Weites wildes Land
hinterm Haus«, antwortete er. »Es ist zu heiß, um drinnen zu kochen. Sie haben einen guten Kamin aus Ziegeln und einen Buschofen. Mehr brauchen Sie hier nicht. Und da draußen finden Sie auch eine Vorrichtung zum Duschen. Die Toilette steht ein bißchen abseits im Busch. Besser als in der Nähe des Hauses – Sie wissen schon, die Fliegen.« »Dieses Haus ist eine Schande!« schimpfte Logan, aber Simon zuckte nur die Achseln. »Das geht mich nichts an, alter Junge. Ich versuche nur, Ihnen zu helfen.« »Selbstverständlich«, sagte Josie und schob ihn nach draußen, ehe Logan einen Tobsuchtsanfall bekam. Offensichtlich erleichtert verabschiedete sich Simon. »Ich sehe Sie morgen in der Mine, Mr. Conal. Dann zeige ich Ihnen alles.«
* * *
»Gilbert, dieser Schweinehund!« wütete Logan. »Er hat gesagt, dies wäre ein Haus! Und dazu erwartet er noch, daß wir Miete zahlen! Für diesen Schuppen kriegt er von mir keinen Penny!« Ängstlich sahen die beiden Eingeborenenmädchen zu, wie Logan und Josie die Umgebung ihrer neuen Behausung erkundeten. Eidechsen huschten davon, und trockene Blätter knisterten unter ihren Füßen. Wespen schwärmten um ihr Nest aus Lehm an der Wand, und rund um sie herum verbreitete der hohe, sonnenverbrannte Busch einen modrigen Geruch wie in einer alten Grabkammer. »Vielleicht kann Simon uns ja ein Haus bauen«, schlug Josie vor. »Warum, zum Teufel, sollte er? Wir müßten ihn dafür bezahlen«, entgegnete Logan. »Und was dann? Wenn das Gold zu Ende ist, sitzen wir mit einem Haus in einer Geisterstadt fest.« Die Entscheidung, zu bleiben, wurde nie wirklich ausgesprochen. Sie fingen einfach an, ihre Besitztümer vom Karren zu laden, und die Mädchen zündeten das Feuer unter dem Kessel an. Nachdem sie sich erst einmal in Katherine häuslich eingerichtet hatten, schleppten sich die Tage in schrecklicher Eintönigkeit dahin. Logan ritt frühmorgens zu den Minen und kehrte erst nach Dunkelwerden zurück. Josie war fest entschlossen, das Beste aus den unwirtlichen Bedingungen zu machen. Aber sie konnte nichts tun. Als Farmersfrau verfügte sie über viele Fähigkeiten, aber sie hatte nicht die Gelegenheit, sie auch zu nützen. Sie konnte die Erde nicht umpflügen, da die Bäume so dicht standen, daß sie keinen Platz für einen Garten hatte. Weil Milch in der Siedlung Mangelware war, stand das mitgebrachte Butterfaß nutzlos herum. Die Hütte aufzuräumen konnte wohl kaum als Hausarbeit bezeichnet werden, und Josie mußte feststellen, daß sie sich nun in einer widersinnigen Lage befand: Sie hatte zwei Dienstmädchen und nicht einmal genug Arbeit, um einen Menschen – geschweige denn drei – zu beschäftigen. Die Mädchen, die, wie sie festgestellt hatte, in Wirklichkeit Broula und Tirrabah hießen, sprachen ein wenig Englisch und wollten gerne helfen, obwohl sie die Arbeit der Weißen eher als Spiel betrachteten. Sie wuschen die Kleider in den Eimern mit einer solchen Begeisterung, daß Josie befürchtete, daß sich die Stoffe bald in Wohlgefallen auflösen würden. Freudig liefen sie immer wieder zur Quelle und holten Wasser, wenn Josie welches brauchte. Doch viel mehr gab es für sie nicht zu tun. Also gingen sie fort und kehrten mit Fischen, Honigameisen, Nüssen, wilder Petersilie und anderem einheimischen Gemüse zurück, wofür Josie ihnen sehr dankbar war. Da es in der Nähe keine Farmen gab, die die Siedlung versorgten, war frisches Gemüse nur schwer zu bekommen. Alles in allem war es ein karger, häßlicher Ort, abgesehen vom Flußufer, wo dichtes tropisches Grün wuchs. Auf Josie wirkte das wie eine Oase, aber man riet ihr, sich von dort fernzuhalten, weil es dort Schlangen und Krokodile gab. Jeden Tag ging sie in den Laden einkaufen – ein Vorwand, um sich mit Simon und Mrs. Pinwell zu unterhalten –, doch was sie suchte, nämlich Bücher oder Nähzeug, bekam sie dort nicht, denn dieser Laden führte keine »Extras«. Und wie alle hier – mit Ausnahme von Josie – hatten auch die Pinwells alle Hände voll zu tun, und so konnte sie nicht zu einem Schwätzchen bleiben. Die Frauen der Goldsucher arbeiteten zusammen mit ihren Männern auf den kleinen Claims, und Josie schien der einzige Mensch in der ganzen Stadt zu sein, der freie Zeit zur Verfügung hatte. Deshalb steckte sie viel Arbeit ins Kochen, buk jeden Tag Brot und einfache Kuchen, um etwas Abwechslung in ihren eintönigen Speiseplan zu bringen, der hauptsächlich aus Rindfleisch, Speck und noch
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