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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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sich wirklich nicht einfach nur verirrt? Ist jemand verletzt?« »Wahrscheinlich hat sie sich nur verirrt«, meinte Maudie. »Und die Jungen sind jetzt da draußen und suchen nach ihr.« »Nein!« beharrte Sibell. »Zugegeben, ich habe mich verirrt, aber es waren trotzdem Schwarze da. Sie wollten Gewehre.« Sie zermarterte sich das Hirn nach einem Beweis. »Vom Daly River hat Cliff gesagt. Oder vielleicht war es Zack.« Auf einmal war sie allein. Jeder Knochen im Leibe schmerzte ihr, als sie sich auf die Veranda schleppte. Draußen schrie alles durcheinander. Die Alarmglocke wurde geläutet. Männer holten Pferde aus dem Pferch und sattelten sie. An den Ställen baumelten Laternen, und mitten aus diesem Durcheinander galoppierte ein Trupp Reiter, geführt von Maudie, am Haus vorbei und in die Nacht hinaus.    
     
    * * *
     
    Als sie den Pfad entlangpreschten, stand der Mond hoch am Himmel und tauchte den Busch in ein silbriges Licht. Der staubige Boden dämpfte das Hufgetrappel, wodurch diese Verfolgungsjagd etwas Unwirkliches bekam. Maudie fühlte sich wie in einem bösen Traum. Ihr Mann steckte irgendwo dort draußen in Schwierigkeiten, und Charlotte lag im Haus. Sie fürchtete sich vor der Zukunft. Am heutigen Tag hätten sie zurückkommen sollen, doch niemand wußte, welchen Weg sie gewählt hatten. Sibell war keine Hilfe gewesen. Sie hatte nur sagen können, daß sie am Nachmittag von den Schwarzen überfallen worden waren. Sie seien über Pine Creek und nicht direkt von Katherine aus nach Hause geritten. Hätte Maudie das schon letzte Nacht gewußt, hätte sie Reiter nach Pine Creek geschickt. Doch nun konnte sie sich nur an die Spuren der Pferdewagen halten und hoffen, die Männer unterwegs zu finden. Diese Spuren verliefen notwendigerweise um den Besitz der Hamiltons, weshalb Reiter sie auf gerader Strecke oft benutzten, um leichter voranzukommen. Allerdings kürzten sie die Kurven ab, damit sie sich Zeit sparten. Nach Maudies Schätzungen konnten sich Cliff und Zack nur etwa drei Stunden von Black Wattle entfernt befinden, und wenn sie sie nicht bald entdeckte, würden die Männer ausschwärmen müssen, um die Suche auf ein weiteres Gebiet auszudehnen. Immer wieder schoß sie mit dem Gewehr in die Luft, doch nichts rührte sich. Also ritt sie weiter und lud dabei ihr Gewehr nach. »Wo, zum Teufel, stecken sie?« fragte sie Casey wohl zum zehnten Mal. »Wir werden sie schon finden«, meinte dieser mit finsterem Gesicht und rief den Männern zu, sie sollten aufschließen. Maudie wußte, warum. Wenn Sibell recht hatte, schlichen diese verdammten Schwarzen vom Daly River immer noch hier in der Gegend herum, und sie mußten sich vorsehen. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt sie das Gewehr im Anschlag und folgte weiter dem gewundenen Pfad. Ein Fluch mußte auf Black Wattle liegen, sonst wäre das alles nicht geschehen. Gestern Abend. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Alles war in Ordnung gewesen, sie hatte alles im Griff gehabt. Den Nachmittag hatte sie damit verbracht, Wesley auf der kleinen Stute, die sie für ihn abgerichtet hatte, das Reiten beizubringen. Sie freute sich, daß Cliff für einige Tage fort war, so daß er sich nicht einmischen konnte. Männer waren zu ungeduldig, zu rauh und sie erwarteten zu viel von kleinen Kindern. Maudie erinnerte sich daran, wie ihr Vater ihr das Reiten beigebracht hatte. Ständig hatte er sie angeschrien, ihr gedroht und dem Pferd einen Klaps versetzt, damit es galoppierte. Wenn sie hinunterfiel, hatte er gelacht. Und sein Schwimmunterricht hatte daraus bestanden, daß er sie einfach in einen Bach geworfen hatte. Als sie voller Angst um sich schlug, war sie mit dem Fuß an einer Schlingpflanze hängen geblieben. Ihre Mutter am Ufer hatte entsetzt aufgeschrien, war ihr nachgesprungen und hatte sie gerettet. Und was hatte ihr Vater getan? Er hatte sie mit einem Gürtel verprügelt, weil sie so ein Feigling war und ihre Mutter erschreckt hatte. Aber, bei Gott, inzwischen konnte sie reiten und dazu noch schwimmen wie ein Fisch. Der schönste Tag in ihrem Leben war gewesen, als sie Vater beim Buschrennen geschlagen hatte; der alte Herr hatte keine Chance gehabt. Maudie wußte, daß sie nur ihren Erinnerungen nachhing, um die Angst zurückzudrängen. Sie neigte sonst nicht dazu, den Kopf zu verlieren, und auch jetzt würde sie sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Letzte Nacht. Gerade als sie hatte zu Bett gehen wollen, hatte sie die Schreie gehört, die ihr wie ein

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