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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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besser die Augen auf.« »Was ist los?« entgegnete Sibell ärgerlich. »Was habe ich denn getan?« »Sehen Sie sich das an!« Maudie stieß den Jungen vor sich her und riß ihm den Hut vom Kopf. Langes, krauses Haar kam zum Vorschein. Dann zerrte sie an seinem Hemd. Sibell sah, daß der »Junge« ein Mädchen war. »Diese Halunken«, schimpfte Maudie. »Sie versuchen es immer wieder.« Sie schob das Mädchen fort. »Du gehst jetzt zum Lager zurück, hast du verstanden? Und halte dich auf Abstand zu den Weißen, sonst setzt's was.« »Tut mir leid«, sagte Sibell. Doch schließlich kehrte wieder Ruhe ein. Alles war zum Aufbruch bereit. Zack hatte sich entschlossen, den Koch, der die Mahlzeiten der Farmarbeiter zubereitete, mitzunehmen. Erst nach viel gutem Zureden hatte sich Sam Lim bereit gefunden, vorübergehend für ihn einzuspringen und die elf auf Black Wattle verbleibenden Angestellten zu bekochen. »Bleiben nur noch Sie und ich und der kleine Wesley im Haus«, sagte Maudie zu Sibell. »Können Sie kochen?« Um nicht noch eine weitere Unzulänglichkeit eingestehen zu müssen, erklärte Sibell, sie würde es versuchen. »Ach du meine Güte«, gab Maudie bissig zur Antwort. Beim ersten Morgengrauen hörte Sibell ein Klopfen an ihrer Tür. Todmüde kletterte sie aus dem Bett und zog ihren Morgenmantel an. »Bin gleich da!« rief Sibell. Als es erneut klopfte, öffnete sie die Tür. Zu ihrer Überraschung stand Zack davor. Er trug eine hochgeschlossene Lederjacke. »Bevor wir losziehen, wollte ich mich noch verabschieden.« »Oh«, meinte sie atemlos. »Ich ziehe mich nur rasch an, dann komme ich.« »Nein, lassen Sie es gut sein, Sibell. Sie haben hier bei uns wirklich großartige Arbeit geleistet. Nehmen Sie Maudie nicht so wichtig; Sie wissen doch, Hunde, die bellen, beißen nicht.« Sibell, die ihm nicht noch einmal widersprechen wollte, nickte. »Was ich noch sagen wollte, Sibell«, fuhr er fort, »es war eine tolle Leistung, von der Lagune hierher zurückzureiten. Von dort, wo Cliff umgebracht wurde«, fügte er traurig hinzu. »Eigentlich nicht«, widersprach sie. »Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, Zack. Es war Merry, die mich nach Hause gebracht hat.« »Kein Pferd würde den Fluß an dieser Stelle überqueren, wenn man nicht die Peitsche gebraucht oder es dem Reiter völlig vertraut. Und Merry hatte offensichtlich Vertrauen zu Ihnen.« »Ich habe mich zu Tode geängstigt.« »Sie dürfen sich nicht immer schlechter machen, als Sie sind«, sagte er leise. »Auf der Welt gibt es nämlich schon genug Leute, die das für Sie übernehmen. Sie haben mit Merry den Fluß überquert, und das war mutig. Eine tolle Leistung«, fügte er mit einem Grinsen hinzu. »Inzwischen sind Sie berühmt.« »Warum?« sagte sie bitter. »Ich konnte ja doch nicht helfen. Ich habe so lange für den Weg gebraucht, daß jede Hilfe zu spät kam.« »Denken Sie das wirklich?« fragte er überrascht. Er stieß die Tür ganz auf und nahm sie in die Arme. »So was dürfen Sie nicht sagen. Sie trifft keine Schuld. Selbst wenn Ihr Pferd Flügel gehabt hätte, wären Sie nicht mehr rechtzeitig gekommen.« Als sie in seinen starken Armen lag, fühlte sie sich getröstet. »Hören Sie mir zu?« fragte er. »Ja«, flüsterte sie. »Vielen Dank, Zack.« Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Lächelnd blickte er auf sie herunter. »Wir bleiben in Verbindung. Mit der Telegraphenlinie ist das keine Schwierigkeit, und wir reiten die ganze Zeit daneben her.« Er nahm ihre Hände. »Sie glauben ja gar nicht, wie froh ich bin, daß Sie bei uns bleiben. Und haben Sie bitte ein Auge auf den kleinen Wesley.« »Das werde ich gerne tun.« Es schien ihm schwer zu fallen, sich von ihr zu trennen. »Ich muß Ihnen noch etwas sagen: Ich mag Sie nicht nur, sondern ich liebe Sie. Und ich hoffe, daß Ihnen auch etwas an mir liegt. Wenn ich zurückkomme, will ich Sie bitten, meine Frau zu werden.« Erleichtert atmete er aus. »Uff! Das wäre geschafft!« Sie war verblüfft und wußte nicht, was sie antworten sollte. Er lächelte und küßte sie sanft und liebevoll. »Ich werde darum beten, daß Sie bei meiner Rückkehr noch hier sind. Ansonsten werde ich Sie überall suchen.« Von der Veranda aus beobachtete sie ihren Aufbruch. Es war ihr peinlich, daß Zack sie so geküßt hatte, obwohl sie doch Logan liebte. Daß er ihr aus heiterem Himmel einen Antrag gemacht hatte, tat ihr leid, denn sie wußte, daß sie ihn würde enttäuschen müssen.

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