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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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lobte es. Endlich kletterte das Tier die steile Uferböschung hinauf, und Sibell stieß einen Freudenschrei aus. »Wir haben es geschafft! Das wird mir keiner glauben!« Sibell stieg ab und führte das Pferd einige Zeit am Zügel, um sich zu trocknen, was in dieser Hitze nicht lange dauerte. Auf einmal entdeckte sie in der Ferne eine Rinderherde. Da sie sich immer noch vor Rindern fürchtete und Angst hatte, die Tiere könnten sie angreifen, stieg sie wieder in den Sattel und ritt näher heran, um sich die Brandzeichen zu besehen. Erleichtert erkannte sie die bekannten Buchstaben »NTH« – Northern Territoy Hamilton. »Wenigstens sind wir jetzt auf unserem Besitz«, sagte sie zu Merry, »doch das bedeutet hier in diesem riesigen Land noch nicht viel.« Sie sah sich um: Überall wildes, trockenes Gestrüpp, genauso wie auf der anderen Seite des Flusses. Känguruhs grasten, friedliche Vögel saßen auf den Rücken der Rinder und pickten emsig, Hunderte von weißen Kakadus hockten nebeneinander auf den Zweigen der nahe gelegenen Bäume und kreischten lauthals, als ob sie Sibells Dilemma erörterten. »Ich geb's auf«, sagte Sibell zu ihrem Pferd. »Ich habe keine Ahnung, wo das Haus ist. Den Fluß hinunter oder hinauf.« Das Haus lag einige Meilen vom Fluß entfernt, der allerdings viele Windungen hatte. Auch wenn sie sich entschied, nach rechts oder nach links zu reiten, konnte sie das Haus verfehlen, und bald würde es dunkel sein. Hier draußen ging die Sonne unter wie ein Stein, eine Dämmerung gab es nicht. Da Sibell sich fürchtete, in der Dunkelheit durch den Busch zu wandern, wo es von Schlangen und Dingos wimmelte, blieb sie auf dem Pferd sitzen. »Lauf nach Hause, Merry«, sagte sie. »Um Himmels willen, geh nach Hause.« Es war leichter, dem Pferd die Verantwortung zu übertragen, und Sibell verlor jegliches Gefühl für Zeit und Entfernung, als das Tier weitertrabte. Sie war müde und litt entsetzlichen Durst. Vor lauter Staub fühlte sich ihr Mund rauh an wie Sandpapier. Sie versuchte, an Logan zu denken, aber ihre Angst wurde dadurch noch größer. Die Angst, er würde sie nicht besuchen. Die Angst, er könnte zu Josie zurückkehren, wo immer sie auch sein mochte. Die Gedanken an Zack und Cliff, die inzwischen sicherlich schon wütend auf sie waren, schob sie beiseite. Zack hatte recht: Sie gehörte nicht in diese Wildnis. Zack hatte immer recht, und Maudie und die anderen auch! Wieder einmal war sie gefährlich nahe daran, aufzugeben, und fragte sich, warum sie überhaupt noch lebte. Völlig verwirrt spielte sie mit dem Gedanken, sich einfach aus dem harten Sattel gleiten zu lassen. Warum sollte sie nicht einfach auf dem harten Boden liegen bleiben, wo niemand sie finden würde? Doch selbst dazu war sie zu erschöpft, und das Pferd lief weiter. Allerdings wurde es langsamer, bewegte sich kaum noch voran. Auch das arme Tier mußte nach all der Anstrengung müde sein. Auf einmal bemerkte Sibell, daß das Pferd stehen geblieben war – wie lange schon, wußte sie nicht. Sie rieb sich den Staub aus den Augen und blickte in die Dunkelheit. Es dauerte eine Weile, bis sie entdeckte, was ihnen da den Weg versperrte. Ein Tor! Eines der Tore zur Farm! Merry schüttelte sich und stampfte ungeduldig mit den Hufen, als Sibell sich vorbeugte, nach dem Riegel tastete und sich dabei einen Holzsplitter einzog. Das breite, niedrige Tor fühlte sich an, als wöge es eine Tonne, als sie es aufstieß. Geradewegs vor ihnen waren die lang ersehnten Lichter des Hauses zu sehen. Sibell ritt darauf zu. Hunde bellten, und Reiter kamen ihr entgegen. »Sie haben das Tor offen gelassen!« schrie einer und trabte an ihr vorbei, um es zu schließen. Als er zurückkam, entschuldigte er sich: »Tut mir leid, Miss, ich habe Sie nicht gleich erkannt.« Er ritt neben ihr her. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung.« Es war Casey, Gott sei Dank, Casey! Sie war zu Hause. Er packte Merry beim Zügel. »Wo sind Zack und Cliff?« Sibell konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mit letzter Kraft deutete sie aufs Haus. »Dort«, murmelte sie. »Es tut mir leid.« Sie umklammerte seinen Arm. »Sagen Sie den beiden, daß es mir leid tut.« »Mein Gott«, flüsterte er. »Was ist da draußen vorgefallen?« Casey trug sie ins Haus, und man flößte ihr ein Glas Brandy ein. Dann aber mußte sie alle ihre Fragen beantworten. »Schwarze? Wo? Wie lange ist es her? Wie weit ist es? Sind Sie sicher, daß es Schwarze waren? Wie sind Sie entkommen? Haben Sie

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