Weites wildes Land
Maudie dich gebeten, unser Land zu vermessen?« »Sie hat so was erwähnt.« Er nahm die Karten heraus und breitete eine nach der anderen auf dem Schreibtisch aus. Sorgfältig prüfte er jede einzelne, bis er schließlich gefunden hatte, was er suchte. »Ha, da ist es.« »Was?« Sibell stellte sich neben ihn, während er sich über die Karte beugte. »Kennst du diesen Flecken?« Sie blickte genauer hin. »Ich bin mal dort vorbeigekommen. Aber was ist daran so Besonderes. Sag bloß nicht, du hättest da Gold gefunden.« Logan konnte seine Aufregung kaum noch verbergen. Er umschloß ihr Gesicht mit den Händen und küßte sie auf die Lippen. »Versprich mir, keiner Menschenseele davon zu erzählen.« »Nur wenn du mich noch einmal küßt und mich um Verzeihung bittest, daß du mich gestern allein gelassen hast.« »Es tut mir leid, es tut mir leid.« Er lachte und legte den Arm um sie. Seine Begeisterung war so ansteckend, daß sie ihn schüttelte. »Sag mir, hast du Gold gefunden?« »Nein, Liebes, kein Gold, aber etwas, was fast so gut ist. Bitte schreibe die Längen- und Breitengrade auf, die ich dir jetzt ansage.« Sibell notierte sie auf einem Zettel, den sie ihm dann gab. »Logan, was ist es? Wenn du es mir nicht sagst, schreie ich.« »Wolfram«, flüsterte er. »Tonnenweise.« Sie war enttäuscht. »Was ist das?« »Das ist ein sehr geschmeidiges Metall und auch sehr leicht. Außerdem gibt es dort Zinn. Ein Vermögen in Wolfram und Zinn. Ich werde auf der Stelle die Schürfrechte beantragen.« »Hat Maudie nichts gesehen?« »Maudie hat von solchen Sachen keine Ahnung, erzähl ihr also um Gottes willen nichts.« »Aber das Land gehört den Hamiltons. Haben sie dann nicht auch die Rechte?« »Ihnen gehört vielleicht das Land, aber nicht das, was darunter liegt. Die Schürfrechte kann jeder beantragen.« Sibell war erstaunt. »Und was geschieht jetzt?« »Wir schweigen wie ein Grab, bis ich das Geld und die Ausrüstung besorgt habe und Leute anstellen kann. In Katherine habe ich meine Lektion gelernt. Für die Arbeit will ich nur Chinesen. Sie schuften mehr und sind billiger. Ich werde reich, Sibell, steinreich.« Er wirbelte sie durch den Raum, und Sibell war glücklich. Nicht nur, weil sie sich für ihn freute, sondern auch, weil Maudie, die Farmbesitzerin, nun alle Anziehungskraft verloren hatte. Und daran war sie selbst schuld. Falls er überhaupt jemals ein Auge auf sie geworfen hatte. Sibell machte sich Vorwürfe wegen ihrer dummen Eifersucht. »Kein Wort«, ermahnte Logan sie. Sibell nickte lächelnd. Wie sie ihn liebte, diesen gewitzten und stattlichen Mann! Netta trottete ohne anzuklopfen in das Büro. »Was jetzt, Missy?« »Hast du schon die Betten gemacht?« »Nein.« »Dann nimm das bitte gleich in Angriff.« Nachdem Netta den Raum verlassen hatte, faltete Logan die Karten zusammen. »Laß uns ein wenig spazieren gehen, Sibell. Nur wir beide. Es muß doch ein Plätzchen geben, wo wir ungestört sind. Und dann muß ich los.« »Schon? Ich dachte, du bleibst ein paar Tage.« »Mein Liebes, ich habe jetzt so viel zu erledigen, daß ich schon längst unterwegs sein müßte.« »Wann fängst du mit dem Abbau an?« »Das dauert noch Monate. Vorher sehen wir uns noch.« Sie gingen den ganzen Weg bis zur Lagune, wo er sie mit wilder Unersättlichkeit liebte. Sie war so verzweifelt bei dem Gedanken, daß er sie schon wieder verlassen wollte, daß all ihre Verpflichtungen auf der Black Wattle Farm für sie bedeutungslos wurden. »Nimm mich mit, Logan. Ich ertrage es nicht, von dir getrennt zu sein.« »Nach Katherine? Niemals. Das ist ein schrecklicher Ort. Ich wohne in einer Bretterbude. Wenn ich mit dem Schürfen beginne, schlage ich mein Lager direkt auf diesem Anwesen auf. Dann kann uns nichts mehr trennen.«
* * *
Nach Logans Abreise wurde die Stimmung zwischen den beiden Frauen zusehends feindseliger. Maudie schien sich keine Gelegenheit für einen Seitenhieb gegen Sibell entgehen zu lassen. Und Sibell wußte, daß sie sich eigentlich mit Maudie hätte aussöhnen und offen mit ihr über die Angelegenheit sprechen müssen. Doch jedesmal, wenn Sibell sich fast dazu überwunden hatte, fiel Maudie etwas ein, um sie auf die Palme zu bringen. »Warum gibt es niemals Kutteln?« fragte Maudie. »Kutteln? Ich mag keine Kutteln. Außerdem weiß ich nicht, wie man die kocht.« »Das ist doch kein Kunststück. Sagen Sie Sam Lim, er soll morgen zum Abendessen Kutteln kochen. Und in Zukunft möchte
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