimaurer beide in die Gesellschaft eingeführt werden?«, wechselte Katie ganz bewusst das Thema, als sie ins Freie hinaustraten. Robert war ihr für ihr
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