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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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fühlte Josie sich besser, und sie wollte alles über ihr neues Zuhause erfahren. »Was machen denn die Kamele hier?« fragte sie einen Goldgräber, der neben ihnen her ritt. »Das sind die Schiffe der Wüste, gute Frau«, antwortete er ihr. »Sie können zehnmal besser als Pferde durch das Landesinnere nach Adelaide laufen.« »Erstaunlich«, antwortete sie, und Logan beugte sich hinüber, um zu fragen, wo er Simon Pinwell, den Aufseher der Minen, finden konnte. »Er betreibt das Postamt und den Laden«, sagte der Fremde. »Gleich neben dem Telegraphenamt. Das können Sie gar nicht verfehlen, denn in Katherine gibt es außer dem Wirtshaus sonst nicht viel.« Er hatte recht. Die Stadt Katherine bestand aus drei grob gezimmerten Holzhütten und einer windigen Straße. Dann gab es da noch eine Hütte, die offenbar die Commercial Bank darstellen sollte. »Das ist also Katherine River«, bemerkte Logan niedergeschlagen, und Josie mußte lachen. Sie wischte sich den Staub vom Gesicht. »Wirklich eine Weltstadt!« Der Postmeister und Krämer Simon Pinwell war ein magerer, kleiner Mann mit scharfen Augen und O-Beinen, die von dem Revolvergurt, den er um die schmalen Hüften geschlungen trug, noch betont wurden. Er ritt mit ihnen eine Meile weit vor die Stadt, wie er sie nannte, um ihnen die Gilbert-Minen zu zeigen. Danach wies er auf ein Gebäude zwischen den Bäumen. »Das ist das Haus des Geschäftsführers«, sagte er. »Da ich Sie schon erwartet habe, habe ich ein paar Negermädchen damit beauftragt, es sauberzumachen.« »Vielen Dank«, meinte Josie. »Das war aber sehr nett von Ihnen.« Sie freute sich schon darauf, nach Hause zu kommen, endlich wieder ein Heim zu haben. Doch als sie sich dem Gebäude näherten, überfiel sie die Angst. Zwei schwarze Mädchen erwarteten sie schon mit aufgeregt leuchtenden Augen, und Simon stellte sie vor. »Das ist Klößchen, und die hier heißt Rübchen.« Josie war entsetzt. »Was für häßliche Namen für zwei so hübsche Mädchen. Sie haben einen schöneren verdient!« Die beiden Mädchen waren etwa fünfzehn Jahre alt und hatten zwar verfilztes Haar, aber schöne braune Augen und eine glatte dunkle Haut. Ihr breites Lächeln ließ gesunde weiße Zähne sehen. »Sie kennen es nicht anders«, murmelte Simon. »Das ist ja auch gleichgültig«, meinte Logan ungeduldig und ging los, um das Haus in Augenschein zu nehmen. Das Haus stand im Schatten eines ausladenden Baumes. Josie bemerkte einen grob gezimmerten Tisch und Stühle und dazu noch zwei Liegestühle. Logan schob die Bahn grober Leinwand beiseite, die die Türöffnung verdeckte, marschierte hinein und blieb wie angewurzelt stehen. »Was hat das zu bedeuten?« fragte er zornig. Ihr »Haus« bestand aus einem einzigen Zimmer mit unverputzten Wänden, die nur aus Rindenstücken bestanden. Über ihren Köpfen strahlte das Blechdach eine unbeschreibliche Hitze ab. Am Fenster, das Wachstuch anstelle einer Glasscheibe aufwies, stand ein kunstvoll geschnitztes Bett mit vier Pfosten. Die einzigen Möbelstücke, die ansonsten noch in diesen winzigen Raum paßten, waren ein alter Waschtisch, dem allerdings der Spiegel fehlte, und ein windschiefer Kleiderschrank, dessen Tür nur noch in einer Angel hing. »Das ist das Haus des Geschäftsführers«, wiederholte Simon. Logans Ärger schien auf ihn nicht den geringsten Eindruck zu machen. »Eine gottverdammte Bruchbude ist das!« tobte Logan. »Es gibt hier noch Schlimmeres«, sagte Simon. »Die meisten Goldgräber wohnen in Zelten und Verschlägen.« »Und was ist mit Ihnen?« wollte Logan erbost wissen. »Das ist etwas anderes. Ich habe den Laden. Eigentlich bin ich Zimmermann von Beruf, und so habe ich den Laden selbst gebaut. Hinten liegen die Zimmer für meine Frau und mich.« Josie starrte das merkwürdige Bett an, als Simon darauf zuging. »Das ist ein wirkliches Schmuckstück. Das einzig echte Himmelbett in der ganzen Gegend. Wunderbar geeignet für Moskitonetze, da haben Sie Glück gehabt.« Josie war nicht in der Stimmung, darauf zu antworten, denn ihr gingen so viele weitere Schwierigkeiten im Kopf herum. »Dieses Zimmer hat keinen Fußboden.« Simon klopfte mit dem Fuß auf die harte Erde. »Ich gebe Ihnen mein Wort, das ist einer. Dieser Boden besteht aus zerstampften Ameisenhügeln. Das Zeug ist fest wie Zement. Bei mir zu Hause habe ich den gleichen. Sie brauchen Ihn nur zu wischen und zu fegen – und fertig.« »Wo ist die Küche?« fragte sie verärgert. »Draußen

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