Weites wildes Land
Logan mit Scherzen über Sibells Kochversuche zu unterhalten. »Morgen abend lassen wir uns eine anständige Mahlzeit von Sam Lim bereiten, Logan. Wir wollen richtig festlich speisen, so wie Charlotte es gehalten hat.« Da Sibells Zimmer direkt an Maudies angrenzte, bestand keine Möglichkeit, daß Logan zu ihr kam. Deshalb schlief Sibell schlecht; träumte von ihm, der so nah war… und sehnte sich nach ihm. Allein der Gedanke, daß sie ja noch den kommenden Tag füreinander hatten, tröstete sie. »Ich dachte, ich könnte mir vielleicht die Farm ansehen«, sagte er beim Frühstück »Ich habe schon so viel von Black Wattle gehört.« Sibell lächelte. Sie hatte bereits beschlossen, sich den Tag freizunehmen, um mit Logan auszureiten. Am Nachmittag könnten sie für ein Schäferstündchen zum Haus zurückkehren. »Eine gute Idee«, sagte Maudie. »Ich nehme Sie mit. Es gibt viel zu sehen. Bei den Steinbrüchen im Landesinneren gibt es eine herrliche Aussicht. Ich wollte heute sowieso in diese Gegend reiten.« Entsetzt blickte Sibell Logan an. Doch der nahm die Einladung dankend an. Da keiner der beiden sie bat, mitzukommen, wollte sie sich nicht die Blöße geben, von sich aus darum zu bitten. Doch als Maudie den Raum verlassen hatte, wandte sie sich an Logan. »Was hast du dir dabei gedacht? Soll sie immer dabei sein? Ich dachte, wir wollten den Tag gemeinsam verbringen?« »Ich konnte ja wohl schlecht ablehnen«, erklärte er. »Wenn ich auch in Zukunft hierher eingeladen werden will, darf ich sie nicht vor den Kopf stoßen. Aber du kannst doch mitkommen!« »Lieber nicht. Ich kenne sie gut genug und habe keine Lust mitzuerleben, wie sie angibt.« »Das kann uns nichts anhaben«, flüsterte er und gab ihr einen Kuß. »Hier bei dir zu sein und dich nicht berühren und lieben zu können, ist die Hölle für mich.« »Ich liebe dich, Logan. Sag ihr, du hast es dir anders überlegt, dann muß sie allein losreiten.« »Das geht nicht. Außerdem möchte ich mir diese Gegend mal genauer ansehen, und sie ist eine ausgezeichnete Führerin.« Sibell blickte ihnen nach. Maudie trottete offensichtlich unbeeindruckt dahin, und Logan blickte mit einem tapferen Lächeln auf sie herab, wie das unschuldige Opfer eines Ränkespiels. Aber ihr fiel auf, daß er sich nicht mehr umwandte. Wütend und verletzt ging Sibell zu Sam Lim. »Ich brauche deine Hilfe. Ich möchte ein richtig feines Mittagessen kochen. Vielleicht Fisch oder Huhn.« »Wozu.« »Wir haben einen Gast, Mr. Conal.« »Nein, nein…« Abwehrend hob er die Hände. »Die junge Missus hat Essen feltig gemacht. Ganz schnell, hop, hop, Blote.« »Brote? Sie hat belegte Brote fürs Mittagessen mitgenommen?« »Sehl gut.« Anscheinend wollte er sie loben, daß sie ihn so rasch verstanden hatte. Er holte eine Rinderschlegel aus dem Kühlraum, hackte mit einem Schlag die Hachse ab und löste mit seinem kleinen, scharfen Messer das Fleisch vom Knochen. Wie gelähmt sah Sibell zu, unfähig, sich von der Stelle zu rühren. »Nehmen Sie«, sagte Sam Lim, während er das Fleisch in ein Stück Leinen schlug. »Die Missus hat gesagt, Sie sollen das Abendessen kochen und das gute Fleisch nicht velblennen.« Wütend nahm Sibell das Fleischstück entgegen und lief ins Haus zurück. Maudie machte es offensichtlich Spaß, sie wie ein Dienstmädchen zu behandeln. Keiner der anderen Hamiltons war je auf diese Weise mit ihr umgegangen. Sicher hätte Maudie einen fürchterlichen Wutanfall bekommen, wenn sie gewußt hätte, daß Zack tatsächlich um Sibells Hand angehalten hatte. Wenn sie seinen Antrag annahm, würde sie es den beiden heimzahlen. Konnte Logan dem Vergleich mit Zack überhaupt standhalten? Er war nichts weiter als ein Angestellter. Zack hingegen war ein Viehzüchter, ein angesehener Grundbesitzer. Netta steckte den Kopf durch die Bürotür. »Was müssen wir heute tun, Missy?« »Tu, was du willst«, sagte Sibell. Netta trollte sich fröhlich summend davon, und Sibell konnte sich wieder ihren Plänen widmen. Wütend setzte sie ein Telegramm nach dem anderen an Zack auf, doch keines stellte sie zufrieden. »Die Antwort auf deine Frage lautet ›ja‹.« Sie konnte das Telegramm von einem der Farmarbeiter in Pine Creek aufgeben lassen; die Männer waren froh, wenn sie mit einem Auftrag in die Stadt reiten durften. Wie wäre es mit: »Ich nehme an. Unterschrift, Sibell.« Das wäre lustig, denn nur er würde wissen, was es bedeutete. »Komm nach Hause. Alles klar. Nehme mit
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